NADESCHDA betreute in OWL 81 Betroffene von Menschenhandel

(März 2024)

Frau K. konnte nach Abschluss der Berufsschule in ihrer Heimatstadt in Moldawien keine Arbeit finden. Eine Freundin bot ihr Arbeit in Polen in einer Gaststätte an. In Polen erfuhr sie, dass die Arbeit dort schon vergeben sei, es aber weitere Arbeitsmöglichkeiten in Deutschland gäbe. Frau K. willigte ein. In Deutschland angekommen, wurde sie an zwei Landsmänner übergeben, die ihr den Pass abnahmen und mitteilten, dass sie die in sie investierten Kosten als Prostituierte abzuarbeiten habe.

Eines Tages fand in dem Bordell eine Razzia statt. Da Frau K. keine Papiere hatte, wurde sie mitgenommen. Nach einigen Stunden erzählte sie ihre Geschichte. Frau K. wurde von einer Mitarbeiterin der Beratungsstelle NADESCHDA in eine Unterkunft für Frauen gebracht. Regelmäßige Gespräche mit einer Psychologin von NADESCHDA helfen ihr mit den belastenden Erfahrungen umzugehen.

Jede Lebensgeschichte ist individuell - das gilt nicht nur für Betroffene von Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung. Im Jahr 2023 wurden 81 Frauen mit ihren 33 Kindern von der Fachberatungsstelle für Betroffene von Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung, NADESCHDA, in Ostwestfalen-Lippe (OWL) betreut.
Durch die Polizei wurden lediglich 4 % vermittelt. 34 % der Betroffenen kamen durch Vermittlung von anderen Beratungsstellen aus dem ganzen Bundesgebiet zur Beratungsstelle. 41 % der beratenen Frauen stammen aus Nigeria, 26 % aus Guinea und 10 % aus Deutschland. 33 % von ihnen sind über 35 Jahre.

Psychologische Beratung und Krisenintervention

Frau F. verließ ihren gewalttätigen Ehemann in Westafrika und wollte als alleinerziehende Mutter ihre Tochter und ihre Mutter finanziell unterstützen. Tochter und Mutter verloren bei einem Terroranschlag ihr Leben als sie in einer entfernten Stadt eine Arbeit suchte. Sie suchte Schutz in einer sozialen Einrichtung. Dort wurde sie mit einem falschen Angebot nach Europa und in die Zwangsprostitution gelockt.
Frau F. ist eine der insgesamt 15 Klientinnen, die im Jahr 2023 die psychologische Unterstützung der Beratungsstelle NADESCHDA in Anspruch genommen hat.

Beratung und Begleitung in der Geflüchteten-Unterkunft

Seit 2016 bietet NADESCHDA eine wöchentliche Sprechstunde in einer Erstaufnahmeeinrichtung (EAE) in Bielefeld an. Durch das niederschwellige Beratungsangebot für alle Bewohnerinnen der Einrichtung können mögliche Betroffene von Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung identifiziert und nach Bedarf und Wunsch in die intensive Beratung aufgenommen werden.

Alltagslotsinnen

Auch im Jahr 2023 konnte NADESCHDA durch die Förderung aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration im Rahmen des Projektes „Empowerment für geflüchtete Frauen“ eine Reihe von Angeboten für die Klientinnen bereithalten und damit unterschiedliche Hilfestellungen anbieten.

Im Rahmen des Empowerment-Projektes konnten die Mitarbeiterinnen von NADESCHDA insgesamt 11 ehemalige Klientinnen zu so genannten Alltagslotsinnen ausbilden. Sie unterstützen die aktuellen Klientinnen der Beratungsstelle im Sinne des Peer-to-Peer Konzeptes im Alltag niederschwellig und muttersprachlich. Diese haben auch in 2023 mit ca. 150 Stunden aktuellen Klientinnen zur Seite gestanden, und sie darin unterstützt, Orientierung im neuen Wohnort zu finden, den Alltag zu gestalten und damit auch die Integration zu erleichtern. Sowohl die Klientinnen als auch die Alltagslotsinnen berichten sehr positiv über die Umsetzung des Konzeptes.

Hintergrund

Die Fachberatungsstelle für Betroffene von Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung, NADESCHDA, ist zuständig in Ostwestfalen-Lippe und hat ihren Sitz in Herford. Sie ist seit 1997 in Trägerschaft der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V.
Weiteres unter www.nadeschda-owl.de

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