Stellungnahme zu den geplanten Atommülltransporten in das Brennelemente-Zwischenlager in Ahaus
(Oktober 2004)

Im Wort der Landessynode vom 14.11.1986 der Evangelischen Kirche von Westfalen zum damaligen Schwerpunktthema „Verantwortung für Gottes Schöpfung angesichts von Umweltzerstörung, Arbeitslosigkeit, Hunger in der 3. Welt, Rüstungseskalation“ heißt es:
Christinnen und „Christen glauben, dass Gott die Welt erschaffen hat und noch erhält. Weil wir diesem Gott vertrauen, müssen wir uns nicht von Sachzwängen und Eigengesetzlichkeiten bestimmen lassen. Wir können deshalb auf Techniken verzichten, bei deren Anwendungen menschliches Versagen und Missbrauch zu unüberschaubaren Folgeschäden über Jahrzehnte und Jahrhunderte hinweg führen können.
Wegen der großen, vielfältigen und nicht mit Sicherheit beherrschbaren Gefahren der Kernenergie, wie sie durch den Reaktorunfall in Tschernobyl einer breiten Öffentlichkeit bewusst geworden sind, ist die weitere Nutzung der Kernenergie zu unserer Energieversorgung mit dem uns gegebenen Auftrag, die Erde zu bebauen und zu bewahren, nicht zu vereinbaren. Deshalb empfiehlt die Landessynode den Verzicht auf Kernenergienutzung sobald wie möglich und die unverzügliche Einleitung der dafür notwendigen Schritte.“

Angesichts der geplanten Castor-Transporte, der nahezu täglich auf unseren Straßen stattfindenden Transporte atomaren Materials sowie des Verkaufs von deutschen Atomanlagen z.B. nach Osteuropa und China erinnert die Herbstkonferenz der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. im Jahr 2004 an die Stellungnahme der Landessynode 1986 und macht sie sich in ihrem ganzen Umfang zu Eigen.
Energiegewinnung durch Kernspaltung ist mit christlicher Verantwortung für die Schöpfung nicht zu vereinbaren, weil weder Menschen noch Technik von Fehlern und Mängeln frei sind und die Risiken unabsehbar und letztlich unbeherrschbar bleiben. Gottebenbildlichkeit und der Herrschaftsauftrag im ersten Schöpfungsbericht („... macht euch die Erde untertan ...“) legitimieren keine Ausbeutung und Zerstörung der Schöpfung durch den Menschen.

Die Sorge um das Leben und die Gesundheit ihrer Kinder und Enkelkinder und aller nachfolgender Generationen sowie die tief empfundene Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung bewegt viele Frauen. Ein Ausdruck dieser Sorge ist, sich an friedlichen und gewaltfreien Demonstrationen und Aktionen - an Gottesdiensten, Mahnwachen und Andachten - im Umfeld von Atommülltransporten zu beteiligen. Die Beteiligten nehmen damit ihre Verantwortung für die Schöpfung, das Leben und die Zukunft weit über die betroffene Region hinaus wahr. Darüber hinaus tragen christliche (Frauen-)Gruppen dazu bei, dass die Situation zwischen Demonstrierenden und Polizei gewaltfrei und friedlich bleibt und nicht eskaliert.

Alle Aktionen der Frauenhilfe-Mitglieder sind an das Anti-Gewalt-Positionspapier der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. aus dem Jahr 2000 gebunden.
Die Teilnehmerinnen der Herbstkonferenz bitten die Mitglieder des Verbandes, sich gegen die weitere Erzeugung und Nutzung von Kernenergie auszusprechen und sich für die Weiterentwicklung und Nutzung erneuerbarer Energien einzusetzen.
Darüber hinaus bitten sie, die an o.g. Aktionen beteiligten Frauen mit Fürbitten zu begleiten und über mögliche Formen der Unterstützung zu beraten.

Gottes Verheißung, seine gute Schöpfung zu erhalten und zu bewahren und Menschen zu verantwortlichem Handeln zu befreien, gibt Hoffnung. Es gilt, diese Hoffnung in der Gemeinschaft der Evangelischen Frauenhilfe wach zu halten und sich gegenseitig in Krisen und Herausforderungen zu stützen und zu stärken.

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