15jähriges Bestehen des Frauenhauses Soest (Mai 2005)

Das Frauenhaus Soest wurde im Mai 1990 eröffnet und blickt auf 15 Jahre Arbeit zurück. Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. ist bereits seit Jahrzehnten in der Anti-Gewalt-Arbeit tätig.
Sie übernahm die Trägerschaft, nachdem der Kreis Soest und das Land NRW eine finanzielle Unterstützung zugesichert hatten.

In den 15 Jahren haben ca. 1.200 Frauen mit 1.500 Kindern im Haus in Soest gewohnt oder die Beratungsangebote in Anspruch genommen. Die individuellen Gewalterfahrungen umfassen ein breites Spektrum von körperlicher und seelischer Gewalt bis hin zu ökonomischer Abhängigkeit und Isolation. Die Gewaltformen sind vielfältig, haben aber eins gemeinsam: es handelt sich um Gewalttaten, ausgeführt von Männern, gerichtet gegen Frauen und Kinder.

Die aus der Frauenbewegung hervorgegangenen Initiativen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen sind im Laufe von rund 30 Jahren zu einer der erfolgreichsten sozialen Bewegungen im internationalen Maßstab geworden. Viele Aktivitäten im Verbund mit den anderen Frauenhäusern in der Bundesrepublik waren erfolgreich: Fristverkürzung zum eigenständigen Aufenthaltsrecht von Migrantinnen, Gewaltschutzgesetz und Wegweisung, kommunale Kooperationsmodelle, um nur einige Beispiele zu nennen.

In den letzten Jahrzehnten konnte somit der Frauenhaus seinen Platz im soziale System einnehmen. Es ist jedoch nicht gelungen, das gesellschaftliche Ausmaß der Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu reduzieren. Die Massivität Brutalität und Grenzenlosigkeit von Gewalt hat sogar deutlich zugenommen.
Das Frauenhaus kann lediglich nur ein Teil der notwendigen Arbeit im Anti-Gewalt-Bereich darstellen; andere Institutionen müssen andere notwendige Bereich der Anti-Gewalt-Arbeit übernehmen.
Je besser eine fachübergreifende Vernetzung mit anderen Institutionen und Arbeitsbereichen praktiziert wird, desto wirkungsvoller kann ein erfolgreicher Schutz für Frauen und Kinder aufgebaut werden. Hierin liegt auch in den nächsten Jahren die originäre Aufgabe des Frauenhauses und ihrer Trägerin, der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V..

Das Frauenhaus Soest unterstützt Frauen in ihrem Bemühen, ein eigenständiges, selbstbestimmtes Leben zu führen. Gemäß den Grundsätzen der Frauenhausarbeit wird ausnahmslos eine parteilich-beratende Sozialarbeit praktiziert. Die Arbeitsformen sind vielfältig und werden von den betroffenen Frauen in ihrem Ausmaß und in ihrer Ausführung bestimmt. Die Frauen im Haus, die ehemaligen Bewohnerinnen und die Frauen in der ambulanten Beratung sind die sichtbaren Personen, unmittelbar betroffen von Gewalt. Die Dunkelziffer ist um ein vielfaches höher.

Durch Öffentlichkeitsveranstaltungen, verbandliche Arbeit und politische Stellungnahmen beteiligen sich das Frauenhaus Soest und die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. offensiv an gesellschaftlichen Veränderungen, die die Situation von Frauen verbessern helfen und die betroffenen Frauen Mut machen, der gewalttätigen Situation zu entfliehen.

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