Weiterbildungsoffensive statt Kürzungen in NRW! (März 2006)

"Ohne Verlust von politischer Glaubwürdigkeit ist die Kürzung der Weiterbildungsförderung durch die Landesregierung NRW nicht hinzunehmen!“ stellt die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. fest.

Wenn Landesregierung und Landtag die Weiterbildung wie zugesagt stärken wollen, dann kann es nicht um weitere Kürzungen gehen, sondern nur um die Rücknahme der bereits in den Jahren 2004/2005 erfolgten Kürzungen von 15 %. Die Rücknahme dieser Kürzungen wurde noch im November 2005 wiederholt. "Regierungskoalition und Landesregierung sind an der Einhaltung dieser Zusage zu messen!“, ist sich die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. sicher.

"Gemeinsam mit der Landesregierung gilt es, die Weiterbildungsbeteiligung der Menschen zu steigern und damit deren Teilhabe am politischen und kulturellen Leben zu fördern, ihre beruflichen Qualifikationen zu verbessern, die Chancen benachteiligter Gruppen zu erhöhen und die Zukunft des Wirtschaftsstandortes NRW zu sichern.“
Wichtige politische Herausforderungen seien durch Eltern-, Familien- und Erwachsenenbildung aktiv zu bewältigen, so z.B. der Orientierungs- und Wertevermittlung in einer pluralen Gesellschaft, der steigenden Anforderungen der Arbeitswelt, der Gestaltung einer demokratischen Gesellschaft, dem Aufbau von Familienzentren und der Vernetzung von Schule und Weiterbildung. Keinesfalls dürfen die Bildungs-Chancen von Frauen und Familien von ihrer Finanzkraft abhängen, fordert die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen.

"Dem Bereich der Weiterbildung kommt in Zukunft eine hohe Bedeutung zu. Wir verstehen den Bereich der Weiterbildung als vierte Säule unseres Bildungswesens. Wir wollen die Angebote der Weiterbildung evaluieren und eine verlässliche Grundförderung des Landes gewährleisten", hieß es noch in der Koalitionsvereinbarung zwischen CDU und FDP vom 20.06.2005.

Ministerin Barbara Sommer bekräftigte für die Landesregierung am 23.11.2005: "Bildung hat für die Landesregierung Priorität.
Das bezieht sich auch auf Weiterbildung, für die das Land eine verlässliche Grundförderung gewährleisten will." Dies ist ein Anspruch, der eine breite Unterstützung von den Weiterbildungseinrichtungen in NRW erhält. Es bedeutet: Landesregierung und Landtag wollen der Weiterbildung eine Priorität einräumen und die Weiterbildung als vierte Säule im Bildungswesen NRW verstehen.
Im Landeshaushalt ist nun jedoch eine weitere 5%-Kürzung vorgesehen, sodass die Weiterbildung im Vergleich zum Jahr 2002 insgesamt 20% verlöre. Darüber hinaus soll die Sonderförderung für Einrichtungen der Familienbildung um ca. 20% gekürzt werden. Diese Kürzungen können weder durch Erhöhung der Teilnahme-Entgelte, noch durch verstärktes Einwerben von Drittmitteln, noch durch zusätzliche Mittel der Träger kompensiert werden.

Die Träger der Evangelischen Familien- und Erwachsenenbildung - zu denen die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. mit Sitz in Soest gehört - haben erheblich in die Bildungsarbeit investiert.
So ist der Eigenmittelanteil auch bei der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. kontinuierlich gestiegen wegen der rückläufigen Landeszuschüsse, trotz der ebenfalls angehobenen Teilnahme-Beiträge.
Leidtragende einer solchen Entwicklung der weiteren Kürzungen wären somit vor allem Menschen, die in NRW leben, und deren Weiterbildungsmöglichkeiten durch eine weitere Absenkung der Landesförderung nochmals drastisch reduziert würden.
Die Stärkung der Erziehungskompetenz von Familien, Kurse zur Gesundheitsprävention, Förderung des Prinzips des lebenslangen Lernens, Qualifizierung zum Ehrenamt und zum bürgerschaftlichen Engagement beispielsweise könnten dann nicht mehr im gewünschten und notwendigen Umfang stattfinden.

Die heute stärkste Regierungsfraktion hatte noch im April 2005 im Landtag gefordert, die Kürzungen aus dem Jahre 2004/2005 von 15 % zurückzunehmen. Die bildungspolitischen Sprecher der beiden Regierungsfraktionen haben sich während der 11. Weiterbildungskonferenz am 23.11.2005 erneut zu dieser Forderung bekannt. Bei den derzeitigen Haushaltsplänen bleibt nur noch die Diskussion über die Höhe einer weiteren Kürzungsmaßnahme übrig.

Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. ist seit Jahrzehnten fest verankert in der Weiterbildung - mit dem Schwerpunkt Weiterbildung für Ehrenamtliche und Familienbildung. Sie erhält für einen Hauptteil ihrer Bildungsveranstaltungen Landesmittel über das Evangelische Erwachsenenbildungswerk Westfalen und Lippe e.V. und über das Familienbildungswerk Westfalen und Lippe e.V.

Das Angebot im Bereich Ehrenamtlicher gliedert sich jährlich wie folgt:

  • Mehr als 160 Fortbildungen auf landeskirchlicher, kreiskirchlicher und gemeindlicher Ebene finden zur Förderung von Ehrenamtlichen statt, die mehr als 5.000 Frauen erreichen;
  • ca. 36 Materialien zu unterschiedlichen Themen ermöglichen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen eine selbständige Erarbeitung eines Themas. Jährlich nutzen 3.500 Abnehmerinnen diese Möglichkeit;
  • der Weltgebetstag als ökumenische Basisbewegung wird gefördert durch mehr als 22 Tagungen auf allen Ebenen mit mehr als 1.000 Frauen und durch den WGT-Materialienversand mit jährlich mehr als 800 Bestellungen.

Hinzu kommen mehr als 40 Veranstaltungen im Bereich der Familienbildung. 

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