Enorme Gewalt gegen Frauen in Mittelamerika angeprangert -
FrauenStimmen gegen Gewalt
(November 2011)


v.l.n.r. Marina Rios aus El Salvador, Veranstalterin Pfarrerin Birgit Reiche (Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.), die Übersetzerin Mara Liebal (Christliche Initiative Romero) und Adalinda Gutierrez aus Honduras

Gewalt gegen Frauen ist tagtägliche Wirklichkeit.
Sie trifft Frauen jeder Kultur, jeder Hautfarbe, jeder Einkommenshöhe - und auch unabhängig von ihrem Bildungsstand. Fast 70 Prozent aller Frauen weltweit müssen in ihrem Leben Gewalterfahrungen machen. Sie werden misshandelt, missbraucht, zum Sex gezwungen, gefoltert, getötet. Jedes Jahr werden weltweit zwei Millionen Frauen ermordet - weil sie Frauen sind. Mittelamerika ist dabei einer der Brandherde extremster Gewalt gegen Frauen. Marina Rios aus El Salvador und Adalinda Gutierrez aus Honduras berichteten am 18. November 2011 in Soest über Frauenmord, alltägliche Gewalt gegen Frauen in Mittelamerika sowie ihren Einsatz für Frauenrechte.

Im Jahr 2010 seien in El Salvador 580 Frauenmorde und in Honduras 343 geschehen. Die Frauen, zumeist unter 20 Jahre wurden vergewaltigt, verstümmelt und ermordet. Die Zahlen sind noch eindrücklicher, wenn bedacht wird, dass Honduras knapp 7 Millionen und El Salvador weniger als 6 Millionen  Einwohner - wovon mehr als 3 Millionen im Ausland leben - zählen und mehr als die Hälfte davon Frauen sind. In 10 Jahren wurden mehr als 4.000 Frauenmorde in El Salvador verübt. Und: bei den 580 Frauenmorden in El Salvador in 2010 wurden lediglich in 143 Fällen Ermittlungen eingeleitet.

Guatemala, El Salvador, Honduras und Mexiko würden - so  Adalinda Gutierrez und Marina Rios - einen Korridor der sozialen Gewalt, der organisierten Kriminalität und der Gewalt gegen Frauen bilden. Dabei sehe der Staat weg bzw. sei von den Tätern und Profiteuren nicht zu unterscheiden. Ihre Hoffnung, durch Gesetze Frauen ein Leben ohne Gewalt und Chancengleichheit zu ermöglichen, wird durch Beschlüsse und Ratifizierungen derzeit Nahrung gegeben - die Anzahl der Gewalttaten und Frauenmorde nimmt jedoch weiter zu.

Ursachen für die enorme Gewalt gegen Frauen in Mittelamerika seien unter anderem die Brutalisierung der Gesellschaft durch Bürgerkriege und der Machismo - ein überzogenes, gewaltbeladenes Männlichkeitsbild.
Marina Ríos aus El Salvador, dem Land, das den traurigen Rekord der weltweit höchsten Mordrate an Frauen hält, arbeitet bei der Frauenorganisation Las Mélidas und engagiert sich für die gesellschaftliche Gleichstellung von Frauen. Zudem hilft sie Frauen mit der therapeutischen Methode des Psychodramas, Gewalterfahrungen zu verstehen, zu verarbeiten und mögliche Lösungswege zu finden.
Adalinda Gutierrez aus Honduras musste selbst Gewalterfahrungen machen. Nun macht sie im nationalen Netzwerk gegen Gewalt gegen Frauen auf die Situation von Frauen, die unter Männergewalt leiden, aufmerksam und setzt sich dafür ein, dass Frauen stärker in lokale Entwicklungsprozesse integriert werden.

Die Informationsveranstaltung der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen unter dem Titel „Gegen Gewalt an Frauen!“ am 18. November 2011 in der Tagungsstätte schockierte die 13 Teilnehmerinnen angesichts dieser Tatsachen. Die Veranstaltung mit anschließender Publikumsdiskussion fand im Rahmen der Kampagne „FrauenStimmen gegen Gewalt“ statt, deren Schirmherrin Dr. Margot Käßmann ist. Die Kampagne wird unterstützt vom Nordelbischen Missionszentrum und von der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V.
Der Vortrag Mitte November ist Bestandteil einer von der Christlichen Initiative Romero (CIR) ausgerichteten Rundreise durch Deutschland. Mit ihrer Rundreise will die CIR die Stimme der Frauen in Mittelamerika, die von geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen sind, hörbar machen.

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