Bilanz der OWL weiten Kampagne "Abpfiff - Stoppt Zwangsprostitution“ (Juli 2006)

Die Fußball-Weltmeisterschaft war aus deutscher Sicht in vielerlei Hinsicht ein Erfolg - auch die ostwestfälische Kampagne gegen Menschenhandel hat ihre Ziele erreichen können:

In den vier Wochen während der WM gab es in Ostwestfalen-Lippe ein großes öffentliches Interesse, das Thema Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung öffentlich zu diskutieren. Bei den Info-Ständen und Aktionen wurde dem Thema von Frauen und Männern jeglichen Alters hohe Aufmerksamkeit gewidmet. In den vier Wochen der Fußballweltmeisterschaft wurden der Beratungsstelle Nadeschda acht Klientinnen vermittelt; in dieser kurzen Zeit eine ungewöhnlich hohe Zahl. Alle acht Opfer von Menschenhandel sind nicht - wie normalerweise - durch Polizei-Razzien in Bordellen oder bordellähnlichen Betrieben in Ostwestfalen-Lippe ermittelt worden: Eine Frau wurde beispielsweise durch einen anonymen Anruf eines Freiers ausfindig gemacht; ein anderes Opfer von Menschenhandel hat sich selber telefonisch gemeldet.

Die Kreispolizei Herford - teilte Kriminalhauptkommissar Burkhard Bethlehem mit - habe in der Zeit der Weltmeisterschaft sieben Razzien durchgeführt, mehr Razzien als üblich. Die höhere Frequenz konnte im Kreis Herford durch die Urlaubssperre während der Weltmeisterschaft umgesetzt werden, ist nun aber nicht weiter zu halten. Keine der Razzien führte zu Ermittlungsverfahren in Richtung Zwangsprostitution. Der erwartete Anstieg von Prostitution und Zwangsprostitution ist anscheinend ausgeblieben, was den regionalen, bundesweiten und internationalen Aktionen gegen Zwangsprostitution sicherlich auch als präventive Maßnahmen zugeschrieben werden kann. Die auch auf den Informationsmaterialien der OWL-weiten Kampagne notierte bundesweite Hotline hatte in der Zeit der WM ca. 60 Anrufe erhalten.

In der Zeit der Fußball-Weltmeisterschaft führte die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V., die Frauenberatungsstelle für Opfer von Menschenhandel - Nadeschda - in Herford und ein überparteiliches, kommunales Bündnis eine Kampagne durch, um auf Zwangsprostitution als schweren Verstoß gegen Menschenrechte hinzuweisen. Diese Ostwestfalen-Lippe weite Kampagne richtete sich an potenzielle Freier und war insofern eine regionale Ergänzung zur bundesweiten Initiative des Deutschen Frauenrates "Abpfiff - Schluss mit Zwangsprostitution“.

Im Mittelpunkt der bundesweiten Initiative, die noch bis September geht, stehen politische Forderungen an Landes- und Bundespolitik. Insgesamt wurden 55.000 Unterschriften für den Forderungskatalog des Frauenrates gesammelt, mindestens 1.000 Unterschriften kommen von den Aktionen in Ostwestfalen-Lippe.

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