Weltgebetstag aus Südafrika (Februar 2006)

Für die Gottesdienstordnung des Weltgebetstages am 03. März 2006 wählten die südafrikanischen Verfasserinnen das Motto "Zeichen der Zeit“. Das Motto der südafrikanischen Liturgie gilt weltweit für die Christinnen aller Konfessionen in über 170 Ländern.

"Seit 1994 leben wir in der Zeit nach der Apartheid - ein Zeichen der Gnade Gottes.“ Das schreiben die Verfasserinnen der Weltgebetstagsliturgie und freuen sich ihrer neuen "Regenbogennation“. Sie verharmlosen oder verdrängen keineswegs, was sie durchgemacht haben, sehen diese schlimme Zeit als ein Wetterleuchten der Endzeit. Sie entnehmen aber den Worten Jesu (als er über die Zerstörung des Tempels in Jerusalem sprach), dass noch eine Frist gesetzt ist, eine Zeit der Gnade Gottes. Diese wollen sie nutzen. "Im täglichen Leben ist uns wichtig“, schreiben die Süd afrikanerinnen, „dass Menschen in Würde, in gegenseitiger Achtung und Verant wortung zusammenleben... Diese teilende Gemeinschaft beschreibt unser viel gebrauchtes Wort ‚ ubuntu’.“

"Ubuntu" umschließt Menschen aller Hautfarben und Religionen, ist Weg und Ziel der jungen Republik Südafrika mit rund 47 Millionen Einwohnern und elf offiziellen Sprachen. Bisher einzig in der Welt war die Arbeit der südafrikanischen Wahrheits- und Versöhnungskommission unter Leitung von Erzbischof Tutu.
Sie galt als Zeichen der neuen Zeit, in der unsagbares Leid benannt und Unrecht aufgedeckt und zugegeben werden muss, wenn für Versöhnung ge arbeitet werden soll. Südafrika hat noch einen weiten Weg vor sich, aber die Welt gebetstagsfrauen sind voller Zuversicht, dass Gott sie stärken und begleiten wird.

So klagen sie zwar laut und offen angesichts der unabsehbaren Not, die AIDS über die Menschen bringt, aber sie verzagen nicht. Die mittlere Generation droht wegzu sterben und Kinder stehen allein da, wenn nicht Großmütter für sie sorgen können. Die Vision des Propheten Ezechiel vom Totenfeld voll dürrer Knochen - eine reali stische Beschreibung afrikanischer und zum Teil auch weltweiter Gegenwart? Der Text steht in der Gebetsordnung als Herausforderung und auch als Zuspruch. Denn der Prophet wird aus dem Gräberfeld Menschen neu ins Leben rufen, wenn er nur Gott zutraut, dass er Leben schaffen kann und will. "Wir wissen, dass du, Gott, die Macht hast und unsere ganze Gesellschaft neu beleben kannst“, heißt es. Nicht der Tod soll das Zeichen der neuen Zeit in Südafrika sein, sondern mit Gottes und der Menschen Hilfe das Leben. Und in diesem Zeichen will dieser Weltgebetstag Christinnen und Christen weltweit verbinden im Gebet um Versöhnung und Heilung.

Zur Weltgebetstagsarbeit in Westfalen 
Zur Vorbereitung auf den jährlichen Weltgebetstag am 1. Freitag im März werden von der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. ca. 800 Material-Bestellungen bearbeitet. Das ökumenisch zusammengesetzte Team im Weltgebetstag hat wieder fünf zentrale mehrtägige Veranstaltungen in Soest mit 155 Teilnehmerinnnen und zwei mehrtägige Veranstaltungen in Schwerte und Paderborn mit 106 Teilnehmerinnen durchgeführt.

Acht eintägige Veranstaltungen auf regionaler Ebene erreichten 556 Teilnehmende. Hinzu kommen zwei mehrtägige Veranstaltungen in Soest für den Weltgebetstag für Kinder mit mehr als 20 Teilnehmenden und zwei Reisen nach Südafrika im Jahr 2005 mit mehr als 40 Frauen. Ungezählt bleiben die zahlreichen Vorträge und Veranstaltungen vor Ort, die sich das Team des Weltgebetstages in Westfalen bis Anfang März aufteilt.

In den Gottesdiensten am 3. März 2006 werden wieder mehr als 65.000 Menschen erwartet.

Zum Land Südafrika 
Die Republik Südafrika mit, die mit 1.219.912 km 2 dreieinhalb Mal so groß ist wie Deutschland, leben knapp 47 Mio. Menschen verschiedener Bevölkerungsgruppen: 79 % bezeichnen sich als Schwarze/Afrikaner, 10 % als Weiße, 9 % als Farbige. Auch Menschen aus asiatischen Ländern (2 %) gehören zu dieser „Regenbogennation Gottes“ (Erzbischof Desmond Tutu).

Die ersten demokratischen Wahlen 1994 markierten einen radikalen politischen Wechsel: das Ende der Apartheid, der Jahrzehnte langen systematischen Unterdrückung der schwarzen und farbigen Bevölkerung durch die weiße Minderheit. Elf offizielle Landessprachen sind Zeichen der Gleichbehandlung aller Bevölkerungsgruppen. Die Folgen des Apartheidsystems dauern an. Das Land ist von sozialen, wirtschaftlichen und regionalen Gegensätzen gekennzeichnet. Rassismus, Gewalt, Arbeitslosigkeit, neue Gräben zwischen Reich und Arm, Tuberkulose, Malaria und HIV/Aids sind die derzeit größten Herausforderungen. Doch die Regierung hat ehrgeizige Entwicklungsprogramme und viele Menschen engagieren sich in Kirchen und Nichtregierungsorganisationen (NROs) für die Verbesserung ihrer Lebenssituation.

Zur Projektarbeit des Weltgebetstags 
Informiertes Beten und vom Gebet durchdrungenes Handeln kennzeichnen die Weltgebetstagsbewegung. Handeln rund um den Weltgebetstag hat viele Aspekte. Einer davon ist die materielle Unterstützung, die durch die Weltgebetstagskollekte Frauenprojekten in der ganzen Welt zugute kommt. Für viele Frauen, die durch den Weltgebetstag gefördert werden, ist diese konkrete Hilfe ein Zeichen der Hoffnung und der Solidarität, das ihnen Mut gibt, selbst einen Weg zur Verbesserung ihrer Lebenssituation zu suchen und ihn zu gehen.

Die Kollekte des Weltgebetstags für Panama betrug 2.962.671 Euro - nach der Kollekte des Weltgebetstags aus Haiti das zweitbeste Ergebnis überhaupt!

Der größte Teil der Kollekte (im Durchschnitt über 80 %) wird für ökumenische Frauenprojekte hauptsächlich in der „3. Welt“ verwendet. Im Jahr 2004 wurden aus der Weltgebetstagskollekte insgesamt 247 Projekte in 85 Ländern bewilligt, darunter sind auch immer mehr Projekte aus Osteuropa. Von 1975 bis 2004 wurden 44.375.842,21 Euro für über 4.400 Projekte in 147 Ländern der Welt ausgegeben, davon 31 % in Lateinamerika und der Karibik, 29 % in Afrika, 23 % in Asien und im Nahen Osten, 8 % in Westeuropa und Nordamerika (hierbei handelt es sich überwiegend um Projekte internationaler Organisationen, die in den Entwicklungsländern durchgeführt werden oder um Projekte für Migrantinnen in der BRD), 6 % in Osteuropa und 3 % in Australien und dem Pazifik.

Das Land, aus dem die Weltgebetstagsliturgie kommt, wird in dem jeweiligen Jahr, aber auch schon einige Zeit davor und danach, besonders berücksichtigt. Das heißt, dass Projekte aus diesem Land Vorrang haben und sich das Komitee auch aktiv um Kontakte und Projektanträge aus dem jeweiligen Land bemüht. Es heißt aber nicht, dass die ganze Kollekte in das Weltgebetstagsland geht - das wäre weder machbar noch sinnvoll und würde die kontinuierliche Entwicklungszusammenarbeit gefährden, die mit Projektpartnerinnen und Projektpartnern in vielen Ländern besteht.

Fenster schließen