Konferenz zur Deutung des Kreuzes (April 2010)

„Man kann auch sagen: es ist ein Kreuz mit dem Kreuz“, begann die Theologin Dr. Marlene Crüsemann (Bielefeld) ihre Ausführungen zur sozialgeschichtlichen und theologischen Bedeutung des Kreuzes.
Mehr als 50 Teilnehmerinnen einer Konferenz der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. beschäftigten sich Ende April zwei Tage in Soest mit der Deutung des Kreuzes als christliches Symbol.

Lange Zeit wurde das Kreuz für das älteste Symbol des Christentums gehalten. Jesus Christus ist jedoch bis ins 3. Jahrhundert lediglich als guter Hirte mit Schafen dargestellt worden in den Westkirchen. Erst nach und nach - ab dem 5. Jahrhundert - wurden in den Darstellungen seine Kreuzigung häufiger. Sicherlich sei diese Tatsache auch damit in Zusammenhang zu bringen, erläutert Dr. Crüsemann, dass das Kreuz als Folterinstrument bis im 3. Jahrhundert gegenwärtig war. „Das wäre zu diesem Zeitpunkt gewesen, als würden wir heute unseren Glauben mit dem elektrischen Stuhl als Symbol verdeutlichen wollen…“, pointierte sie die Symbolproblematik in der religiösen Kunstgeschichte.

In Vorträgen, Diskussionen und Bibelarbeiten erarbeiteten die Teilnehmerinnen der Konferenz unter fachkundiger Anleitung der Pfarrerinnen Angelika Weigt-Blätgen, Lintraud Belthle-Drury - beide beim Landesverband der Evangelischen Frauenhilfe tätig - und Dr. Marlene Crüsemann die Deutung des Kreuzestodes Jesu Christi. Das Kreuz selbst habe keine Heilsbedeutung, wurde einmütig festgestellt.
Das Kreuz war ein Folter- und Mordinstrument des römischen Reiches. Mit massenhaften Kreuzigungen haben Römer damals systematisch Terror und Angst verbreitet, Aufständische, Sklavinnen und Sklaven sowie Gewaltverbrecher hingerichtet. Ein wichtiger Aspekt der Kreuzigung in der damaligen Zeit war die Öffentlichkeit der Tötung: damit wurden die Getöteten erniedrigt, mögliche Sympathisanten eingeschüchtert und Macht öffentlich demonstriert.

„Das Kreuz hat keine Heilswirkung; das Geschehen am Kreuz ist Heilsgeschehen“, stellte Dr. Marlene Crüsemann fest. Von der Kreuzigung Jesu und den Kreuzigungen der Gegenwart aus der Perspektive der Auferstehung zu erzählen, schaffe Befreiung, gäbe Mut und Kraft und habe im Alltag Konsequenzen: „Schwimmt nicht mit dem Strom, macht euch von den Strukturen dieser Welt frei…“.

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