TAMAR beriet 143 Frauen in Teilen des Münsterlandes

(März 2024)

TAMAR beriet 143 Frauen in Teilen des Münsterlandes (März 2024)

94 Klientinnen begleiteten die Mitarbeiterinnen von TAMAR intensiv.
Foto: EFHiW

Greta ist 42 Jahre und seit über 20 Jahren in der Sexarbeit tätig. Greta wendet sich an die Beratungsstelle TAMAR, da sie starke Zahnschmerzen hat und zum Zahnarzt muss. Dabei stellt sich heraus, dass Greta zwar krankenversichert ist, jedoch seit mehreren Monaten die Beiträge nicht gezahlt hat und deshalb kein Versicherungsschutz mehr besteht. Nachdem TAMAR einen Termin beim Zahnarzt vereinbart hat, bietet sie Greta an, sie zur Krankenversicherung zu begleiten, um den Versicherungsstatus wieder zu erhalten. Dies nimmt Greta an und mit der Unterstützung von TAMAR vereinbart Greta mit der Krankenkasse eine Ratenzahlung, um die entstandenen Schulden zu tilgen.

Insgesamt wandten sich 143 Frauen im Jahr 2023 an die Prostituierten- und Ausstiegsberatungsstelle TAMAR, die für Teile des Münsterlands zuständig ist. Dabei dominierten Themen wie kostenlose gynäkologische Untersuchungsangebote (40 Frauen) sowie die Beratung und Begleitung zu verschiedenen Behörden und anderen Beratungseinrichtungen (85 Frauen), so z.B. Krankenkasse, Job-Center, Finanzamt oder Schuldnerberatung.

94 Klientinnen intensiv begleitet

Greta ist eine von 94 Klientinnen, die von TAMAR intensiv begleitet wurde. 29 Frauen befinden sich im Ausstiegsprozess. Aufgrund der Komplexität der individuellen Lebensbedingungen der Frauen läuft die intensive sozialarbeiterische Begleitung über Wochen, Monate und Jahre.

Die individuelle Beratung und Begleitung der Menschen in der Sexarbeit stellt einen Schwerpunkt in der Arbeit von TAMAR dar. „Eine akzeptierende Grundhaltung der Sexarbeit bildet die Basis für eine erfolgreiche Beratung“, hält die Beraterin Sabine Reeh-Bender fest und ihre Kollegin Jolanta Schmidt ergänzt: „Die Anerkennung der individuellen Entscheidungen und Lebenswege schafft Vertrauen und ermöglicht einen offenen Dialog.“ Empathisches Arbeiten sei dabei unerlässlich, um eine unterstützende und verständnisvolle Atmosphäre zu schaffen. „Dies ist auch Voraussetzung für einen positiven Verlauf der Beratung und Begleitung“, bestätigt die TAMAR-Beraterin Claudia Gradowski. Die Beratung kann sowohl telefonisch als auch persönlich erfolgen.

Im Jahr 2023 wurden im Kreis Steinfurt 36 Frauen, im Kreis Borken 27 Frauen und im Kreis Coesfeld 31 Frauen intensiv beraten und begleitet.

Neuer Kontakt zu 194 Sexarbeiterinnen durch aufsuchende Arbeit

Die mobile aufsuchende Arbeit in Prostitutionsorten wie Bars, Bordelle, Wohnungen und Saunaclubs bleibt auch im Jahr 2023 für die Beratungsstelle TAMAR von zentraler Bedeutung. Darüber hinaus wurden Parkplätze aufgesucht, wo Sexarbeit in Autos und Wohnmobilen stattfindet. Die Mitarbeiterinnen halten Flyer über die Angebote und Arbeitsbereiche der Beratungsstelle in derzeit 14 Sprachen vor.

Im Jahre 2023 wurden 194 Frauen durch die aufsuchende Arbeit an insgesamt 20 Prostitutionsorten neu angetroffen, 20 Frauen mehr als im Vorjahr. 78 Frauen waren es im Kreis Steinfurt, 34 Frauen im Kreis Borken und 82 im Kreis Coesfeld.

94% der Frauen, die im Rahmen der aufsuchenden Arbeit und/oder der individuellen Betreuung im Jahre 2023 angetroffen wurden, sind Migrantinnen.
Ein großer Teil dieser Frauen gibt Rumänien (42 Frauen), Bulgarien (40 Frauen) und Polen (27 Frauen) als Herkunftsland an bzw. sie nehmen den Flyer der Beratungsstelle auf rumänischer, polnischer oder bulgarischer Sprache.

Hintergrund

Die Prostituierten- und Ausstiegsberatungsstelle TAMAR ist seit 2022 für die Kreise Steinfurt, Borken und Coesfeld zuständig.
Weiteres unter www.tamar-hilfe.de

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