Eine der stärksten Bedrohungen menschlicher Würde
Rosenstrasse 76: Eine ungewöhnliche Ausstellung zu einem schwierigen Thema
(Februar 2008)

Als eine der stärksten Bedrohungen menschlicher Würde hat der Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Alfred Buß, die Gewalt in der Familie bezeichnet. Häusliche Gewalt töte weltweit mehr Frauen und Kinder als Kriege und Unfälle, sagte er seinem Grußwort zur Eröffnung der Wanderausstellung „Rosenstrasse 76” am 24. Februar in Soest.
In der Ausstellung, deren Schirmherr er ist, sieht er die Chance, zusammen mit außerkirchlichen Partnern das oft tabuisierte Thema vielen Menschen nahe zu bringen.

Gefahr lauert im Alltäglichen
In seiner Predigt erklärte Buß, die Ausstellung zeige, dass die Gefahr im Alltäglichen lauert Die Schau solle dazu beitragen, dass Menschen den Weg aus der Gewalt finden. Sie wolle anrühren, damit neue Anfänge gelingen könnten, stärken und „Wegzehrung reichen”, damit Menschen wieder zueinander kommen können.

Dass jede vierte Frau in Deutschland Gewalt durch ihren Partner erlebt habe, betonte Armin Laschet in seinem schriftlich übermittelten Grußwort. Der nordrhein-westfälische Minister für Generationen, Familie, Frauen und Integration, neben Buß Schirmherr der Ausstellung, forderte sichere Zufluchtsangebote, Beratung sowie Unterstützung betroffener Frauen in und nach Krisensituationen. Laschet machte darauf aufmerksam, dass sich häusliche Gewalt immer auch auf die Kinder auswirke. Sie seien ebenfalls Opfer. Auch sie würden geschlagen oder müssten ansehen, wie der Vater die Mutter schlägt.

Den täglichen Terror aus der Tiefe des Totschweigens herausholen
Der westfälische Oberkirchenrat Dr. Ulrich Möller mahnte an, zunächst die häusliche Gewalt als Tatsache wahrzunehmen und den täglichen Terror herauszuholen aus der „Tiefe des Totschweigens”. Mit der Ausstellung solle das Thema „jetzt und nachhaltig” ins Licht der Öffentlichkeit gerückt werden, nicht erst dann, wenn wieder entsetzliche Fälle von Kindesmisshandlungen unter Politikern, Pädagogen und Juristen für aufgeregte Diskussionen sorgten.

Die Wanderausstellung „Rosenstrasse 76” zeigt eine ganz normale Dreizimmerwohnung. Besucher können die Räume durchstreifen und hinter die schöne Fassade schauen. In jedem Zimmer, hinter alltäglichen Gegenständen, sind versteckte Spuren von Gewalt und Misshandlungen zu entdecken. Besucher erfahren, mit welchen Vorurteilen betroffene Frauen kämpfen, wie sich Gewalt auf Kinder auswirkt, welche Rolle Alkohol dabei spielt oder ob häusliche Gewalt auch Männer trifft.

„Rosenstrasse 76” wurde von Brot für die Welt entwickelt. Die Ausstellung ist ein Beitrag der westfälischen Kirche zur Dekade „Gewalt überwinden”, die der Weltkirchenrat für die Jahre 2001 bis 2010 ausgerufen hat.
Noch bis zum 16. März steht die „Rosenstrasse 76” in der evangelisch-reformierten Kirche in Soest. Danach wandert die Ausstellung nach Unna (3. bis 27. April), Rheine (1. bis 21. Juni), Gelsenkirchen (17. August bis 5. September), Hagen (13. September bis 4. Oktober), Espelkamp (12. bis 31. Oktober) und Dortmund (Januar 2009).

www.rosenstrasse76.de

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