Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen feierte und gedachte der 80 Jahre Theologinnen-Geschichte

(Oktober 2014)

Die volle rechtliche Gleichstellung ordinierter Pfarrerinnen ist in der Evangelischen Kirche von Westfalen erst seit 1974 möglich - Welche Unterschiede im Alltag jedoch auch heute noch herrschen, beschrieb der Vortrag mit dem Titel „Der Pfarrer bin ich! Geschichte der Theologinnen in Westfalen“, den Pfarrerin Birgit Reiche am 28. Oktober 2014 vor 60 Teilnehmerinnen einer Konferenz der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. in Soest hielt.

Sie stellte fest: „Frauenordination ist eng verknüpft mit Fragen nach dem gesellschaftlichen und kirchlichen Rollenbild der Frau und Fragen der gesamtgesellschaftlichen und kirchlichen Gleichstellung von Frauen und Männern.“ 2014 sei Zeit innezuhalten und das bisher Erreichte zu feiern. Jedoch sei noch einiges zu tun.

Seit mehr als 100 Jahren können Frauen Theologie studieren - dennoch seien Pfarrerinnen nicht selbstverständlich. Frauen kämpften bis 1974 für die gleichberechtigte Stellung der evangelischen Pfarrerinnen neben den männlichen Kollegen. In den Folgejahren ging es darum, die rechtliche Gleichstellung von Pfarrerinnen und Pfarrern auch praktisch Wirklichkeit werden zu lassen. Während es heute eine kontinuierlich ansteigende Anzahl von Pfarrerinnen gäbe, so Reiche, seien Frauen auf der mittleren, wie auch auf der oberen Leitungsebene der Kirche noch eine Seltenheit. Im Jahr 2013 sind 36 Prozent der Pfarrerinnen und Pfarrer in Westfalen Frauen. Bei den Vikarinnen und Vikaren ist das Verhältnis mit 24 Männern und 22 Frauen nahezu ausgeglichen. Insgesamt aber spräche eine gestiegene Anzahl von Superintendentinnen im Hauptamt (7 von 29) und seit 2013 einer Präses dafür, dass für Theologinnen inzwischen »alles möglich« sei, „wenn sie wollen und wenn sie fünf Jahre in einer Pfarrstelle waren - und wenn sie das mit ihrem Lebensentwurf in Einklang bringen können.“

Dieses Jubiläum festlich zu begehen, das Erreichte zu feiern, bedeute auch - so Reiche-, besonders an Pionierinnen zu denken. Einen besonderen Stellenwert in der Theologinnen-Geschichte, die die Verbandspfarrerin der westfälischen Frauenhilfe referierte, kam Milly Haake (1900-1974) aus Hamm zu teil: Sie beginnt nach dem Abitur eine Ausbildung zur Apothekerin und studiert ab 1926 Evangelische Theologie. Bereits im Lehrvikariat kommt sie zur Frauenhilfe nach Soest und bleibt dort bis zur ihrer Pensionierung im Jahr 1964 tätig. Sie leistet viel Reisedienst zu den Frauenhilfe-Gruppen in Westfalen und hat im Zweiten Krieg Vertretungen in vielen Gemeinden übernommen. Als die Pfarrer nach dem Zweiten Weltkrieg zurückkehren, werden die Tätigkeiten der Vikarinnen wieder eingeschränkt und mit dem Vikarinnengesetz von 1949 praktisch auf den Stand der Vorkriegszeit festgeschrieben. 1949 sind in Westfalen 21 Theologinnen im Dienst. Die neue Vertrauensvikarin der Theologinnen, Milly Haake, setzt sich viele Jahre für geregelte Anstellungsverträge der Theologinnen ein.

Eine Wanderausstellung, die die 80 Jahre Theologinnen-Geschichte in Westfalen dokumentiert und beleuchtet, wurde vom 27. bis 28.10 2014 in der Tagungsstätte Soest von mehr als 100 Frauen aus ganz Westfalen gewürdigt. Sie nahmen in der Zeit an der Mitgliederversammlung und Herbstkonferenz der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. teil. Auf zehn Plakaten und mit Hilfe einiger geschichtsträchtiger Dokumente wird gezeigt, wie sich die Position der Theologinnen in der Evangelischen Kirche von Westfalen veränderte. Gestaltet wurde die Ausstellung vom Landeskirchlichen Frauenreferat und dem Landeskirchlichen Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen.

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Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. setzt sich seit Jahrzehnten für Geschlechtergerechtigkeit ein, unterstützt die Übernahme von Verantwortung und hat als einen Schwerpunkt inhaltlich den Bereich Theologie und Spiritualität.
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