Demonstration „Atomausstieg jetzt! / Tschernobyl-Gedenktag“ (April 2010)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am Samstag, dem 24.04.2010, fand in Ahaus eine Demonstration der Bürgerinitiative “Kein Atommüll in Ahaus e.V.” unter dem Motto “Atomausstieg sofort! (Tschernobylgedenkdemo)”, statt.
Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. hatte dazu miteingeladen. Zu dieser Demonstration versammelten sich gegen Mittag etwa 4.700 Versammlungsteilnehmende - darunter viele Familien -, die unter anderem mit 38 Bussen überwiegend aus dem Bundesland NRW angereist waren.

Gegen 13.00 Uhr begann auf dem Bahnhofsvorplatz die Auftaktkundgebung und um 14.10 Uhr setzte sich der Kundgebungszug durch die Ahauser Innenstadt in Bewegung. Der Zug erreichte gegen 15:30 Uhr die Kreuzung vor dem Brennelemente-Zwischenlager, wo die Abschlusskundgebung stattfand.
Um 17:00 Uhr wurde die Versammlung beendet und die Demonstrationsteilnehmenden traten die Heimreise bzw. den Heimweg an. Die komplette Veranstaltung verlief - auch nach Aussagen der Polizei - friedlich und störungsfrei.

Christel Schmidt, Vorsitzende der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. hielt auf der Abschlusskundgebung folgende Rede:

„Mit Trauer denke ich an die vielen tausend Menschen, die am 26. April 1986 in Tschernobyl und Umgebung zu Tode kamen; mit Mitgefühl denke ich an die unzähligen Menschen, die auch heute, 24 Jahre später, unter den Folgen ihrer damaligen Verstrahlung leiden; und mit Unverständnis und immer noch Empörung denke ich an die Reaktionen der Verantwortlichen für den Reaktorunfall wie auch an das Verhalten von Kommunalpolitikern, der Landesregierungen, der Bundesregierung damals im Frühjahr 1986.
Da wurden Informationen zurück gehalten, wurde geschwiegen, verharmlost, vertuscht - und genau dieses Verhalten begegnete mir bis heute immer wieder: Als ich 1995 nach Ahaus zog, besuchte ich ziemlich bald das Brennelementezwischenlager (BZA). Auf meine Frage, was ein Notfall, was ein Störfall sei und welche Maßnahmen in Gefahrensituationen ergriffen würden, antwortete mir der damalige Pressesprecher des BZAs Ziegler: „Das braucht eine einfache Ahauser Hausfrau nicht zu wissen.“ Dieselbe Arroganz im Umgang mit Menschen erlebe ich weiterhin. Im Gespräch mit Ministerpräsident Rüttgers im Februar dieses Jahres bekam ich seine volle Zustimmung auf die Forderung nach Transparenz, Offenheit und Verlässlichkeit, zugleich aber den Hinweis, dass es in erster Linie Aufgabe der Betreiberfirmen sei, für die Sicherheit ihrer (!) atomaren Anlagen zu sorgen.

Diese Sicherheit aber ist nicht zu garantieren, schon gar nicht zu versichern, und es ist mir auch kaum vorstellbar, dass privatwirtschaftliche Interessen Sicherheit und Allgemeinwohl höheren Stellenwert beimessen als dem eigenen Vorteil und dem der Aktionäre.
Gier und Korrumpierbarkeit sind Begleiter von Wirtschaftsinteressen, und sie verwehren Menschen weltweit gerechte Teilhabe. Die Fehlinterpretation des göttlichen Auftrags „Macht euch die Erde untertan“ hat zu Imperialismus und Ausbeutung geführt und Strukturen geschaffen und verfestigt, die menschenunwürdig und menschenverachtend waren und sind. Aus diesem Herrschaftsauftrag legitimieren sich aber eben nicht Ausbeutung und Zerstörung der Schöpfung. Energiegewinnung durch Kernspaltung ist mit christlicher Verantwortung für die Schöpfung nicht zu vereinbaren, denn weder Mensch noch Technik sind von Fehlern und Mängeln frei, und die Risiken sind unabsehbar und bleiben letztlich unbeherrschbar.

In ihrer Stellungnahme vom 12. Februar 2010 stellt die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen fest, dass die Nutzung der Kernenergie bislang nur die Gefährdung der Schöpfung mit sich gebracht hat und daher nicht in Betracht für einen Energiemix gezogen werden darf. Ein Endlager für hochradioaktiven Atommüll ist weltweit nicht in Sicht. Eine verantwortungsvolle - d.h. schöpfungsfreundliche und von Folgeschäden freie - Nutzung von Atomenergie ist aus diesen Gründen unmöglich.

Wir fordern den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergienutzung weltweit und die sofortige Beendigung von Atommülltransporten.
Wir unterstützen Menschen, die mit uns gewaltfrei für die Durchsetzung dieser Forderungen eintreten.“

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