Stellungnahme der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. 10 Jahre nach dem zweijährigen Synodenprozess 1993/1994 „Gemeinschaft von Frauen und Männern in der Kirche“ (April 2004)

Beschlossen von 71 Vertreterinnen der Bezirks- und Stadtverbände bei der Frühjahrskonferenz der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. im April 2004.

Vor zehn Jahren hat die Synode der Evangelischen Kirche von Westfalen nach einem zweijährigen Diskussions- und Konsultationsprozess Beschlüsse zur „Gemeinschaft von Frauen und Männern in der Kirche“ gefasst, die sich unter anderem auf die Themenbereiche „Sexualität, Gewalt und Kirche“, „Ehrenamt“ und „Feministische Theologie“ bezogen.

Vorangegangen waren intensive Beratungen auf der Ebene des Ökumenischen Rates der Kirchen und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Frauen hatten die Frage nach der Geschlechtergerechtigkeit, nach dem Verhältnis von Frauen und Männern unter den Bedingungen männlich geprägter kirchlicher Strukturen und von Männern formulierter Theologie, auf die Tagesordnung der Kirchen gesetzt.
Frauen wollten diese Frage als ekklesiologische Grundfrage verstanden wissen.

Entsprechend wurde „Die Gemeinschaft von Frauen und Männern in der Kirche“ nach einer vom Ökumenischen Rat der Kirchen durchgeführten Konsultation 1981 in Sheffield abschließend als „Frage nach der Einheit der Kirche“ verstanden.
Die Synode der EKD nahm das Thema 1989 auf. Es wurde deutlich der Widerspruch zwischen formaler rechtlicher Gleichheit und faktischer Ungleichheit aufgezeigt und anerkannt. Die Kirchen wurden aufgefordert, an der Gleichstellung von Frauen auf allen Ebenen zu arbeiten.

Wie steht es nun zehn Jahre nach der „Gemeinschaftssynode“ um die Gemeinschaft von Frauen und Männern in der Kirche? 
Wir werden an drei Themenfeldern - Ehrenamt, Sexuelle Gewalt und Feministische Theologie - Erfolge und Fortschnitte würdigen und Defizite aufzeigen.

Grundsätzlich ist festzustellen, dass in Zeiten knapper werdender finanzieller Mittel Entwicklungen der letzten Jahre zurückgenommen oder nicht weiter vorangetrieben werden.
So lautet ein Beschluss der Synode 1994, die Kirchenkreise zu bitten, „Frauenreferate und Frauenarbeitsstellen stärker zu verankern ... und personell und finanziell abzusichern“ und um eine „dauerhafte Institutionalisierung dieser Stellen“ zu bitten.
Die Kirchenkreise sind dieser Bitte zum Teil gar nicht, zum Teil durch zeitlich befristete Regelungen mit Pfarrerinnen im Entsendungsdienst unzureichend nachgekommen.

In der Spar- und Strukturdiskussion zeigt sich insgesamt, dass die Frage der Geschlechtergerechtigkeit eben nicht als ekklesiologische, dass heißt für die Zukunft der Kirche grundlegend existentielle Frage behandelt wird.
Frauenarbeitsbereiche in der dreifachen Bedeutung des Wortes - mit Frauen als haupt- und ehrenamtlich Tätigen, mit Frauen als Zielgruppen oder Klientinnen und zu frauenspezifischen Themen bzw. Problemfeldern - werden aufgegeben, eingeschränkt, als „Luxus“ betrachtet, auf den sich ohne Not verzichten lässt.

Der Begriff der „Gemeinschaft“ ist damals ebenso wie heute dazu angetan, vorschnell zu harmonisieren und die Forderungen nach Gerechtigkeit und Teilhabe als notwendige Voraussetzungen für Gemeinschaft zurückzustellen.

„Gemeinschaft“, im Griechischen „Koinonia“, ist für Paulus gleichzeitig die Gemeinschaft mit Gott bzw. Christus und die Gemeinschaft der Bekehrten und Getauften. Erfahrbar wird diese Gemeinschaft im Abendmahl. Paulus beschreibt seine Gemeinschaftsvorstellungen im Bild der Gemeinde als „Leib Christi“. Christliche Gemeinschaft ist für Paulus ein Verhältnis, das durch Gegenseitigkeit und Verbindlichkeit bis hin zur Regelung materieller Fragen geprägt ist.
Lukas verknüpft den Gedanken der Gemeinschaft noch stärker als Paulus mit der Vorstellung von der Gütergemeinschaft.
Grundsätzlich sind nach paulinischer Vorstellung alle Bereiche der Gemeindearbeit für Frauen und Männer offen. Die Begabungen der Menschen, verstanden als Gaben des Heiligen Geistes, entscheiden über die Aufgaben. Die christliche Gemeinschaft lebt davon, dass gesellschaftliche Grenzen überschritten werden (Gal 3, 26 - 28). 
Diese Bilder und Vorstellungen zeigen die ekklesiologische bzw. sogar eschatologische Zielbeschreibung auf, nicht den tatsächlichen Zustand unter den Bedingungen einer patriachal geprägten Welt. Es ist keine Infragestellung oder Missachtung des theologischen Begriffes der Gemeinschaft, wenn Frauen der Harmonisierung widerstehen und weiterhin Gerechtigkeit, Unversehrtheit, Gleichstellung und Teilhabe fordern.

Seit Mitte/Ende der 90er Jahre wird auch in der Kirche das Instrument des „Gender Mainstreaming“ eingeführt und beraten. Gender Mainstreaming bedeutet, die sozialen und kulturellen Geschlechterrollen (engl.: Gender) als Thema in die Hauptströmungen des politischen Prozesses einzubringen und eine Strategie zu entwickeln, die Geschlechterperspektive in alle wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Prozesse einströmen zu lassen. So notwendig und hilfreich die kritische Reflektion der sozialen und kulturellen Geschlechterrollen in unterschiedlichen politischen Handlungsfeldern, z.B. der Gesundheitspolitik, auch sind, so sehr ist Vorsicht geboten, nicht im Mainstream unterzugehen und die konkreten Ziele von Gerechtigkeit, Unversehrtheit, Gleichstellung und Teilhabe aus dem Blick zu verlieren. Weder die Verheißung, zur Gemeinschaft der Christinnen und Christen als Frauen und Männer zu gehören, noch das vermeintlich gemeinsame Ziel am Gender Mainstreaming mitzuarbeiten, sollten uns beruhigen, wenn es um Gewalt, Benachteiligung, Ausbeutung und Diskriminierung von Frauen geht.

Wir unterstreichen von daher den Satz des Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen im mündlichen Bericht vor der Synode 2003, fünf Jahre nach der ökumenischen Dekade „Kirchen in Solidarität mit den Frauen“ verknüpft mit dem Nachdenken über die Strategie des Gender Mainstreaming, „auch wenn sich die sozialen Rollen von Frauen und Männern gegenseitig bedingen, sind heute noch besondere Maßnahmen zum Abbau von Benachteiligungen notwendig.“

Thema Ehrenamt
„Das Leben jeder Gemeinschaft basiert zu einem wesentlichen Teil auf freiwillig geleisteter Arbeit. Eine Kirchengemeinde ohne ehrenamtliche Arbeit ist unvorstellbar.“ So heißt es in der Vorlage der Kirchenleitung zum Schwerpunktthema der Landessynode 1993 (S. 14).
In den vergangenen Jahren hat die Evangelische Kirche von Westfalen vieles getan, um ehrenamtliche Beteiligung in der Kirche interessanter zu gestalten. So wurden Grundsätze für die ehrenamtliche Arbeit in der Evangelischen Kirche von Westfalen 1994 beschlossen, Leitlinien und Formulare zum Nachweis kirchlicher ehrenamtlicher Arbeit und zur Erstattung von Aufwendungen im Ehrenamt entwickelt und breit gestreut. An der Formulierung der Grundsätze, der Entwicklung der Nachweisdokumente und der entsprechenden Anträge war die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. beteiligt.

In der ehrenamtlichen Arbeit gibt es sehr verschiedene Funktionen: Die freiwillig geleistete Arbeit an der Basis und die ehrenamtliche Arbeit in Gremien (Presbyterium, Synode), in denen die Rahmenbedingungen kirchlicher Arbeit entschieden werden. So haben sich auch die zwischenzeitlichen Veränderungen unterschiedlich niedergeschlagen:

  • Der Beginn sowie das Ende ehrenamtlicher Arbeit durch eine öffentliche Amtseinführung oder Verabschiedung - zum Beispiel im Gottesdienst - ist für in der ehrenamtlichen Gremienarbeit Tätigen fast die Regel. Die anderen Ehrenamtlichen müssen häufig noch selbst für eine solche öffentliche Würdigung sorgen. Es gibt außerdem - außer bei der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. - kaum Materialien zur Amtseinführung oder Verabschiedung Ehrenamtlicher.
  • Die für die Ehrenamtlichen kostenfreie Fortbildung ist nicht die Regel. Auch hier gilt zu unterscheiden: Presbyterinnen und Presbyter sowie Synodale werden häufiger Fortbildungsangebote und Möglichkeiten der Kostenbefreiung unterbreitet. Ehrenamtliche, die nicht in Gremien tätig sind, werden selten auf solche Angebote hingewiesen.
    Sie müssen häufig selbst tätig werden und tragen die Kosten selbst. Wenn sie überhaupt von der Kostenerstattung wissen, fragen sie selten von sich aus danach.
    Als Forderung bleibt: Alle Ehrenamtlichen sollten regelmäßig auf Fortbildungen hingewiesen werden. Haushaltspläne von Gemeinden, Kirchenkreisen und der Landeskirche sollten entsprechende Haushaltstitel für Fortbildungskosten vorsehen.
  • Mittlerweile werden in vielen Bereichen einmal jährlich bestimmte Personengruppen - Bezirksfrauen, Diakonie-Sammlerinnen etc. - zu Dankeschön-Fahrten oder -Kaffees eingeladen. Dies ist ein wichtiger Beitrag zur Wertschätzung ehrenamtlicher Arbeit.
  • Viele Sachkosten, die im Zusammenhang mit der ehrenamtlichen Arbeit anfallen, werden weiterhin von den in den Ehrenämtern Tätigen getragen. Haushaltspläne von Gemeinden enthalten selten entsprechende Haushaltstitel, die für ehrenamtliche Arbeit zur Verfügung stehen. Pfarrerinnen oder Pfarrer informieren Ehrenamtliche nicht ausreichend über Erstattungsmöglichkeiten. Angesichts verringerter Finanzmittel entspricht es dem Selbstverständnis vieler Ehrenamtlicher, dass sie neben ihrer Zeit und ihren Fähigkeiten auch eigene finanzielle Mittel in die Arbeit einfließen lassen.
  • Die zeitliche Begrenzung ehrenamtlicher Mitarbeit in der Gemeinde, abgestimmt auf die Interessen der Ehrenamtlichen, ist nicht die Regel. Ehrenamtlich Tätige in den Gemeinden fühlen sich darüber hinaus verpflichtet, bei ihrem Ausscheiden für ihre eigene Nachfolge zu sorgen. Oftmals bleiben Ehrenamtliche im Amt, wenn sie keine entsprechenden Regelungen treffen können.
  • Besprechungstermine und Kommunikationsmittel richten sich zumeist nach den Möglichkeiten der hauptamtlich Tätigen. Ehrenamtliche in Entscheidungsprozesse in gleichberechtigter Weise einzubeziehen, heißt, allen Beteiligten die gleichen Informationen zur Verfügung zu stellen und dabei zu berücksichtigen, dass nicht vorauszusetzen ist, dass Ehrenamtliche über Internet-, e-Mail- oder Fax-Anschluss verfügen.
  • Strukturell, formal und inhaltlich sollten die vielfachen Möglichkeiten ehrenamtlicher Mitarbeit gleichermaßen Frauen und Männern offen stehen und dabei die hierarchische Arbeitsteilung abgebaut werden. Mittlerweile ist der Prozentsatz von Frauen in kirchlichen Gremien (Presbyterium, Synode) gestiegen. Ob dies als Ergebnis der Hierarchieveränderungen zu verstehen ist oder ob es sich allgemein um Macht- und Ansehensverlust dieser Funktionen in der Gesellschaft handelt, bleibt in nächster Zeit zu analysieren.

Insgesamt fußt ehrenamtliche Arbeit mehr denn je auf dem Engagement von Frauen. Die Bereitschaft, unter den gegebenen Bedingungen ehrenamtlich mitzuarbeiten, sinkt weiter trotz zahlreicher formeller und struktureller Empfehlungen der Landeskirche.

In den Gemeinden und Kirchenkreisen wächst die Unzufriedenheit vieler Ehrenamtlicher, die kein Funktionsamt bekleiden, überproportional an: Arbeitsverdichtung, Verknappung von Ressourcen, mangelnde Begleitung und Fortbildungsmöglichkeiten, unklare Zuständigkeiten und Einbindungen sind Gründe für diesen Unmut. Wertschätzung durch Einführungsgottesdienst und einmal jährlich gesellige Treffen mindern diesen Unmut nicht ausreichend.

Thema „Sexuelle Gewalt“
Das Thema „Sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder“ ist in den letzten Jahren in unserer Kirche in einigen Bereichen intensiv bearbeitet worden. Der Westfälische Arbeitskreis der „Kampagne gegen Kinderprostitution“ arbeitet seit zehn Jahren und verteilt Kollektengelder an Projekte im Ausland und in Deutschland, die Kinderprostitution und Frauenhandel durch Präventions- und Ausstiegsprogramme bekämpfen. Obwohl zahlreiche Kirchenkreise ihre Mitgliedschaft im Arbeitskreis erklärt haben, ist die aktive Mitarbeit durch Vertreterinnen und Vertreter der Kirchenkreise eher gering. Mit Hilfe eines Gottesdienstentwurfes und weiterer aktiver Öffentlichkeitsarbeit bemüht sich der Arbeitskreis, das Interesse der kirchlichen Öffentlichkeit an der Thematik Kinderprostitution wach zu halten.

Eine Handreichung zum Umgang mit sexueller Gewalt innerhalb der Kirche und die Benennung von Ansprechpartnerinnen und -partnern, sowie deren Erfahrungsaustausch und Schulung ist zunächst ein erfolgreicher Schritt, das Tabu der sexuellen Gewalt in der Kirche zu brechen und sich mit deren Opfern zu solidarisieren. Zu fragen bleibt, ob auch im Jahre 2004 eine niedrigschwellige Information über dieses Angebot auf allen Ebenen der Landeskirche gewährleistet ist.
Die Frauenhäuser und spezialisierten Beratungsstellen für Opfer von Menschenhandel in evangelischer Trägerschaft - z.B. die Beratungsstelle Nadeschda und das Frauenhaus Soest in Trägerschaft der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. - werden durch landeskirchliche und andere Kollekten unterstützt.

Die Diskussion um die Streichung der Unterbringungskosten für Opfer von Menschenhandel und der 4. Stelle in den Frauenhäusern im Landeshaushalt 2004 macht jedoch die Unsicherheit der Absicherung dieser wichtigen Arbeitsbereiche mit Gewaltopfern deutlich.

Immer noch sind Opfer und Täter von (sexueller) Gewalt in der Familie auch im Bewusstsein der kirchlichen Öffentlichkeit „die anderen“. Wenn die Statistiken ernst genommen werden, dass weltweit jede dritte Frau Opfer von (sexueller) Gewalt wird, müssen wir uns als Kirche mit der Tatsache auseinandersetzen, dass viele Frauen in den Gemeinden zu diesen Opfern (und viele Männer zu den Tätern) gehören.
Auch heute noch gilt die Aussage der Synodenbeschlüsse 1994: „Sexuelle Gewalt an Frauen und Kindern ist sowohl in unserer Wohn- und Arbeitsumgebung als auch in unserer Gemeindewirklichkeit vorhanden. Sie darf nicht länger durch Schweigen verharmlost werden. Es gilt, sexuelle Gewalt zu ächten und sich auf die Seite der Opfer zu stellen“.

In Gottesdienst und Verkündigung, in der Konfirmanden- und Jugendarbeit und in der Bildungsarbeit mit Frauen und Männern wird die Problematik nach wie vor zu wenig berücksichtigt.

Die Bitte der Synode 1994, „die Einbeziehung der Themen „Sexualität“ und „sexuelle Gewalt“ in Aus-, Fort- und Weiterbildung zu verwirklichen“, ist nicht ausreichend umgesetzt.

Thema „Feministische Theologie“
„Feministische Theologie kann auch als „Theologie aus der Perspektive von Frauen“ bezeichnet werden, denn all ihren unterschiedlichen Ansätzen ist gemeinsam, dass sie bei den Erfahrungen und Sichtweisen von Frauen in Bezug auf ihren Glauben, auf ihre Rolle in der theologischen Tradition und ihre Stellung in der Kirche beginnen. Die eigenständige theologische Arbeit von Frauen verändert gegenwärtig die kirchliche Praxis – in Gottesdiensten, in der liturgischen Sprache, in Gemeindeveranstaltungen und Gruppenangeboten, in der Erwachsenenbildung, in Fortbildungsangeboten.“ (Vorlage, S. 11)

So verstandene verändernde Theologie aus der Perspektive von Frauen sollte durch die Beschlüsse der Landessynode gefördert und sowohl an den Ausbildungsorten als auch in gemeindlicher Wirklichkeit etabliert werden.
Gelungen ist dies stückweise. Die Verwirklichung ist zum großen Teil den engagierten Frauen und Männern vor Ort zu verdanken, die die Anliegen Feministischer Theologie in Sprache, Exegese und Bildungsgeschehen in ihre Arbeit integriert haben.

Es mangelt jedoch noch an institutionalisierten Strukturen, die sich z.B. im Zusammenhang von Curricula und tatsächlich gestellten Prüfungsaufgaben abbilden.

Das angestrebte Ziel, auf Dauer einen Lehrstuhl für Theologische Frauenforschung/ Feministische Theologie einzurichten, ist nicht verwirklicht worden.
Im Frauenförderplan (FFP) der Kirchlichen Hochschule Bethel werden regelmäßig stattfindende Blockveranstaltungen zum Thema „Geschlechtsspezifische Rollenverteilung in Theologie und Kirche, Gesellschaft und Studium“ verankert. (FFP, 4.1) 
Eine von der EkvW entsandte Pfarrerin und Gastdozentinnen bieten bis zur Einrichtung eines Lehrstuhls für Feministische Theologie/ Theologische Frauenforschung Lehrveranstaltungen aus den Bereichen „feministische Theologie“ und „Gender Studies“ an. (FFP, 5,3)
Die Veranstaltungen werden Studierenden empfohlen, sind aber nicht verbindlicher Bestandteil des Studiums. Ebenso wenig finden sich Themen aus dem Bereich Feministische Theologie/ Theologische Frauenforschung in den Aufgabenstellungen der Examina.
Solange dieser Aspekt nicht verwirklicht ist und die Wahrnehmung der Anliegen Feministischer Theologie der eigenen Wahl vorbehalten bleibt, halten wir die Institutionalisierung Feministischer Theologie an den Fakultäten und Kirchlichen Hochschulen für nicht erreicht.

In der Ausbildung der Vikarinnen und Vikare im Predigerseminar der EKvW gehört das Thema „Geschlechterdifferenz“ zu den die gesamte Ausbildung begleitenden Grundaspekten.
Ausdruck findet das in thematischen Angeboten (Genderaspekte; Frauen- und Männergruppen) und in Methoden und liturgischen Angeboten, die der Grundhaltung Feministischer Theologie, erfahrungs- und kontextorientiert zu arbeiten, Rechnung tragen.

Der Beschluss, Gesetzestexte, Vorlagen und Formulare in gerechte Sprache zu fassen, ist vielfach umgesetzt worden. Handreichungen zur Gebetssprache sind in Umlauf gebracht worden. Das Gottesdienstbuch hat das Anliegen, Frauen und Männer in gottesdienstlicher Sprache zu berücksichtigen, aufgenommen.

Obwohl die Beschlüsse zum Thema „Feministische Theologie“ formal weitgehend umgesetzt worden sind, gibt es zehn Jahre nach der Beschäftigung mit der Hauptvorlage „Gemeinschaft von Frauen und Männern in der Kirche“ in vielen Bereichen weiterhin ähnliche Vorbehalte gegenüber einer „Theologie aus der Perspektive von Frauen“ wie früher.

Die Aufnahme gerechter Sprache in den Gottesdienst und das Gemeindeleben ist weitgehend abhängig von den Stelleninhabern und -inhaberinnen.
Frauen und Männer an Universitäten und in Gemeinden haben weiterhin das Gefühl, sich von dieser Art, Theologie zu treiben, absetzen zu müssen.
Die Arbeitsweisen und Methoden Feministischer Theologie werden in die eigene Arbeit zwar aufgenommen und von der jeweiligen Zielgruppe angenommen, nicht aber als solche etikettiert.

Noch immer ist Phantasie, Mut und Ausdauer nötig, die Vielgestaltigkeit Feministischer Theologie(n) zu leben und ins Bewusstsein zu bringen.

Erstellt von: 
Pfarrerin Angelika Weigt-Blätgen, Pfarrerin Katja Jochum, Pfarrerin Birgit Reiche, Manuela Schunk, April 2004

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