Unterschriften gegen Atomkraftwerk in Bulgarien (Oktober 2008)

Während der Mitgliederversammlung wurde von einem Mitgliedsverband angeregt, Unterschriften gegen das geplante Atomkraftwerk in Belene/Bulgarien zu sammeln. Die Delegierten begrüßten diese Aktion und schritten zur Tat. Mehr als 80 Unterschriften leitete der Landesverband weiter an RWE und Umweltorganisationen.

Anfang Oktober 2008 hat RWE den Zuschlag für eine 49 prozentige Beteiligung an dem umstrittenen Kernkraftwerk Belene erhalten.
Derzeit muss die Entscheidung des Aufsichtsrates der RWE abzuwarten sein. Mehr als 10.000 Unterschriften gegen das geplante Projekt wurden bis Ende Oktober überreicht. Der Projektstandort liegt in einer seismisch aktiven Zone im Norden Bulgariens, nur wenige Kilometer von der rumänischen Grenze entfernt. Es handelt sich um den ersten Neubau eines russischen Reaktor-Typs innerhalb der EU.

Umweltorganisationen halten Belene für eines der gefährlichsten Atomkraftwerke, die derzeit in Europa in Angriff genommen werden.
Sie verweisen auf die bewegte Geschichte des Vorhabens, das Anfang der achtziger Jahre konzipiert und nach der Demokratisierung Bulgariens zunächst eingestampft wurde. “1983 haben selbst sowjetische Wissenschaftler gegen den Bau eines Atomkraftwerks an diesem Standort gewarnt. Schließlich ist die Region um Belene 1977 von einem starken Erdbeben erschüttert worden und nur wenige Kilometer vom geplanten AKW-Standort sind 120 Menschen umgekommen," berichtet Heffa Schücking von der Umweltorganisation urgewald.

Mit dieser Investition spiele RWE “russisches Roulette mit der Gesundheit und Sicherheit von Millionen von Europäern," so Schücking. Tatsächlich wäre Belene das erste Atomkraftwerk, das RWE außerhalb Deutschlands betreibt. Auch der ehemalige Chef der bulgarischen Atomaufsicht, Dr. Georgui Kastchiev, kritisiert das Projekt. Er berichtet, dass er im Juni 2008 RWE eindringlich vor einer Investition in Belene gewarnt habe. „Belene stellt ein nicht tolerierbares Sicherheits- und Umweltrisiko dar. Die fehlende Betriebserfahrung mit dem geplanten Reaktortyp, der Mangel an qualifiziertem Personal und effektiven Kontrollen wird zweifellos zu schlecht ausgeführten Bauarbeiten führen," sagt er. „Wenn man das hohe seismische Risiko der Bauregion und die mangelnden Sicherheitsstandards in Bulgarien zusammenzieht, kann man nur zu einem Schluss kommen: Dieses Projekt darf nicht weitergeführt werden."

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