Jahresbericht 2007 der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen (Januar 2008)

DIE ARBEIT DES VORSTANDS

Der Vorstand kam 2007 zu fünf Sitzungen zusammen und nahm an der Jahreseröffnungskonferenz im Januar 2007 teil. In den Sitzungen des Jahres 2007 wurden u.a. Beschlüsse zum Beitritt zu Oikokredit gefasst. In einer gemeinsamen Sitzung des Vorstands mit dem pädagogisch-theologischen Team wurde Ende Mai 2007 das Verhältnis von verbandlicher Frauenarbeit und Bildungsarbeit thematisiert und ausführlich beraten.

In der diesjährigen Mitgliederversammlung wurde gewählt:
Als Vorsitzende ist Christel Schmidt (Ahaus) wiedergewählt worden.
Die 53jährige Theologin wurde mit großer Mehrheit für weitere vier Jahre im Amt gewählt. Als Schatzmeisterin ist Margret Kaup (Dortmund) einstimmig wiedergewählt worden. Als weitere Mitglieder im Vorstand sind Pfarrerin Ursula August (Recklinghausen), Erika Denker (Siegen), Dagmar Gravert (Dortmund), Barbara Mengel (Bad Oeynhausen) und Superintendent Klaus Majoress (Lüdenscheid) gewählt worden. Superintendent Majoress und Pfarrerin August haben bereits zuvor im Vorstand gearbeitet; die 57jährige Erika Denker bereichert mit ihren Erfahrungen als Kreis- und Landessynodale sowie als stellvertretende Vorsitzende des Diakonischen Werkes im Kirchenkreis Siegen den Landesverbandsvorstand. Die 50jährige Presbyterin, Synodale und Jugendschöffin Dagmar Gravert sowie die 45jährige Sozialarbeiterin Barbara Mengel, mit ihren Erfahrungen in der kirchlichen Gemeindearbeit komplettieren den Vorstand.

Aus dem Vorstand des Landesverbandes ausgeschieden sind zudem nach langjähriger engagierter ehrenamtlicher Mitarbeit Annemarie Hübbe (Unna), Christel Kerting (Siegen) und Ingrid Theuerkauf (Soest). In der Mitgliederversammlung wurden des Weiteren neue Mustersatzungen für die Bezirks-, Stadt- und Synodalverbände sowie für die Frauenhilfegruppen verabschiedet.

Frau Buschmann-Simons nahm als Mitglied des Vorstands der EFHiD an dessen Sitzungen teil und berichtete regelmäßig in den Sitzungen der EFHiW über den aktuellen Stand der Beratungen im Fusionsprozess der beiden Frauenverbände EFHiD und EFD.
Der dadurch neu entstandene Verein trägt den Namen „Evangelische Frauen in Deutschland“ (EFiD). Die Frauenhilfeverbände, die den Namen „Frauenhilfe“ weiterhin tragen und die sozial-diakonische Tradition der Frauenhilfe fortsetzen, streben unter dem neuen Dach „Evangelische Frauen in Deutschland“ eine engere Zusammenarbeit an.

BILDUNGSARBEIT

EDV-Kurse
Seit zehn Jahren bietet der Landesverband EDV-Kurse unter dem Motto „Frauen schulen Frauen rund um den PC“ an. Nach wie vor finden Internatsveranstaltungen und Seminarreihen zu den diversen Anwendungsprogrammen statt. Maximal zwölf Teilnehmerinnen können pro Kurs teilnehmen. Die Altersstreuung ist sehr breit (25 - 75 Jahre), die Motivation zur Teilnahme sehr unterschiedlich.

Palliative Care
Erstmalig angeboten wurde 2007 eine berufliche Weiterbildung für examinierte Pflegekräfte unter dem Thema „Palliative Care“.
Die inhaltliche Ausrichtung des Kurses wurde im letzten Geschäftsbericht dargestellt. An dem vierwöchigen Kursangebot mit 160 Unterrichtsstunden nahmen dreizehn Teilnehmerinnen aus unterschiedlichen Pflegebereichen teil. Diese Kursreihe wurde im Juni 2007 erfolgreich beendet und allen Teilnehmerinnen das Zertifikat übergeben. Im November 2007 begann ein neuer Kurs „Palliative Care“ mit zwanzig Teilnehmenden und war damit ausgebucht.
Aufgrund dieser starken Nachfrage wird im Frühjahr 2008 ein dritter Kurs angeboten werden.

Seminarreihe „Betreuung demenziell erkrankter Menschen“
Der Qualifizierungskurs für ehrenamtliche Betreuerinnen und Betreuer zur Begleitung demenziell erkrankter Menschen wurde mit vierzehn Teilnehmenden erfolgreich durchgeführt. Der Teilnehmerkreis setzte sich aus pflegenden Angehörigen und Mitarbeitenden aus stationären Einrichtungen und ambulanten Diensten zusammen.
Diese Seminarreihe wurde in Kooperation mit der Alzheimer Gesellschaft Kreis Soest angeboten. Die gute Zusammenarbeit wird im Rahmen einer weiteren Kursreihe in 2008 fortgesetzt, diesmal ist die BARMER Ersatzkrankenkasse als Kooperationspartnerin hinzugekommen.

Jahresthema-Tagungen
Die Tagungen zum Jahresthema wurden in 2007 unter dem Titel „Niemand lebt für sich allein!? Vom Miteinander der Generationen - Beziehungen der Generationen im gesellschaftlichen Wandel“ angeboten. Die Gesamtteilnehmerinnenzahl ist zum Vorjahr stabil geblieben. Die Tagungen zum Jahresthema bilden nach wie vor das „Herzstück“ der verbandlichen Bildungsarbeit. Die Auswertung der Fragebögen zu den Jahresthematagungen ergab ein sehr positives Stimmungsbild. Besonders lobend hervorgehoben wurden die gute Vorbereitung der Referentinnen, die inhaltliche Ausgestaltung der Tagungen und das Erleben von Gemeinschaft. Ebenfalls mit Lob bedacht wurden die Tagungshäuser.

Fernstudium Feministische Theologie
Im April 2007 begann der zweite Durchgang „Fernstudium Feministische Theologie“ in der bewährten Kooperation der kirchlichen Hochschule Bethel, dem Frauenreferat der EKvW, dem Institut für Aus-, Fort- und Weiterbildung der EKvW und der Evangelischen Frauenhilfen in Westfalen e.V. Die Teilnehmerinnen des ersten Durchgangs haben sich auch im zweiten Jahr nach dem Abschluss des Fernstudiums zu einem selbst organisierten Wochenende in der Tagungsstätte in Soest getroffen, um bestimmte Aspekte des Fernstudiums zu vertiefen.

Reisen
Das Reiseprogramm hat einen stabilen, ständig wachsenden Interessentinnen- und Teilnehmerinnenkreis. An den Reisen in die WGT-Länder beteiligen sich Teilnehmerinnen aus dem gesamten Bundesgebiet. Die Reise nach Guyana mit 20 Teilnehmerinnen war die einzige, die in Deutschland für das WGT-Land 2008 angeboten wurde. Im Jahr 2008 planen wir erstmals „Pilgern auf dem Jakobsweg in Westfalen“. Von Paderborn bis Dortmund wird die erste Etappe auf dem alten Hellweg verlaufen. Bei Erfolg planen wir in den Folgejahren Strecken im Münsterland, im Sauerland und durch das Ruhrgebiet.

Familienbildung
Die Familienbildungsarbeit umfasste 2007 erstmalig Elternkompetenz-Kurse nach dem Konzept des Kinderschutzbundes („Starke Eltern - Starke Kinder®“). Dies war nicht nur der Einstieg in die Kursarbeit nach Unterrichtsstunden, nachdem bisher ausschließlich Internatsveranstaltungen nach Teilnahmetagen durchgeführt wurden; dies war zudem der Einstieg in die sozialraumorientierte Bildungsarbeit in unmittelbarer Orientierung am Kinder- und Jugendhilfegesetz und in enger Zusammenarbeit mit örtlichen Einrichtungen (z. B. Kindertagesstätten, Grundschulen, Mädchenhäuser, etc.) und deren Trägern.

Die Planung, der organisatorische und inhaltliche Aufbau, die Durchführung, die Auswertung und nicht zuletzt die Abrechnung, sind sehr arbeitsintensiv und stellen hohe Anforderungen an die Koordinationsfähigkeit der Familienbildung. Es wird versucht, diesen Bereich weiter auszubauen, nicht nur weil er an der familienpolitischen Linie des Landes NRW (Stichwort: Familienzentren) orientiert ist, sondern in erster Linie, weil die teilnehmenden Eltern für die Praxis in ihren Familien außerordentlich davon profitieren.

VERBANDSARBEIT

Zwischen Februar und Mai fanden auch 2007 die Evangelischen Landfrauentage in 11 unserer Verbände statt, die meisten unter Beteiligung der Landfrauenbeauftragten der Frauenhilfe, Birgit Reiche. In sechs Verbänden hielt sie den Vortrag „Was sind uns unsere Werte wert?“ Nach wie vor erfreut sich der evangelische Landfrauentag in den veranstaltenden Verbänden großer Beliebtheit. Zwischen 50 und 250 Frauen haben an den Veranstaltungen teilgenommen.

2007 haben wie in den Vorjahren sechs Regionale Workshops unter der Leitung von Birgit Reiche oder Manuela Schunk stattgefunden.
Titel der Workshops, an denen Vertreterinnen von 29 der 39 Bezirks- und Stadtverbände teilgenommen haben, war: „Identifikation der Mitglieder mit der Frauenhilfe“.

Die Frühjahrs- und die Herbstkonferenzen des Jahres 2007 standen im Zeichen theologischer Reflektion der Grundlagen der Frauenhilfe-Arbeit; die Frühjahrskonferenz mit dem Thema „Gottes Geist weht wie der Wind - theologische Grundlegung der Begeisterung“, die Herbstkonferenz mit dem Thema „Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte - Diakonie und Barmherzigkeit in den Handlungsfeldern der Frauenhilfe“.
In der Herbstkonferenz verabschiedeten die Teilnehmerinnen eine Stellungnahme zur aktuellen Diskussion über die embryonale Stammzellenforschung. Seit 1986 beschäftigt sich die Evangelische Frauenhilfe mit ethischen Grundsatzfragen der Genforschung und der Reproduktionsmedizin.

Der gemeinsamen Verpflichtung, die bei der Frühjahrskonferenz 2006 getroffen wurde, die Methode der Strategischen Planung in den Vorständen der Bezirks- und Stadtverbände einzuüben und umzusetzen, sind inzwischen 25 Verbände nachgekommen. Zwei weitere haben bereits für Anfang 2008 Termine verabredet. Die Erfahrungen der Verbände, die bereits mit der Methode der Strategischen Planung arbeiten, sind durchgängig positiv. Die Zusammenarbeit hat sich verbessert, die Ziele sind klarer formuliert, die Durchführung von Maßnahmen wird zielorientierter geplant.

Die 25 eintägigen Workshops wurden durchgeführt von Pfarrerin Birgit Reiche, Pfarrerin Katja Jochum, Birgit Dittrich-Kostädt und Manuela Schunk.

Die Referentinnen des theologisch-pädagogischen Teams werden von den Verbänden und zu Einzelthemen stark nachgefragt. Die Nachfrage an Studientagen für Gruppenleiterinnen zu gruppenpädagogischen Themen hat deutlich zugenommen.

Jubiläen werden sowohl von Gruppen als auch von Bezirks- und Stadtverbänden intensiv, liebevoll und inhaltsreich vorbereitet.
Gerne wird dabei der Schwung des Festes am 20. Mai 2006 aufgenommen und weiter getragen. Die Anfragen nach Grußworten - schriftlich und persönlich - nach Unterstützung durch Werbe- und Verteilmaterialien und nach Beteiligung durch Predigt/Gottesdienstgestaltung und/oder Vortrag haben zugenommen.

Die leitende Pfarrerin hat außerdem zahlreiche Gespräche bezüglich der Umsetzung der Beitragserhöhung in Einzelgruppen und Verbänden geführt.

Tagungsstätte Soest
Die Tagungsstätte Soest hat als „Mutterhaus“ oder „Zentrale“ eine große Bedeutung für die Verbandsarbeit. Seit Jahrzehnten finden in der Tagungsstätte Soest alle wichtigen Verbandstreffen und Konferenzen statt. Die Zufriedenheit der Gäste ist weiterhin sehr hoch.
Die Verbesserungen im Aufenthaltsbereich und in der Aufenthaltsqualität gehen weiter voran und finden positiven Anklang.

Die Kapelle in der Tagungsstätte wurde in drei Monaten grundrenoviert. Neue Heizkörper, eine neue Beleuchtung, eine verbesserte Akustik und Isolierung sowie ein neuer Anstrich haben das Aussehen der Kapelle verändert. Die Neueröffnung der Kapelle wurde innerverbandlich während der Frühjahrskonferenz 2007 begangen.
Um der Soester Bevölkerung die unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten zu präsentieren, wurden im Mai vier Kulturveranstaltungen und ein Candle-Light-Dinner mit insgesamt 150 Menschen durchgeführt. Die durchgängig positiven Rückmeldungen führen dazu, dass in der Tagungsstätte regelmäßig Kulturveranstaltungen geplant werden.

Weltgebetstag
Die Vorbereitungstagungen zum Weltgebetstag im Jahr 2006/2007 sind nach den Bögen zur Qualitätssicherung mit guter Rückmeldung verlaufen. Die Veranstaltungen in den Bezirks- und Stadtverbänden haben zunehmend Resonanz gefunden.

Das zwölfköpfige ökumenische Vorbereitungsteam führt fünf Tagungen in Soest und die Tagungen in Paderborn, Schwerte und Dortmund mit jeweils zwei bis vier Referentinnen durch. Seit September 2007 hat Katja Jochum den Auftrag zur Leitung der Weltgebetstagsarbeit und damit auch zur Koordination der Multiplikatorinnentagungen übernommen.
Die Vorbereitungen in den Regionen hat Birgit Reiche übernommen.

Dekadearbeit
Das Tabuthema „Häusliche Gewalt“ wird 2008 als ein Schwerpunkt der Evangelischen Kirche von Westfalen im Rahmen der Ökumenischen Dekade zur Überwindung von Gewalt in die Öffentlichkeit gebracht werden.

Als erster von sieben Austragungsorten wird vom 24.02. - 16.03. 2008 die Ausstellung „Rosenstraße 76“ in Soest zu Gast sein.
Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. mit ihrem Frauenhaus in Soest und ihrem Schwerpunkt-Arbeitsbereich „Gewalt überwinden“ ist Partnerin der Landeskirche bei der Vorbereitung und der Durchführung dieser Ausstellungsveranstaltung.

Seit dem Frühjahr laufen die Vorbereitungen zu diesem Handlungsschwerpunkt, der neben der Ausstellung auch ein Kulturprogramm bieten und das Thema in die öffentlichen Austausch und Ausbildungsebenen des Kreises bringen soll.

Auch die Auftaktveranstaltung wird in Soest in der Reformierten Kirche „Schiefer Turm“ am 24. Februar 2008 um 10.30 Uhr unter Beteiligung des Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Pfarrer Alfred Buß, stattfinden.

Materialdienst und Service
Seit 2007 werden Mitgliedsausweise und Plakate den Mitgliedern kostenfrei angeboten. Dies nehmen Mitglieder gerne wahr und vereinheitlicht die Außendarstellung von „Frauenhilfe“. Die technischen Veränderungen und Möglichkeiten in der Kommunikation ändern auch die Produkte; so werden immer mehr Materialien auf CD oder DVD gewünscht.

Öffentlichkeitsarbeit
Im Jahr 2007 wurden diverse Stellungnahmen zu aktuellen politischen Themen aus Frauenperspektive formuliert; so zur Gesundheitsreform, zum Verkauf hochgiftiger Pestizide durch die Bayer AG, zur embryonalen Stammzellenforschung, zu Menschenhandel und zur Menschenrechtssituation in Israel und Palästina.

Wir stellen mit Zufriedenheit fest, dass unsere Veröffentlichungen von der Presse aufgenommen werden; unsere Verlautbarungen politische Resonanz erfahren; die kirchliche Öffentlichkeitsarbeit unserer Arbeit Beachtung schenkt und unsere Internetseiten mit jährlich steigendem Interesse aufgesucht werden.

Im Zusammenhang mit den Jubiläumsveranstaltungen wurden die Pressetexte, Abschnitte zur Geschichte der jeweiligen Einrichtung, die Predigten der Gottesdienste und Bildergalerien ins Internet eingestellt. Die Internetresonanz vergrößert sich Jahr für Jahr.

Verbandsintern tragen weiterhin die Rundbriefe und Informationen maßgeblich dazu bei, die Arbeit des Landesverbandes auf allen Ebenen transparent zu machen.

GEWALT ÜBERWINDEN

Frauenhaus
Durch Beteiligung zahlreicher ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer am Sylvesterlauf von Werl nach Soest, dem größten Sylvesterlauf Europas, konnte die Finanzierung für die notwendige Renovierung der Badezimmer im Frauenhaus sichergestellt werden.

Die durchschnittliche Belegung ist auch nach der Erweiterung der Platzzahl durch die zusätzliche Anmietung einer Wohnung im Durchschnitt hoch.

Beratungsstelle Nadeschda in Herford
Im Dezember 2006 ist die Beratungsstelle innerhalb Herfords umgezogen. Durch Vermittlung der Landrätin des Kreises Herford konnte für die Beratungsstelle eine alte Stadtvilla des Kreises angemietet werden.

Im Januar war die Regierungspräsidentin des Regierungsbezirks Detmold gemeinsam mit der Landrätin des Kreises Herford zu Gast bei Nadeschda. Neben der Information über die Arbeit der Beratungsstelle war die Notwendigkeit der Einrichtung einer allgemeinen Prostituierten-Beratungsstelle für den Bereich OWL Thema der Beratungen. Eine Arbeitsgruppe zur Konzeption einer solchen Beratungsstelle hat vor den Sommerferien die Arbeit aufgenommen.

Im Berichtsjahr wurde das zehnjährige Bestehen der Beratungsstelle gefeiert. Die Jubiläums-Veranstaltungen im Monat September standen unter dem Motto „…und die Hoffnung blüht auf“: Am 06.09. fand ein Gottesdienst in der Jakobikirche in Herford statt und im Anschluss daran ein Empfang mit ca. 70 Gästen im Elsbachhaus. Den Festvortrag hielt Dr. Marion Gierden-Jülich (Staatssekretärin im Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration NRW). Grußworte aus dem gesamten Bereich OWL schlossen sich an.

Einige Tage später fand in den neuen Räumen der Beratungsstelle ein Brunch statt, an dem Vertreterinnen und Vertreter der Polizeibehörden, der Ausländerämter, der Frauenhäuser und Frauenberatungsstellen, des Begleitgremiums, der Prozessbegleitgruppe und andere Unterstützerinnen und Unterstützer der Arbeit teilgenommen haben.

Im September fand in Erweiterung des jährlich stattfindenden „Runden Tisches“ der Beratungsstelle ein Fachtag im Kreishaus des Kreises Herford statt. Zunächst tagte der „Runde Tisch Menschenhandel in Ostwestfalen-Lippe“ zum 10. Mal seit Bestehen der Beratungsstelle Nadeschda. Die Teilnehmenden verabschiedeten eine Erklärung zu „Menschenhandel in Ostwestfalen-Lippe“, indem sie u. a. für betroffene Frauen einen sicheren Aufenthalts-Status für zunächst drei Monate und für aussagebereite Frauen die Option eines gesicherten Aufenthalts in Deutschland fordern. Des Weiteren halten sie es für notwendig, eine gesicherte Alimentierung der Opfer von Menschenhandel durch Bundes- oder Landesmittel zu regeln.

Im zweiten Teil des Fachtages referierte Diplom-Politologin Bärbel Heide Uhl, Mitglied der Sachverständigengruppe Menschenhandel der EU-Kommission in Brüssel, zum Thema „Herausforderungen der europäischen Politik gegen Menschenhandel“. Im letzten Teil des Fachtages stellte die Münchner Journalistin Inge Bell ihre Erfahrungen mit Menschenhandel in Bulgarien und Rumänien filmisch und durch einen Vortrag vor. Sie machte deutlich, dass die Rückführungen der Opfer von Menschenhandel in ihre Herkunftsländer, auch und gerade in den jüngsten EU-Ländern, zur Stigmatisierung und Viktimisierung der Frauen führt.

Unter dem Titel „Hoffnung ist teilbar“ wurde von September bis Dezember eine limitierte Auflage einer Bio-Vollmilch-Schokolade zugunsten der Beratungsstelle Nadeschda verkauft. Mehr als 50% des Verkaufserlöses kommt direkt der Arbeit der Beratungsstelle zugute. Viele Bezirks- und Stadtverbände, einzelne Frauenhilfegruppen, kommunale und kirchliche Gleichstellungsstellen im Raum OWL unterstützen die Arbeit der Beratungsstelle durch den Kauf der Schokolade. Sie ist fast ausverkauft.

Im Oktober bekam die Prozessbegleitgruppe der Beratungsstelle den Salzkornpreis der EKvW verliehen, der alle zwei Jahre an Gruppen und Initiativen vergeben wird, die sich in besonderer Weise für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung einsetzen. Gemeinsam mit zwei anderen Preisträgern bekommt die Prozessbegleitgruppe den Preis durch den Präses unserer Landeskirche in Herford verliehen.

Ebenfalls im Oktober fand ein Benefizkonzert des Gospelchores Kirchlengern zugunsten der Beratungsstelle in der Münsterkirche in Herford mit großem Erfolg und mehr als 350 Menschen statt.

Sozialer Dienst Frauenhilfe (SDF)
In Bochum-Wattenscheid, Gelsenkirchen, Siegen und Soest sind insgesamt 10 Mitarbeiterinnen ehrenamtlich in den Kontaktstellen tätig. Die Kontaktstelle in Herne hat die Arbeit zum 01.04.2007 eingestellt.

Ein wesentlicher Aspekt der SDF-Arbeit ist die zunehmende Verschuldung vieler Menschen. Daher wurde mit einer Schuldner- und Insolvenzberaterin als Referentin und sachkundiger Gesprächspartnerin eine ganztätige Fortbildung für die Mitarbeiterinnen durchgeführt.

Die Kontaktstellen haben eine steigende Zahl von Anfragen nach finanzieller Unterstützung, was im Kontext der Schuldenproblematik nahe liegend ist.

SOZIAL-DIAKONISCHE EINRICHTUNGEN

Behindertenhilfe im Ennepe-Ruhrkreis
Für das Frauenheim Wengern einschließlich Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) und Naomi stand das Berichtsjahr ganz im Zeichen der Vorbereitungen und Feierlichkeiten zum 90-jährigen Bestehen des Frauenheims Wengern.

Beständig in Bewegung - das Motto des Jubiläumsjahres - steht nicht zuletzt für die erfolgte Umstellung der Arbeit von der Fürsorge-Erziehung zur Wiedereingliederungshilfe. Die Bewegung bzw. Dynamik hat ihre Fortsetzung gefunden. Die Wohnformen haben sich differenziert. Selbstbestimmtheit und Eigenständigkeit sind zentrale Ziele aller Hilfebedarfsplanungen geworden.

Es wird sehr viel Sorgfalt darauf verwendet, die Fähigkeiten und Ressourcen, aber auch die Verletzungen und Beschädigungen jeder und jedes einzelnen wahrzunehmen. Bewegung ist niemals Selbstzweck.
Es geht immer um die Verbesserung der Angebote, um so viel Teilhabe für Menschen jeden Alters und jeder Art der Behinderung wie möglich zu erreichen. So ist der Faktor Beständigkeit im Motto des Jubiläums geeignet, den Blick auf die menschliche und fachliche Verlässlichkeit und auf die Sicherheit zu lenken, die im Wohnen und Arbeiten Beheimatung schaffen. Die Menschen, mit denen und für die wir im Frauenheim Wengern arbeiten, halten uns in Bewegung und brauchen uns als verlässliche Partnerin.

Heute sind in Wengern 163 Menschen mit Behinderungen stationär untergebracht, 24 werden ambulant betreut. Die Bewohnerinnen und Bewohner sind zwischen 18 und 96 Jahren alt. Seit 1999 werden in Wengern auch Männer aufgenommen, sowohl im Wohnheim als auch in der WfbM. Derzeit sind 28 Männer stationär untergebracht; ein Mann wird ambulant betreut. In der WfbM, der Werkstatt für behinderte Menschen, sind derzeit 155 Menschen zwischen 18 und 64 Jahren tätig. Von ihnen arbeiten 13 in der Wäscherei, 6 in der Fleischerei, 20 in der Landwirtschaft, 21 im Garten, 18 in der Hauswirtschaft, 11 im Förderbereich, 53 in der Montage und 13 im Berufsbildungsbereich.
Der Berufsbildungsbereich wurde 2006 nach Albringhausen, einem kleinen Nachbarort von Wengern, ausgelagert.

Die ambulante Betreuung durch „Naomi“ erstreckt sich auf zahlreiche Wohnungen im Stadtgebiet Wengerns. Seit Juni 2007 gibt es in Wengern den „Treffpunkt“. Frauen und Männer, die ambulant betreut werden bzw. Bewohnerinnen und Bewohner des Frauenheims, die im Ruhestand sind, können sich dort in der Osterfeldstraße 34 a treffen, miteinander essen, an verschiedenen Kursen zur politischen Bildung, zur Literatur und zur Bibel teilnehmen. Der gemeinsame Mittagstisch und die vielfältigen kommunikativen Angebote helfen dazu, dass ambulant betreute Menschen bzw. Menschen, die nach Eintritt in den Ruhestand nicht mehr in der WfbM tätig sind, in ihren Wohnungen nicht einsam und zurückgezogen leben.

Die große Beteiligung an allen Jubiläumsveranstaltungen zeigte, dass das Frauenheim in der Region und weit darüber hinaus eine hohe Wertschätzung erfährt. Frauenhilfe-Frauen und Frauenhilfe-Gruppen aus ganz Westfalen reisten zum Jubliläums-Sommerfest an, um auch auf diese Weise ihre Unterstützung und hohe Identifikation mit der Einrichtung zu zeigen.

Die Eröffnung des „Frauen- und Mädchenheims Wengern“ - so der Name der Einrichtung im April 1917, war die erste Übernahme einer Trägerverantwortung nach Gründung des Provinzialverbandes der Evangelischen Frauenhilfe Westfalen im Jahre 1906. So verknüpft sich die diakonische Tradition des Landesverbandes der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen in ganz besonderer Weise mit der Geschichte Wengerns und mit der Geschichte der Schwesternschaft.

Schwesternschaft
Mit dem Trinitatisschwesterntag 2007 feierte die Schwesternschaft der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen ihr 100-jähriges Bestehen.
Im Jubiläumsjahr gehören der Schwesternschaft 31 Schwestern zwischen 46 und 93 Jahren an. Ein engagierter Freundeskreis mit 35 Mitgliedsfrauen begleitet und unterstützt die Arbeit der Schwesternschaft. Neben den Schwesterntagen am 2. Advent und am Trinitatis-Sonntag bietet die Schwesternschaft den Schwestern und Freundinnen Begegnungsmöglichkeiten, Tagungen, Reisen und Bibelarbeiten an den verschiedenen Wohnorten der Schwestern an. Durch Kontakte, Gespräche, Besuche und Fürbitten bleiben die Schwestern miteinander verbunden. Die Kontakte zu den beiden anderen Frauenhilfe-Schwesternschaften in Potsdam/Stralsund und im Rheinland sind intensiv. Alle zwei Jahre finden gemeinsame Schwesterntage statt, seit 2005 gibt es gemeinsame Jahresprogramme und einen gemeinsamen Schwesternbrief.

Die Herausforderung für die Zukunft liegt darin, die spirituelle Kraft der Schwesternschaft zu stärken und sie einladend für Frauen zu gestalten, die eine geistliche Gemeinschaft für sich suchen. Wie das Motto des Jubiläums „Miteinander glauben, leben und handeln“ in Zukunft gestaltet werden kann, hat im Jubiläumsjahr ein von außen moderierter Workshop aufgezeigt.

Psychiatrische Dienste im Märkischen Kreis
Im Märkischen Kreis ist die Evangelische Frauenhilfe als Trägerin des Hauses Wegwende, des Betreuten Wohnens Frauenhilfe und der SIGA eine geschätzte und anerkannte Trägerin psychiatrischer Dienste im Verbund der Anbieter im Kreis. Das Betreute Wohnen Frauenhilfe leistet Betreuung für 50 Frauen und Männer mit 19 Mitarbeitenden.
Die Tendenz bei den Anfragen nach Betreuungsleistungen, die ambulant erbracht werden, ist weiterhin hoch.

Das Haus Wegwende einschließlich der Außenwohngruppe ist durchgängig gut belegt. Die Zufriedenheit der Bewohnerinnen und Bewohner ist hoch. Ein engagiertes Team ist bemüht, individuelle Betreuung und Förderung anzubieten und die Teilhabemöglichkeiten der Klientinnen und Klienten zu erweitern. Die Kooperation zwischen Haus Wegwende und SIGA ist weiter ausgebaut worden. Maßnahmen der Tagesstruktur, die in einem gesonderten Tagessatz durch den Landschaftsverband Westfalen und Lippe (LWL) gefördert werden, werden für die Bewohnerinnen und Bewohner von Haus Wegwende in der SIGA angeboten. Außerdem können Betreute des Ambulanten Dienstes Frauenhilfe die Tagesstruktur der SIGA in Anspruch nehmen und erhalten ebenfalls den entsprechenden Tagessatz.

Der Wegfall der Arbeitstherapie, die die SIGA für das Märkische Institut für Rehabilitation (MIR) geleistet hat, konnte nach der Schließung des MIR zum 31.12.2005 leider noch nicht kompensiert werden. Trotz der nachweislichen Zunahme psychischer Erkrankungen ist das System zwischen Krankenkassen, Arbeitsämtern, Sozialämtern und überörtlichen Sozialhilfeträgern noch immer starr, unflexibel, langwierig und geprägt von dem Bemühen, Verantwortung und Kosten auf die jeweils anderen zu verschieben. An der wirtschaftlichen Konsolidierung der SIGA wird weiter gearbeitet. Für die Klientinnen und Klienten und für das Angebotsprofil der Frauenhilfe im Märkischen Kreis hat sie weiterhin einen hohen Stellenwert.

Altenpflege in Soest und Hamm
In Aufnahme der Satzung der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. wurden Pflegeleitlinien für das Lina-Oberbäumer-Haus, Alten- und Pflegeheim in Soest, formuliert. Ziel der Neufassung der Heimverträge und der Pflegeleitlinien war die Verständigung darüber, wie Frauen in ihrer letzten Lebensphase gepflegt und begleitet werden. Hospizliche Begleitung und Pflege nach den Grundsätzen der „Palliative Care“ waren bei der Formulierung Leitgedanken.

Den hohen Anspruch dieses Pflegekonzeptes gilt es umzusetzen in der ganzheitlichen Versorgung und Betreuung der Bewohnerinnen und ihrer Angehörigen. Besondere Aufmerksamkeit wird auf den Umgang mit Traumata gelegt, die viele Frauen im Laufe ihres Lebens in unterschiedlicher Form und Ausprägung erfahren haben.
Die Leitlinien der Evangelischen Frauenhilfe zum Umgang mit Gewalt und Gewalterfahrungen sind Teil des Pflegekonzeptes des Lina-Oberbäumer-Hauses.

Mit der Übernahme des Fachseminars „Haus Caldenhof“ in Hamm hat die Evangelische Frauenhilfe einen zweiten Standort neben Soest für die Ausbildung von Altenpflegerinnen und Altenpflegern geschaffen.
Die Träger der praktischen Ausbildung in Hamm haben mit Wohlwollen und Anerkennung zur Kenntnis genommen, dass wir uns in Hamm ebenso wie in Soest um die Fortsetzung eines evangelisch-christlichen Profils der Altenpflegeausbildung bemühen werden.

In 2008 wird in beiden Fachseminaren für Altenpflege neben der 3jährigen Ausbildung zur/m staatlich anerkannten Altenpfleger/in die 1jährige Ausbildung zur/m staatlich anerkannten Altenpflegehelfer/in gestartet.

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