Licht und Schatten nach 25 Jahren Haus WegWende

(September 2023)

Licht und Schatten nach 25 Jahren Haus WegWende (September 2023)

Jörn Hackbusch, Leiter von Haus WegWende, blickt auf das 25-jährige Bestehen als Wohnheim für Menschen mit psychischen Behinderungen zurück.

Die Gewährleistung einer Ansprechbarkeit und Präsenz rund um die Uhr ist nach wie vor für viele Bewohnerinnen und Bewohner eine ganz zentrale und bedeutsame, Sicherheit vermittelnde Struktur“, erläutert Jörn Hackbusch, Leiter von Haus WegWende, das Angebot.
Er ist seit 2002 im Haus WegWende tätig. Seit 2016 leitet er die drei Bereiche Haus WegWende, das Ambulant Betreute Wohnen Frauenhilfe und die Tagesstätte in Werdohl, die sich allesamt in Trägerschaft der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen (EFHiW) befinden.

Haus WegWende in Werdohl blickt im Jahr 2023 auf sein 25-jähriges Bestehen als Wohnheim für Menschen mit psychischen Behinderungen zurück. Es bietet Wohnraum, Assistenz in allen Lebensbereichen, Versorgung und tagesstrukturierende Maßnahmen für 19 Menschen im Alter von 35 bis 70 Jahren. Das Angebot richtet sich an alle Menschen mit einer chronisch psychischen Erkrankung, die in einer eigenen Wohnung nicht mehr ausreichend unterstützt werden können. Die bestehenden Krankheitsbilder gehen von schizophrenen Erkrankungen über depressive und manisch-depressive Erkrankungen bis hin zu Persönlichkeitsstörungen.

In unserem tagestrukturierenden Angebot im Haus WegWende sind die Männer und Frauen je nach Belastungsfähigkeit unterschiedlich stark über die Woche eingebunden. In der Unterstützung und Assistenz im Alltag begleiten wir die Menschen in allen Lebensbereichen,“ verdeutlicht der Sozialarbeiter und fügt hinzu: „Hier sind wir heute stärker auf individuelle Bedarfe ausgerichtet.
Kommen andere Menschen in die Einrichtungen als noch vor einigen Jahren? „Die Anfragen, die wir erhalten, kommen nach wie vor von Menschen oder Angehörigen von Menschen, die zumeist in einer sehr dringlichen Suche nach einem solchen Angebot sind“, erklärt Hackbusch. „Nur sehr selten können wir diese Bedarfe dann kurzfristig bedienen.“ Die Bedarfe dieser Menschen seien tendenziell komplexer als noch vor einigen Jahren, vor allem in Bezug auf andere bestehende Sekundärerkrankungen oder auch altersbedingte Einschränkungen.

Dass es drei Einrichtungen und Dienste der Arbeit mit Menschen mit psychischen Behinderungen in Trägerschaft der EFHiW gibt, sieht er positiv für alle. „Dies hat auch direkte Auswirkungen für die Menschen, die wir in den unterschiedlichen Einrichtungen begleiten: Man kennt „Gesichter“ hat niederschwellig Ansprechpersonen und kann schnell Übergänge ermöglichen,“ betont der 49jährige. Alle drei seien auch über ein gemeinsames Fortbildungswesen, gemeinsame kollegiale Beratungen und Arbeitsstrukturen sowie durch personelle Fluktuation lebendig miteinander verknüpft.

Vor allem Sozial- und Gesundheitspolitiker*innen sind sich einig, dass es für jeden Menschen mit Behinderung besser ist, im Sozialraum mit Unterstützungshilfen zu leben, statt in einer besonderen Wohnform untergebracht zu sein. Dem stimmt der aus Schleswig-Holstein stammende Leiter grundsätzlich zu. „Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der häufig lange Prozess der Stabilisierung in einer besonderen Wohnform auch zu einer Beheimatung und bestenfalls zu einer Integration in eine Gemeinschaft führt.“ Dies seien stabilisierende Faktoren, die sich nicht immer und in jedem Lebenszusammenhang an anderer Stelle herstellen lassen.

Mit Blick auf die letzten Jahre stellt Jörn Hackbusch eine Verbesserung der gesellschaftlichen Akzeptanz im Umgang mit Menschen mit Behinderungen fest. Dies gelte auch für den Umgang mit psychischen Erkrankungen. „Sie sind zum Beispiel medial präsenter und auch Gegenstand der öffentlichen (Gesundheits-)Debatte.“ Leider gelte dies aber vor allem für die Depression - nicht unbedingt für alle psychischen Krankheitsbilder. „Ich erlebe noch viel Unwissen zu den vielfältigen anderen Krankheitsbildern. Und daraus resultiert bis heute dann eine Skepsis oder Unsicherheit im Umgang mit Menschen mit psychischen Erkrankungen“, bedauert Hackbusch.

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