Jahresbericht 2023

(Januar 2024)

Jahresbericht 2023 (Januar 2024)

Frauenhilfe –
Mehr als Sie denken…

Das Jahresthema „Mit Herz, Mund und Händen… Sprache leben“ hat uns, die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen (EFHiW) im Jahr 2023 in vielen Bereichen unserer Arbeit begleitet. Ein Gespräch wird wertvoll, wenn sich die Gesprächspartner*innen mit echtem Interesse begegnen. Für unsere Kommunikation untereinander ist eben nicht nur das gesprochene Wort wesentlich, sondern auch Gestik und Mimik, Blickkontakt und Körpersprache und häufig auch gerade das, was nicht gesagt wird.

Die Menschen in der EFHiW haben viel gesprochen – auch und gerade 2023 mussten sie sich in Arbeitsgruppen, in Einzelgesprächen bei Tagungen und Sitzungen immer wieder vergewissern, was Frauenhilfe heute ist, welche Bedeutung sie in der Verbandsarbeit und in den diakonischen Arbeitsfeldern aktuell hat und zukünftig haben wird. Ein solcher Austausch benötigt Zeit, eine vertrauensvolle Atmosphäre, aber auch die Bereitschaft zur Auseinandersetzung und manchmal Streit.

Nicht unerwähnt bleiben sollen ungezählte Vorträge und Studientage, Landfrauentage etc. des pädagogisch-theologischen Teams der EFHiW, zahlreiche und kreative Aufnahme des Jahresthemas vor Ort und in den Verbänden, die WGT-Gottesdienste landauf und landab zu Taiwan, Jubiläumsgottesdienste, Grußworte durch Vorstandsmitglieder, Austausch der Theolog*innen in den Vorständen der Verbände oder der EB-Beauftragten, zahlreiche Briefe, Telefonate und Mails …

Seit dem Jahr 2022 werden die Verbandskonferenzen für eine breitere Frauen-Öffentlichkeit geöffnet. Sie heißen nun nicht mehr Frühjahrs- und Herbstkonferenz, sondern Frauenkonferenz. Unter dem Titel „Frauenrechte sind Menschenrechte. Gegenwärtige feministische Positionen.“ fand im April 2023 die Frauenkonferenz in Soest statt. Feminismus ist ein Sammelbegriff für zahlreiche und vielfältige, oft auch einander widersprechende Konzepte, Strategien und Bewegungen. Über gegenwärtige feministische Positionen informierten sich mehr als 35 Frauen in einer 24-Stunden-Tagung.

Die 24-Stunden-Frauenkonferenz Ende Oktober 2023 in Soest hat den anwesenden Frauen einen vielfältigen Einblick in den Bereich des selbstbestimmten Sterbens gegeben. Über das Ende des eigenen Lebens selbst entscheiden und einen Anspruch auf Suizidbeihilfe haben - das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes im Februar 2020 hat dies als grundrechtlich geschütztes Recht festgelegt. Den daraus resultierenden Fragen widmeten sich fast 30 Frauen aus Westfalen. Sie suchten Antworten mithilfe der Referentinnen Prof. Dr. Dr. Sigrid Graumann, Rektorin der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe und Mitglied im Deutschen Ethikrat, Angelika Köster, Einrichtungsleitung Christliches Hospiz für den Kreis Soest, Pfarrerin Anika Prüßing, Forschende zu Gemeindeseelsorge und assistiertem Suizid, Pflegeschulleiterin Andrea Wiemann, Pfarrerin Birgit Reiche und Pfarrerin Lindtraut Belthle-Drury von der EFHiW.

In allem Tun ist es wichtig, sich immer wieder der Grundlage der Arbeit zu vergewissern und mit Gott im Gespräch zu bleiben. So wurde wieder wie in den Vorjahren eine monatliche Andacht an die Gruppenleiterinnen der Frauenhilfe geschickt. Und auch der Judika-Gottesdienst wurde wieder in vielen Gemeinden und Verbänden gefeiert.

Auch für die Kommunikation mit Gott gilt, dass nicht nur das gesprochene Wort wesentlich ist: Wir haben bei den Oasentagen im August 2023 wieder eindrücklich erfahren, wie sehr uns das gemeinsame Singen untereinander und mit Gott verbindet; tiefes Atemholen, ein Seufzer „Oh, Gott!“, ein stummes Stoßgebet – all das kann unser Gespräch mit Gott lebendig halten.

Abschiede, Aufbrüche und Neubeginn

Es gab wieder viele Anlässe, zu feiern und unsere unterschiedlichen Arbeitsbereiche oder einzelne Personen besonders zu würdigen. Auch viele Veränderungsprozesse führen zu Abschieden, Aufbrüchen und Neubeginn.

Anfang März 2023 wurde der Neubau von HAUS PHÖBE in Rimbeck feierlich eröffnet. Nach knapp zweijähriger Bauzeit wurde die neue Pflegeeinrichtung im Februar 2023 in Betrieb genommen und 60 Bewohnerinnen und Bewohner sind vom alten Standort - Bühlstraße 43 -in das neue Haus - Bühlstraße 44 - umgezogen. Eine logistische Meisterleistung, deren Gelingen dem Engagement der Mitarbeitenden und vieler helfenden Hände zu verdanken war. Bewohnerinnen und Bewohner zeigten sich auf Anhieb erfreut über die neuen, modernen und hellen Räumlichkeiten.

Im neuen Haus gibt es drei Wohnbereiche: Im Wohnbereich „Mitten im Dorf“ leben 24 Bewohner*innen aus dem demenziellen Formenkreis ebenerdig mit direktem Zugang zum geschützten Innenhofbereich. Im Wohnbereich „Zur Diemel“ in der 2. Etage setzen wir das Konzept „Wohngruppe junge Alte“ und im Wohnbereich „Zur Egge“ in der 3. Etage das Konzept „Pflege von Frauen für Frauen“ kompetent um. Im Herbst wurde aus Spendengeldern ein „Sinnesgarten“ angelegt.

Schon 33 Jahre besteht das FRAUENHAUS SOEST. Weit über 1.000 Frauen und ihre Kinder wurden in dieser Zeit im Haus aufgenommen und begleitet. Anfang Mai 2023 wurde nun das Jubiläum mit über 80 Gästen in der Kapelle der EFHiW gefeiert. Andacht, Grußworte und der Austausch bei einem Imbiss wurden abgerundet durch den Fachvortrag von Cordelia Moore, Beraterin für Digitale Gewalt, mit dem Titel „Digitale Gewalt - eine geschlechtsspezifische Perspektive.“

Mit einem Festgottesdienst Anfang Mai 2023 wurde Pfarrerin Valeria Danckwerth in der St.-Othmar-Kirche in Dinker ordiniert. Superintendent Dr. Manuel Schilling nahm die Ordination vor, Pfarrer Andreas Herzog und die Leitende Pfarrerin der EFHiW, Birgit Reiche, unterstützten ihn. Pfarrerin Valeria Danckwerth absolviert ihren Probedienst je zur Hälfte in der evangelischen Kirchengemeinde Niederbörde und bei der EFHiW.

Am Trinitatis-Schwesterntag, dem 4. Juni 2023, wurde ein besonderes Jubiläum in Soest gefeiert: Altoberin Schwester Gisela Borg ist vor 70 Jahren in die Schwesternschaft der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen eingetreten. In einem Abendmahlsgottesdienst wurde dies durch die Leitende Pfarrerin Birgit Reiche und Oberin Renate Schumann besonders gewürdigt.

Mehr als 35 Jahre lang leitete Edelgard Spiegelberg das FRAUENHEIM WENGERN. Mitte Juni 2023 wurde für sie ein großes Abschiedsfest bei strahlendem Sonnenschein gefeiert. Mehr als 250 Gäste - Klient*innen, Mitarbeitende, Wegbegleiter*innen einerseits, Vertreter*innen von Verbänden, Ämtern, Verwaltung der Trägerin andererseits - kamen, um Edelgard Spiegelberg Danke und Adieu zu sagen. Ende November wurde ihre Nachfolgerin, Nadine Somer, in einem Festgottesdienst im „Alten Kuhstall“ eingeführt. Die 43-jährige Sozialmanagerin Nadine Somer ist seit Juli 2023 Gesamteinrichtungsleiterin des FRAUENHEIM WENGERN. Mehr als 70 Gäste – Angehörige, Nachbarn, Vertreter*innen von Verbänden, Kommunal- und Landespolitik, Ämtern, Mitbestimmungsgremien und Bereichsleitungen des FRAUENHEIM sowie aus anderen Einrichtungen der Trägerin – waren der Einladung des Vorstandes der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. gefolgt.

Haus WegWende hat eine lange bewegte Geschichte und in der Trägerschaft der EFHiW verschiedene Nutzungen gehabt. Seit 25 Jahren ist es ein Wohnheim für Menschen mit psychischen Behinderungen in Werdohl. Dieses Jubiläum wurde Mitte September 2023 mit geladenen Gästen beim Empfang mit Grußworten, Gesprächen, Musik und Imbiss gefeiert.

Ehrenamt zählt

Viel Mühe und Aufwand hat den Mitgliedern des Verbandes die Fragebogenaktion 2022 gemacht, die die Situation der Gruppen und Verbände abfragte und zahlenmäßig erbat. Die Mitgliederbefragung zeigt deutlich, dass es weniger wird. Umso dankbarer kann die EFHiW allen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen in den Gruppen und den Bezirks-, Stadt- und Synodalverbänden sein, die den Mut nicht aufgegeben und die den Kontakt zu den Mitgliedern aufrechterhalten haben. Ihre Einsatzbereitschaft und Phantasie sind vielfach überwältigend. Auf sie trifft zu, dass das Ehrenamt einfach unbezahlbar ist.

Wie geht es weiter mit dem Ehrenamt in der Frauenhilfe? Dieser Frage widmete sich auch der Vorstand, indem zunächst eine Arbeitsgruppe eingerichtet wurde aus Vorstandsmitgliedern und Mitarbeiterinnen des pädagogisch-theologischen Teams. Diese „AG Frauenhilfe 2.0“ arbeitete intensiv an den Besonderheiten der Frauenhilfen in den unterschiedlichen Regionen von Westfalen, befragte Vorstände, erstellte Sozialraumanalysen und stellte die Ergebnisse dem Vorstand in einer Klausursitzung im April 2023 in Soest vor. Ausgehend von diesen Ergebnissen hat der Vorstand der AG 2.0 Aufgaben zur Weiterarbeit übertragen.

Wichtig hierbei ist es, dass alle Ebenen miteinander im Gespräch bleiben und umeinander wissen. Neben Telefon, Brief und E-Mail werden auch andere Formate ausprobiert. Dienstags, einmal im Monat, fand im Winter 2022/23 und 2023/24 gegen Abend die „Digitale Wärmestube“ statt, die einen kostenfreien Austausch ermöglichte und ehrenamtliche Frauen der Frauenhilfe miteinander in den Austausch brachte. Andere Formate bleiben bewährt: Mit 24 Teilnehmerinnen fand der „Schlüsselkurs“ – Schlüsselelemente für das erfolgreiche Gruppenleiten – für Leiterinnen und Teams in den Frauenhilfe-Ortsgruppen im Juni 2023 statt. An zwei Tagen lernten sie die Frauenhilfe kennen und bekamen viele praktische Hinweise für ihr Ehrenamt, so dass sie beschwingt in ihren Alltag zurückkehrten.

Ende September wurden langjährige Wegbegleiterinnen in den Vorständen der Bezirks-, Stadt- und Synodalverbände der Frauenhilfen auf der Kirchenkreisebene im feierlichen Kreis der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen mit einem Segen und einem Zeichen des Dankes aus ihrem bisher ausgeübten Amt verabschiedet. Sie alle haben sich von den Mitgliederversammlungen ihrer Verbände wählen lassen, um Verantwortung für die Frauenhilfe zu übernehmen. Sie alle sind bereit, Zeit, Kraft und Phantasie in ihre neue Aufgabe einzubringen. Ihnen wurde auf ihrem Weg „die liebevolle Nähe Gottes und viele Engel, die Ihnen Stolpersteine aus dem Weg räumen“, gewünscht.

Am diesjährigen Reformationstag gab es einen ganz besonderen Gottesdienst zu feiern. Die im September 2023 wiedergewählten und neu gewählten Vorstandsmitglieder des Verbandes wurden von Birgit Reiche, Leitende Pfarrerin der EFHiW, im Beisein von Mitgliedern, Mitarbeitenden und Angehörigen in Soest in ihr Amt eingeführt. Liturginnen waren die Verbandspfarrerinnen Lindtraut Belthle-Drury und Anne Heckel. Eine Delegation aus der Evangelischen Frauenhilfe Landesverband Braunschweig mit Renate Leu und Karin Hartz-Hellemann ließen es sich ebenfalls nicht nehmen, durch ihr Erscheinen dem ehrenamtlichen Vorstand den Rücken zu stärken und ihnen Gottes Segen auf den weiteren Wegen mitzugeben. Wiedergewählt wurden Angelika Waldheuer (Münster) als Vorsitzende, Vizepräsident Ulf Schlüter (Bielefeld) als stellvertretender Vorsitzender, Dagmar Gravert (Dortmund) als Schatzmeisterin, sowie Birgitt Schuh-Johannsen (Bad Lippspringe) und Bettina Willimczik (Vlotho). Die Berufung von Superintendentin i.R. Anke Schröder (Vlotho) wurde verlängert. Neu in den Vorstand gewählt wurde Heike Göb (Minden).

Ein Höhepunkt in diesem Jahr waren aber sicherlich die Oasentage im August 2023. Insgesamt fast 600 Ehrenamtliche - Bezirksfrauen und Gruppenleiterinnen - waren an vier Tagen im August zu Gast auf dem Gelände der EFHiW in Soest. Frauen, zutiefst verbunden mit der Idee Frauenhilfe sowie Gesicht der Frauenhilfe in ihrer Gemeinde, tankten bei den Oasentagen Wohlbefinden und Nahrhaftes für Körper, Geist und Seele. Das Motto der Oasentage vom 10. bis 13. August 2023 lautete „Unter dem Schatten Deiner Flügel frohlocke ich“.

Krieg und Frieden

Im Jahr 2023 hielten Mitarbeitende am Mahnmal auf dem Soester Gelände weiterhin an jedem ersten Dienstag im Monat Friedensgebete ab. Begonnen wurden diese wegen des Ukraine-Krieges. Friedensgebete dieser Art wurden seit 2022 auch in HAUS PHÖBE und im FRAUENHEIM WENGERN immer wieder gehalten. Seit Anfang Oktober 2023 erschütterte der Israel-Palästina Konflikt die Welt und so auch die EFHiW. Zudem kommt der Weltgebetstag (WGT) 2024 aus Palästina und trägt den Titel „… durch das Band des Friedens“. Nicht erst nach dem Terrorangriff der Hamas auf die Zivilbevölkerung und das Existenzrecht Israels am 7. Oktober 2023 wurde deutlich, dass die Liturgie des WGT nicht in der vorliegenden Form gefeiert werden kann. Materialien wurden im Vertrieb gestoppt, Neues wird angekündigt für Januar 2024. Eine gemeinsame Stellungnahme der EFHiW und der Landeskirche wurde Mitte November erstellt und verbreitet. Das Ziel der gemeinsamen Arbeit vom WGT Deutschland und der EFHiW ist es, im März 2024 verantwortlich und wirksam mit unseren palästinensischen Schwestern für Freiheit und Gerechtigkeit für alle Frauen auf der ganzen Welt beten zu können.

Der Krieg in der Ukraine hatte seit dem Herbst 2022 unmittelbare wirtschaftliche Auswirkungen auf unsere Arbeit in den unterschiedlichen Arbeitsbereichen. Der um bis zu 600 % teurer gewordenen Energie und den enorm gestiegenen Lebensmittelpreisen stand keine angemessene Erhöhung der Einnahmen aus Pflege- und Tagessätzen gegenüber. Die enorm gestiegenen Energiekosten hatten auch unmittelbaren Einfluss auf unser ökologisches Verhalten: Arbeitsgruppen wurden gebildet, die Möglichkeiten zur Energie-Einsparung überlegten und umsetzten. In den Büros wurde die Temperatur auf 19° Celsius festgelegt. In den Schulen wurden die Thermostat-Ventile festgestellt, um nicht höher aufgedreht zu werden. Die Heizungsanlagen wurden überprüft und Nacht- und Wochenendabsenkungen erweitert, Warmwasser-Bereitungen wurden auf den Prüfstand gestellt und zum Teil abgeschaltet, Duschen in den Altenheimen, Haus Wegwende und im FRAUENHEIM WENGERN wurden mit Wasserspareinsätzen versehen. Insgesamt bleibt festzustellen, dass aufgrund der hohen Energiekosten und Inflation, die wirtschaftliche Lage für die EFHiW sehr herausfordernd bleibt, auch wenn ein Teil der Kostensteigerungen durch staatliche Maßnahmen gedämpft werden konnte.

Netzwerken gegen Gewalt

Die EFHiW und ihre Einrichtungen beteiligen sich gemeinsam mit vielen Netzwerkpartnerinnen an Veranstaltungen, um die Öffentlichkeit auf die Themenfelder rund um Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen - ob am 14. Februar (One billion rising – Eine Milliarde erhebt sich), am 8. März (Internationaler Frauentag) oder während der Orange days (25. November bis 10. Dezember). Neue Maßnahmen sind erforderlich. So hat der Vorstand entschieden, dass alle Mitarbeitenden ein erweitertes Führungszeugnis ab 2023 abgeben müssen.

Neue Umsetzungen sind erforderlich wegen des Kirchengesetzes zum Schutz vor sexualisierter Gewalt. Am 28. November 2022 fand die erste Schulung von „hinschauen – helfen – handeln“ statt. Bei diesem Programm der Evangelischen Kirche geht es um Sprachfähigkeit, Schutz und Mut. Die Beratungsstellen, das Team und das Frauenhaus erhielten eine Grundschulung. Die zweite Grundlagenschulung fand im Juli 2023 für Verwaltungskräfte in Soest statt. Im November wurden die Einrichtungsleitungen geschult. Nach und nach sollen alle über 600 Mitarbeitenden der EFHiW geschult werden. Zwei Mitarbeiterinnen der EFHiW wurden zuvor als Multiplikatorinnen ausgebildet, eine dritte wird die Ausbildung bis zum Jahresende 2023 absolvieren.

Alle Einrichtungen an den Standorten Soest und Warburg der EFHiW haben bei der Respekt-Kampagne des Landesprojekts blick* mitgemacht und zeigen nun mit Stickern und jeweils auf die Region abgestimmte Broschüren, dass sie Respekt vor queeren Lebensweisen haben und einen Raum bieten. Weitere Aktionen und Formate (Kinofilme, Ausstellungen) wurden in 2023 aufgegriffen.

Zum vierten Mal hat am 10.12.2023 die Gedenkaktion: „Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt.“ an unterschiedlichen Orten auf Initiative der örtlichen Frauenhilfen stattgefunden. Wieder wurden tausende Boote aus Papier – z.B. in Paderborn oder in Unna-Bergkamen - gefaltet, die an die im Mittelmeer ertrunkenen geflüchteten Menschen erinnern und auf den Skandal der fehlenden Hilfe aufmerksam machen sollen.

Mehr als nur Pläne und Zahlen – die diakonischen Bereiche

Seit dem Jahr 2021 plant die EFHiW eine Erweiterung des FRAUENHAUS SOEST. Vielleicht kann sie 2025 realisiert werden. Im Jahr 2022 wohnten 34 Frauen mit 64 Kindern im Soester Frauenhaus und fanden hier Schutz, Beratung, Begleitung und Unterstützung.

Aber es gibt auch andere Beispiele: Im Februar gab es einen Anruf aus dem Gleichstellungsministerium in NRW (MKJFGFI), ob die EFHiW bereit sei, in den Räumlichkeiten der Beratungsstelle NADESCHDA in Herford ein neues Beratungsangebot zum Thema weibliche Genitalbeschneidung (FGM/C) für Westfalen und Lippe aufzubauen. Nach einer Verhandlung über die Refinanzierung, die einige Monate andauerte, hat der Vorstand in der September-Sitzung die Aufnahme dieses neuen Arbeitsfeldes beschlossen. Die Arbeit wurde im November 2023 begonnen.

Auch in Werdohl hängen die Zukunftsperspektiven mit Bau- und Ausbautätigkeit zusammen; auch hier ist die Zeitschiene sehr viel länger geworden, als ursprünglich gedacht: 2024 können nun weitere Räumlichkeiten in der Bahnhofstr. 26 angemietet werden, um ein neu aufzubauendes Wohnen, das sogenannte „Intensiv ambulante Wohnen“ (IAW), an den Start zu bringen. Alle hoffen zudem, dass der Baubeginn für den Ersatzneubau von Haus WegWende nun endlich in 2024 glückt.

Nach dem Umzug der Bewohnerinnen und Bewohner wurde im Altbau HAUS PHÖBE viel Raum frei. Im September zogen in einem Teil der Räumlichkeiten in der Bühlstraße 43 geflüchtete Familien aus der Ukraine und afghanischen Ortskräfte ein. Im anderen Teil des Gebäudes beginnen die Umbaumaßnahmen im neuen Jahr, um dort im Spätsommer einen weiteren Standort für ein Bildungs-Institut für Pflegeberufe zu installieren. Die Pflegeausbildung durch die EFHiW wird in der Region sehr begrüßt.

Seit dem Sommer 2023 haben alle Beratungsstellen der EFHiW einen eigenständigen Internetauftritt, um ihre Beratungs- und Öffentlichkeitsarbeit erkennbarer darzustellen.

Im Jahr 2022 wurden von der FRAUENBERATUNG SOEST 256 Menschen beraten, von denen 199 in dem Jahr zum ersten Mal Kontakt zu der Beratungsstelle hatten. Mehr als 50% der Ratsuchenden kamen aus den Städten Soest, Lippstadt, Werl und Warstein. Im Vergleich zum Vorjahr wurden die Frauen aus den ländlichen Gebieten etwas besser erreicht. Insgesamt wurden 869 Beratungsgespräche geführt. 27 Mal wurden Frauen z.B. zu Gerichtsverhandlungen, Vernehmungen bei der Polizei, Anwält*innen oder Ärzt*innen begleitet.

Der Frauenverband setzt sich seit vielen Jahren für die Rechte und die Selbstbestimmung von Sexarbeitenden ein. Die EFHiW als Trägerin der Beratungsstellen TAMAR und THEODORA, unterstützt sie dabei ein unabhängiges (Berufs-)Leben zu führen. Die Beratungsstellen setzen sich für das Recht der Sexarbeitenden auf ein selbstbestimmtes Leben und Arbeiten ein. Somit liegt der Schwerpunkt der Beratungsarbeit darauf, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Stigmatisierung, Diskriminierung und gesellschaftliche Marginalisierung von Sexarbeitenden sind maßgeblich dafür verantwortlich, dass diese ihre vorhandenen Rechte nicht wahrnehmen oder im Verborgenen arbeiten. Verschiedene politische Strömungen versuchen auf ein Sexkaufverbot hinzuwirken. Im Oktober hat die EFHiW eine Stellungnahme veröffentlicht, in der sie klarstellt: Sexkaufverbot ist keine Lösung. Sexarbeit ist eine gesellschaftliche Realität in Deutschland. Sie ist Arbeit. Eine Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen von Sexarbeiter*innen kann nicht durch Kriminalisierung, sondern nur durch die Stärkung ihrer Rechte und die Bekämpfung von Stigmatisierung erreicht werden. Ein Sexkaufverbot verstärkt gesellschaftliche Stigmatisierung, anstatt sie abzubauen. Die EFHiW unterstützte auch die November-Stellungnahme des bundesweiten Bündnisses der Fachberatungsstellen für Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter (bufaS e.V.). In der bufaS sind 31 Mitgliedsorganisationen mit über 40 Beratungseinrichtungen für Sexarbeitende im ganzen Bundesgebiet organisiert. Ein Sexkaufverbot entziehe der Mehrheit der Sexarbeitenden die Lebensgrundlage, führe zur Kriminalisierung und zur Diskriminierung der Sexarbeitenden. Langfristig komme es einem Arbeitsverbot gleich.

Die Prostituierten- und Ausstiegsberatungsstelle THEODORA konnte im Jahr 2022 Kontakt zu 512 Prostituierten in Ostwestfalen-Lippe aufnehmen. Vorwiegend handelte es sich um Frauen aus Rumänien, Bulgarien, Thailand und Polen. 139 Frauen wurden intensiv und individuell beraten und betreut. Dazu kam die Betreuung von 37 Kindern dieser Klientinnen.

Die Beraterinnen von TAMAR konnten im Jahr 2022 im Rahmen der aufsuchenden Arbeit im Kreis Steinfurt, im Kreis Borken im Kreis Coesfeld 171 Erstkontakte aufnehmen. Intensiv begleitete TAMAR in 2022 90 Klientinnen in den genannten Kreisen. 35 Frauen befinden sich im Ausstiegsprozess. Insgesamt wandten sich 110 Frauen im Jahr 2022 an die Beratungsstelle.

Im Jahre 2022 wurden 156 Frauen durch die aufsuchende Arbeit an insgesamt 25 Prostitutionsorten im Kreis Siegen-Wittgenstein, im Kreis Olpe und im Kreis Soest neu angetroffen. Intensiv begleitete TAMAR im Jahr 2022 102 Klientinnen in den genannten Kreisen. 34 Frauen befinden sich im Ausstiegsprozess. Insgesamt wandten sich 181 Frauen im Jahr 2022 an die Beratungsstelle.

Im Jahr 2022 waren 108 Frauen und 27 Kinder in Ostwestfalen-Lippe (OWL) in der Betreuung von NADESCHDA, Fachberatungsstelle für Betroffene von Menschenhandel. Während in den ersten Jahren von NADESCHDA ca. 75% der Klientinnen durch die Polizei vermittelt wurden, sind es im Jahr 2022 lediglich 10%. 41% der Betroffenen wurden von anderen Beratungsstellen aus dem ganzen Bundesgebiet übernommen.

Weitere Informationen zur Arbeit der EFHiW finden sich online im Geschäftsbericht 2022/23. (siehe: https://www.frauenhilfe-westfalen.de/frauenverband.php)

Hier der Jahresbericht 2023 als pdf-Dokument (202 KB)

 

Video

 

Fenster schließen

 

Impressum  |  Datenschutz