Evangelische Frauen beziehen Position gegen Rechtspopulismus

(Oktober 2016)

Evangelische Frauen beziehen Position gegen Rechtspopulismus (Oktober 2016)

Bildnachweis:
RPI Loccum CC BY-NC-SA 3.0

Angesichts verstärkter rechtspopulistischer Strömungen in Deutschland beziehen die Evangelischen Frauen in Deutschland e.V. (EFiD) klar Position. "Wir nehmen es nicht widerspruchslos hin, dass rechtspopulistische Gruppierungen in unserer Gesellschaft Hass schüren", erklärt die EFiD-Vorsitzende Pfarrerin Susanne Kahl-Passoth.

Ängste und Sorgen vieler Menschen - zum Beispiel in Bezug auf Einkommen, bezahlbaren Wohnraum und gesellschaftliche Beteiligung, aber auch angesichts der Herausforderung der Integration zugewanderter Menschen - seien ernst zu nehmen. "Wir kritisieren ungerechte Verhältnisse ebenso deutlich wie die Instrumentalisierung von Ängsten für rechtspopulistische Ideologien", zitiert die Theologin aus einer Resolution, die die Mitgliederversammlung des Verbands im Oktober 2016 verabschiedet hat.

In seiner Resolution zeigt der Frauendachverband der Evangelischen Kirche sich erschrocken, dass auch Christinnen und Christen nicht vor menschenverachtenden Haltungen und Handlungen gefeit sind. Umso mehr gelte es, in und mit Kirche und Diakonie entschieden einzutreten für die unantastbare Würde und die Menschenrechte aller Menschen, erläutert Pfarrerin Angelika Weigt-Blätgen, die stellvertretende Vorsitzende des Verbands.

"Die Situation fordert uns heraus, gegen Menschenfeindlichkeit und Gewalt jeglicher Art zu positionieren und uns in kirchlichen und gesellschaftlichen Bündnissen entschieden für Respekt und Toleranz sowie für den Schutz und die Verteidigung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit einzusetzen."

Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. ist eines der 39 Mitgliedsorganisationen der EFiD und war mit ihrer Delegierten in der Mitgliederversammlung im Oktober vertreten. Angelika Weigt-Blätgen ist die Leitende Pfarrerin der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. und stellvertretende Vorsitzende des Frauendachverbandes der Evangelischen Kirche.

EFiD-Resolution zum Rechtspopulismus im Wortlaut

Menschenfeindlich denken und handeln - nicht mit uns!
Rechtspopulistische Strömungen und Parteien werden in vielen europäischen Ländern lauter und stärker - auch in Deutschland.
Rechtspopulistische Gruppierungen vertreten menschenfeindliche Positionen, unter anderem auch reaktionäre Geschlechter- und Familienbilder, die Frauen und Männer auf bestimmte Rollenmuster festlegen und andere Lebensentwürfe diskriminieren.
Angesichts einer Gesellschaft, die durch Arbeitsmigration und Zuwanderung geflüchteter Menschen ethnisch, kulturell und religiös vielfältiger geworden ist, schüren rechtspopulistische Gruppierungen Hass, Akzeptanz von Gewalt und eine wachsende Bereitschaft, Gewalt auszuüben. Die gestiegenen Zahlen von Anschlägen auf Unterkünfte von Geflüchteten sprechen hier eine deutliche Sprache.

Ungerechte Verhältnisse nähren Ängste und Sorgen - zum Beispiel in Bezug auf Einkommen, bezahlbaren Wohnraum und gesellschaftliche Teilhabe. Viele Menschen fragen sich, ob und wie Integration gelingen kann und wie dabei auch Probleme anzugehen sind, so Gewalt gegen Frauen und gegen Menschen anderer Religionen. Wir nehmen diese Erfahrungen und Gefühle ernst, und wir kritisieren ungerechte Verhältnisse ebenso deutlich wie die Instrumentalisierung von Ängsten für rechtspopulistische Ideologien.

Es erschreckt uns, dass auch Christinnen und Christen nicht vor menschenverachtenden Haltungen und Handlungen gefeit sind. Auch innerhalb der Kirchen gibt es Menschen, die solches Gedankengut mittragen und teilen. Darum brauchen wir eine Stärkung des selbstkritischen Blicks innerhalb unserer Kirche.

Die Situation fordert uns evangelische Frauen heraus, Zivilcourage zu beweisen und eindeutig und klar erkennbar Position zu beziehen gegen Menschenfeindlichkeit und Gewalt jeglicher Art. Dazu brauchen wir eine differenzierte Wahrnehmung dieser Gruppierungen und, wo möglich, die Auseinandersetzung mit ihnen.
In den gesellschaftlichen Diskurs bringen wir unser christliches Menschenbild ein und unsere Erfahrung aus der Arbeit mit Geflüchteten, aus diakonischem Handeln und aus dem interreligiösen Dialog. Einzubringen haben wir darüber hinaus unsere Kompetenz in geschlechtersensibler Arbeit sowie in Sensibilisierung für und Widerstand gegen rassistisches, sexistisches und ausgrenzendes Reden und Handeln - wo und durch wen immer.

Von uns selbst wie von Kirche und Diakonie erwarten wir eine klare Positionierung und entschiedenes Eintreten für die unantastbare Würde und die Menschenrechte aller Menschen, für Respekt und Toleranz sowie für den Schutz und die Verteidigung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Dafür setzten wir uns in und mit unseren Kirchen, kirchlichen Einrichtungen und gesellschaftlichen Bündnissen ein.

Fenster schließen