Solidarität und Unterstützung für Ruby Rebelde

(August 2023)

Solidarität und Unterstützung für Ruby Rebelde (August 2023)

Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e. V. (EFHiW), Mitglied der ‚Initiative Respekt und Schutz für Sexarbeiter*innen‘ und beim bufas e.V., sichert Ruby Rebelde ihre Solidarität und Unterstützung zu.
Die Zeitschrift „EMMA“, der Verein „SISTERS e.V.“ und die GbR „Netzwerk Ella“ haben im Mai 2023 eine Unterlassungsaufforderung gegen Ruby Rebelde erwirkt. Am 13.07.23 ist Ruby Rebelde in erster Instanz am Landgericht Berlin dazu verurteilt worden, bestimmte Aussagen über den Verein Sisters zu unterlassen.

Ruby Rebelde wies auf sexarbeitsfeindliche Argumentationen im Fachvortrag zum Thema „Sexarbeitsfeindlichkeit und Antifeminismus“ auf dem Fachtag der ‚Initiative Respekt und Schutz für Sexarbeiter*innen‘ am 12.5.2023 hin. Die EFHiW konnte und kann bis heute nichts Falsches, Missverständliches, Diffamierendes oder Irreführendes an den Inhalten des Vortrags von Ruby Rebelde erkennen. Ruby Rebeldes Vortrag war und ist richtig und wichtig. Die EFHiW ist nach wie vor dankbar, dass Ruby Rebelde bereit war, den Interessen von Sexarbeiter*innen eine so informierte, starke und fundierte Stimme zu geben.
Eine Unterlassungsaufforderung inklusive Anwaltsrechnungen empfindet die EFHiW als neue Form der Eskalation. Dieses Vorgehen unterstreiche deutlich, dass es Sexarbeitsgegner*innen nicht um Schutz, Respekt oder Unterstützung für Sexarbeitende geht.

Die EFHiW bewertet das Vorgehen von Emma, Sisters e.V. und Ella als Versuch der Repression und Einschüchterung von Sexarbeitsaktivist*innen. Aktivist*innen, Einrichtungen und Initiativen, die sich gegen das nordische Modell aussprechen, werden als „Zuhälterlobby“ diffamiert. Diese Form der Verschwörungserzählung von der „Zuhälterlobby“ hat Ruby Rebelde in ihrem Vortrag historisch und demokratietheoretisch eingeordnet.
Die Bewegung gegen „Mädchenhandel“ Anfang des vergangenen Jahrhunderts war explizit antisemitisch geprägt. Sexarbeitsgegner*innen blicken sowohl in Deutschland als auch international auf eine lange Tradition von rassistischen, antisemitischen und xenophoben Narrativen zurück.
Faktoren wie globale Ungleichheit und Armut, repressive Migrationsregime, Verstöße der EU gegen die Genfer Flüchtlingskonvention, Klassismus, Behindertenfeindlichkeit, Queerfeindlichkeit, die Feminisierung von Armut oder die kapitalistische Ausbeutung in ihren vielfältigen Ausprägungen außerhalb der Sexarbeit werden von Sexarbeitsgegner*innen ausgeklammert oder übersehen.

Debatten, die versuchen der Komplexität von Menschen in der Sexarbeit gerecht zu werden, werden von Sexarbeitsgegner*innen verkürzt. Schon der Versuch, eine solche Debatte zu führen, wird diskreditiert mit dem Verweis auf viel bemühte, aber dennoch falsche statistische Daten.
Bei zukünftigen Veranstaltungen plant die EFHiW Sexarbeiter*innen und andere anwesende marginalisierte Personen vor diskriminierenden (Sprech-)Handlungen zu schützen. Es werden Awareness-Konzepte erarbeitet, damit Betroffene oder Aktivist*innen sich nicht entscheiden müssen zwischen der eigenen Sicherheit auf der einen Seite und dem Einstehen für ihre Prinzipien und Teilhabe an politischen Aushandlungsprozessen auf der anderen Seite.
Die EFHiW wird dafür Sorge tragen, Sexarbeiter*innen sichere Räume für ihr politisches und gesellschaftliches Engagement zu geben. Sie setzt sich für Diskurse auf Augenhöhe ein und akzeptiert keine Repression und Einschüchterung mithilfe staatlicher Instrumente.

Hintergrund

Informationen zur Unterlassungsaufforderung unter Stellungnahme Ruby Rebelde.
Verschwörungserzählungen bezüglich jüdischer Männer, die Mädchenhandel, Vergewaltigung, usw. an arischen cis Frauen systematisch planen würden (www.dhm.de/lemo/kapitel/weimarer-republik/antisemitismus.html), waren weit verbreitet und haben bis heute Auswirkungen. Im US-Amerikanischen Kontext wurde explizit von dem Mythos der „white slavery“ (weiße Sklaverei) Gebrauch gemacht, um cis Männer of Color, aber insbesondere Schwarze cis Männer, zu kriminalisieren (www.opendemocracy.net/en/beyond-trafficking-and-slavery/white-slavery-origins-of-anti-trafficking-movement/). Im Jahr 2021 schlugen Sexarbeitsgegner*innen in der Veranstaltung zum Thema KZ Bordelle, organisiert von der Rosa-Luxemburg-Stiftung in München und KOFRA München, einen Bogen von den Bordellen in Konzentrationslagern in der Nazizeit über den Sextourismus nach Thailand, die Vergewaltigungen als Kriegsmittel - z.B. während des jugoslawischen Bürgerkriegs - bis zur Sexarbeit in Deutschland. Mit ihrem Resümee: „Wir können nicht zwischen freiwilliger und erzwungener Prostitution unterscheiden“, relativierten sie die Gewalterfahrungen unzähliger Menschen im Interesse ihrer politischen Agenda.

Die EFHiW hat die Trägerverantwortung für die Prostituierten- und Ausstiegsberatungen THEODORA und TAMAR, die in Ostwestfalen-Lippe, in den Kreisen Olpe, Soest und Siegen-Wittgenstein sowie in Borken, Coesfeld, Steinfurt und der Stadt Hamm tätig sind.
Weitere Infos unter www.tamar-hilfe.de und www.theodora-owl.de

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