Positionspapier zur Anti-Gewalt-Arbeit (2000)

Die Anti-Gewalt-Arbeit bildet in der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. seit vielen Jahrzehnten einen Schwerpunkt. Der Frauenverband versucht in diesem Bereich an einer gerechten und zukunftsfähigen Gesellschaft und Kirche mitzuarbeiten.

Die Verknüpfung von gemeindebezogener, bildungsorientierter und sozial-diakonischer Arbeit ist hierbei deutlich von Vorteil: In ihrer Trägerschaft befinden sich Einrichtungen und Dienste, wie zum Beispiel die „Frauenberatungsstelle für von Menschenhandel Betroffene“ (Herford), das Frauenhaus Soest, die westfälische Mitarbeit in den „Kampagnen gegen Kinderprostitution und Menschenhandel“ und anderes mehr. Durch intensive Informations- und Bildungsarbeit in den Gemeindegruppen vertiefen die Impulse aus diesen Einrichtungen und erhalten dadurch eine weite Verbreitung; die Einrichtungen erhalten wichtige Impulse in der Weiterarbeit durch die Gruppen.

Darüber hinaus haben die Einrichtungen erweiterte Möglichkeiten in der Begleitung der von Gewalt Betroffenen durch engagierte Frauenhilfefrauen. So können zum Beispiel Weiterbildungsveranstaltungen für Mitarbeiterinnen in Beratungsstellen und Frauenhäusern bzw. für von Gewalt betroffene Frauen im trägereigenen Familienbildungswerk stattfinden. Prozessbegleitung von Frauen, die von Menschenhandel betroffen sind, werden in Ostwestfalen durch Frauenhilfe-Frauen möglich. Kurze und manches Mal unbürokratische Wege sowie aufeinander abgestimmte Konzepte der unterschiedlichen trägereigenen Arbeitsfelder ermöglichen in der Anti-Gewalt-Arbeit sowohl eine nachhaltige und viele Bereiche umfassende Beratung und Begleitung von Betroffenen, als auch eine intensive Arbeit in politischen und kirchlichen Gremien in der Gesundheits- und Sozialpolitik.

Um die Zielrichtung der Anti-Gewalt-Arbeit deutlicher an Profil auf allen Ebenen des Verbandes gewinnen zu lassen, wurde im Jahr 2000 vom Vorstand ein Anti-Gewalt-Profil verabschiedet.
Das Bewusstsein für das Thema Gewalt ist im gesamten Verband Frauenhilfe in den letzten Jahren gewachsen. Daher hat der Vorstand des Landesverbandes nach intensiven Beratungen ein Profil zur Anti-Gewalt-Arbeit beschlossen: 
Die Arbeit gegen Gewalt ist zentraler Bestandteil der gesamten Arbeit der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen. Die Verknüpfung von gemeindebezogener, bildungsorientierter und sozial-diakonischer Arbeit soll der nachhaltigen Verwirklichung einer geschlechtergerechten, zukunftsfähigen und gewaltfreien Kirche und Gesellschaft dienen.

Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. legt dabei den Gewaltbegriff von Johan Galtung zugrunde: „Gewalt liegt dann vor, wenn Menschen so beeinflusst werden, dass ihre aktuelle somatische und geistige Verwirklichung geringer ist als ihre potentielle Verwirklichung.“

Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. verurteilt Gewalt gegen Menschen in jeder Form. Sie unterstützt in allen Handlungsfeldern Frauen in ihrem Bemühen, ein eigenständiges und selbstbestimmtes Leben zu führen. Sie weiß, dass alle Frauen von Gewalt bedroht und betroffen sind, und arbeitet daher offensiv für Veränderungen in Kirche und Gesellschaft, die die Situation von Frauen verbessern.

Alle Handlungsfelder der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. werden anhand folgender Kriterien einer ständigen Überprüfung unterzogen:

  1. Wird Gewalt im jeweiligen Handlungsfeld reduziert oder verschärft?
  2. Werden die dazugehörigen Strukturen erkannt?
  3. Werden Täter/innen und Opfer als solche erkannt?
  4. Werden Kooperation und Bündnisse gesucht, die gewaltreduzierend wirken können?
  5. Wird nach Veränderungsmöglichkeiten gesucht

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