Stellungnahme der Evangelischen Kirche von Westfalen und der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. zum Weltgebetstag 2024

(November 2023)

Stellungnahme der Evangelischen Kirche von Westfalen und der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. zum Weltgebetstag 2024 (November 2023)

Der Weltgebetstag

Der Weltgebetstag (WGT) ist die größte weltweite und ökumenische Bewegung christlicher Frauen. Er wird in Deutschland und in über 100 Ländern von Christinnen verschiedener Konfessionen organisiert und gestaltet – jedes Jahr am ersten Freitag im März.

Über Konfessions-, Alters- und Ländergrenzen hinweg engagieren sich Frauen beim Weltgebetstag für globale Gerechtigkeit, Frieden und Geschlechtergerechtigkeit in Kirche und Gesellschaft. Damit leisten sie einen wertvollen Beitrag für die christliche Ökumene und für ein respektvolles Miteinander aller Menschen weltweit.

Mit ihrem Engagement setzen sie ein deutliches Zeichen von Solidarität: in der gemeinsamen Feier des Gottesdienstes, aber auch durch die umfassende Vorbereitung, in der Frauen theologische, gesellschaftspolitische, historische und ökologische Bildung erfahren und weitergeben. Mit den Kollekten aus den Gottesdiensten werden weltweit Projekte unterstützt, die Frauen und Mädchen in ihrer Selbstständigkeit fördern.

Weltgebetstag 2024 aus Palästina: „… durch das Band des Friedens“

Nicht erst nach dem Terrorangriff der Hamas auf die Zivilbevölkerung und das Existenzrecht Israels am 7. Oktober 2023 wurde deutlich, dass die Liturgie des WGT nicht in der vorliegenden Form gefeiert werden kann.

Die Haltung der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen (EFHiW) und der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) in der gegenwärtigen Lage ist eindeutig: Wir verurteilen die barbarischen Angriffe der Hamas auf Israel. Wir stehen an der Seite der Jüd*innen – in Israel und in Deutschland. Und natürlich sind wir auch mit Christ*innen in Palästina verbunden. Dieser doppelten Verbundenheit mit den Menschen in Israel und Palästina gilt es Ausdruck zu verleihen.

Ein Team des Weltgebetstags-Komitees und des Vorstandes des Weltgebetstages in Deutschland mit Sitz in Stein arbeitet momentan intensiv an der Frage, wie es gelingen kann, dem Anliegen der Weltgebetstags-Bewegung nachzukommen und den Stimmen palästinensischer Frauen Raum zu geben. Dabei ist wichtig, die bleibende Verbundenheit des Christentums mit dem Judentum zu ihrem Recht kommen zu lassen.

Einige Punkte in der Liturgie und in den Materialien, die das Deutsche Weltgebetstag-Komitee bereitgestellt hatte, stehen im Widerspruch zum oben genannten Anliegen des WGT (z.B. das Titelbild, der unkommentierte Gebrauch des Psalm 85, die Handala-Figur). Deshalb hat sich das Deutsche Weltgebetstags-Komitee entschlossen, die Gebetsordnung und das Titelbild zurückzuziehen und ab Anfang Januar eine überarbeitete Gebetsordnung zur Verfügung zu stellen

Das Gebet für Frieden und die Rolle und Situation von Frauen auf der Welt und in Palästina im Speziellen bleiben aber ein wichtiges Anliegen.

Die Erfahrungen der an der Erstellung der Liturgie beteiligten Personen sind real. Besatzung, Siedlungen, Gewalttaten durch radikale Siedler*innen etc. sind real, die Diskriminierungen von Palästinenser*innen sind kein Hirngespinst. Wer hier auf Missstände hinweist, ist noch lange nicht Anhänger*in der Hamas. Doppelte Verbundenheit mit den Menschen in Israel und Palästina bedeutet eben auch, die Erfahrungen und Deutungen der Christ*innen in Palästina wahr- und ernst zu nehmen. Dass es Gewalttaten auf allen Seiten gibt, die jeder Art von möglicher Ko-Existenz zuwiderlaufen, wird von vielen Menschen in Israel ebenfalls wahrgenommen und kritisiert.

Die EFHiW wird ab Anfang Januar 2024 die in der Zwischenzeit vom Weltgebetstag der Frauen – Deutsches Komitee e. V. überarbeitete Gebetsordnung und das Begleitmaterial zur Verfügung stellen, das versucht, den verschiedenen Ansprüchen gerecht zu werden.

Wir möchten die Gemeinden befähigen, informiert und kritisch das Material und die Gottesdienstordnung für die Ausrichtung des Gottesdienstes zum Weltgebetstag am 1. März 2024 benutzen zu können.
Zusätzlich zu den zu erstellenden Materialien bietet die EFHiW für Gemeinden, die dies wünschen, Beratung und Begleitung an. Wenden Sie sich gerne an Claudia Montanus, montanus@frauenhilfe-westfalen.de.

Die EFHiW führt wie jedes Jahr ab November diverse Vorbereitungstreffen für Multiplikatorinnen, zumeist Ehrenamtliche, dezentral in den westfälischen Kirchenkreisen und zentral in Soest durch, sensibilisiert für die Konfliktlinien, arbeitet zu den theologischen Herausforderungen, weist auf die besondere Verantwortung hin, in Deutschland am 1. März 2024 den Weltgebetstag aus Palästina zu feiern. In den Werkstätten bietet die EFHiW Teilnehmenden die Möglichkeit, für den jeweiligen Gemeindekontext Veranstaltungsformen zu entwickeln. Die Vorbereitungsveranstaltungen dienen als Diskussions- und Austauschräume, die in der gegenwärtigen Situation so dringend benötigt werden.

Das Ziel der gemeinsamen Arbeit vom WGT Deutschland und der EFHiW ist es, im März 2024 verantwortlich und wirksam mit unseren palästinensischen Schwestern für Freiheit und Gerechtigkeit für alle Frauen auf der ganzen Welt beten zu können. Der Weltgebetstag ist eine globale Laienbewegung. Die EFHiW und die EKvW bitten um Unterstützung der Ehrenamtlichen, dass sie die Gemeindeveranstaltungen und den Weltgebetstag durchführen können. Dafür bitten sie um die Geduld und das Mitdenken aller.

                              
i.A. Pfarrer Ralf Lange-Sonntag                                                Pfarrerin Birgit Reiche
Beauftragter für christlich-jüdischen Dialog,                          Leitende Pfarrerin der EFHiW
Beauftragter für christlich-islamischen Dialog,
Beauftragter für interreligiösen Dialog der EKvW

Bielefeld und Soest, 17. November 2023

Hier finden Sie diese Stellungnahme als pdf-Dokument.

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