TAMAR beriet 237 Frauen in Teilen Südwestfalens und Hamm

(März 2024)

TAMAR beriet 237 Frauen in Teilen Südwestfalens und Hamm (März 2024)

Die Mitarbeiterinnen von TAMAR erhielten zu 220 Sexarbeiterinnen neuen Kontakt durch die aufsuchende Arbeit.
Foto: EFHiW

Debbie, 25 Jahre, ist seit vier Jahren in der Sexarbeit tätig. Sie wandte sich erstmals an die Beratungsstelle TAMAR, um bei der Anmeldung in der Krankenversicherung unterstützt zu werden. Im Verlauf der Covid-19-Pandemie geriet Debbie in eine existenzielle Krise, da das Arbeitsverbot ihre Einnahmen bedrohte. Hier setzte die Beratungsstelle mit der Unterstützung bei der Beantragung von Sozialleistungen zur Existenzsicherung an. Die Pandemie und die finanzielle Unsicherheit führten zu einer schweren Krise bei Debbie. Die Beratungsstelle TAMAR stand ihr nicht nur bei der Stabilisierung, sondern auch in einer akuten Krisensituation zur Seite.

Insgesamt wandten sich 237 Frauen im Jahr 2023 an die Prostituierten- und Ausstiegsberatungsstelle TAMAR, die für Teile Südwestfalens zuständig ist. Dabei dominierten Themen wie kostenlose gynäkologische Untersuchungsangebote (90 Frauen) sowie die Beratung und Begleitung zu verschiedenen Behörden und anderen Beratungseinrichtungen (137 Frauen), z.B. Krankenkasse, Job-Center, Finanzamt oder Schuldnerberatung.

139 Klientinnen intensiv begleitet

Debbie ist eine von 139 Klientinnen, die von TAMAR intensiv begleitet wurde. 39 davon befinden sich im Ausstiegsprozess. Aufgrund der Komplexität der individuellen Lebensbedingungen der Frauen läuft die intensive sozialarbeiterische Begleitung über Wochen, Monate und Jahre.

Die individuelle Beratung und Begleitung der Menschen in der Sexarbeit stellt einen Schwerpunkt in der Arbeit von TAMAR dar. „Eine akzeptierende Grundhaltung der Sexarbeit bildet die Basis für eine erfolgreiche Beratung“, hält die Beraterin Sabine Reeh-Bender fest und ihre Kollegin Jolanta Schmidt ergänzt: „Die Anerkennung der individuellen Entscheidungen und Lebenswege schafft Vertrauen und ermöglicht einen offenen Dialog.“ Empathisches Arbeiten sei dabei unerlässlich, um eine unterstützende und verständnisvolle Atmosphäre zu schaffen. „Dies ist auch Voraussetzung für einen positiven Verlauf der Beratung und Begleitung“, bestätigt die TAMAR-Beraterin Claudia Gradowski. Die Beratung kann sowohl telefonisch als auch persönlich erfolgen.
Im Jahr 2023 wurden im Kreis Siegen-Wittgenstein insgesamt 41 Frauen, im Kreis Olpe 19 Frauen, im Kreis Soest 63 und in der Stadt Hamm 16 Frauen intensiv beraten und begleitet.

Neuer Kontakt zu 220 Sexarbeiterinnen durch aufsuchende Arbeit

Die mobile aufsuchende Arbeit in Prostitutionsorten wie Bars, Bordelle, Wohnungen und Saunaclubs bleibt auch im Jahr 2023 für die Beratungsstelle TAMAR von zentraler Bedeutung. Darüber hinaus wurden Parkplätze aufgesucht, wo Sexarbeit in Autos und Wohnmobilen stattfindet. Die Mitarbeiterinnen halten Flyer über die Angebote und Arbeitsbereiche der Beratungsstelle in derzeit 14 Sprachen vor. Des Weiteren arbeiten mehrere Sprachmittlerinnen mit TAMAR zusammen.

„In den Monaten Januar und Februar sind erfahrungsgemäß weniger Frauen tätig, da die Kundennachfrage in diesem Zeitraum nicht so stark ist, wie während der restlichen Jahreszeit“, teilt Sabine Reeh-Bender mit. „Nicht selten nutzen die Frauen diese Zeit um einen Aufenthalt in ihrem Heimatland zu planen“, weiß Jolanta Schmidt.
Im Jahre 2023 wurden 220 Frauen durch die aufsuchende Arbeit an insgesamt 42 Prostitutionsorten neu angetroffen, deutlich mehr als im Vorjahr. Davon wurden 76 Frauen im Kreis Siegen-Wittgenstein angetroffen, 13 Frauen im Kreis Olpe, 80 Frauen im Kreis Soest und 51 Frauen in der Stadt Hamm.

97% der Frauen, die im Rahmen der aufsuchenden Arbeit und/oder der individuellen Betreuung im Jahre 2023 angetroffen wurden, sind Migrantinnen.
Ein großer Teil dieser Frauen gibt Rumänien (87 Frauen) oder Polen (26 Frauen), gefolgt von Bulgarien (20 Frauen) als Herkunftsland an bzw. nehmen den Flyer der Beratungsstelle auf rumänischer, polnischer oder bulgarischer Sprache.

Hintergrund

Die Prostituierten- und Ausstiegsberatungsstelle TAMAR ist für die Kreise Siegen-Wittgenstein, Olpe und Soest und für die Stadt Hamm zuständig.
Weiteres unter www.tamar-hilfe.de

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