Lebensbedingungen von Prostituierten und Opfer von Menschenhandel verbessern (April 2012)

Die Politikerinnen und Politiker kämpfen um die Stimmen der Bürgerinnen und Bürger bei der nordrhein-westfälischen Landtagswahl am 13. Mai. Die Wahlkampfzeit nutzen Beratungsstellen wie Nadeschda und Theodora, um die Politiker auf eigene Interessen aufmerksam zu machen. So ist es auch in diesem Jahr.

Theodora berät und begleitet Prostituierte. Die Beratungsstelle wurde erst 2011 eingerichtet. Innerhalb von nur zehn Monaten suchten mehr als 50 Frauen das Gespräch, die Hälfte von ihnen begleiteten die Beraterinnen beim Ausstieg aus der Prostitution. Das sind bemerkenswerte Zahlen: Andere Beratungsstellen benötigten mehrere Monate, bis sie überhaupt erste Gespräche mit ihrer Klientel führten, sagt Nadeschda- und Theodora-Leiterin Birgit Reiche. Die große Nachfrage zeugt vom hohen Bedarf, was auch daran liegen könnte, dass OWL die Region in Deutschland mit der größten Dichte an Prostitutionsbetrieben ist.

Daraus leiten die Beraterinnen zum einen die Forderung ab, dass die Finanzierung der Theodora-Beratungsstelle, für die bis 2014 überwiegend die Aktion Mensch aufkommt, auch in Zukunft gesichert sein muss.

Zum anderen wünschen sie sich eine Enttabuisierung der Prostitution: Die Frauen - und auch Männer -, die Prostitution ausüben, müssten oft ein Doppelleben führen. „Sexarbeiterinnen“ würden verachtet und verurteilt, die Prostitutionskunden entschuldigt. „Diese Doppelmoral ist zu durchbrechen“, sagt Reiche.
Auch fordern die Beraterinnen für die Frauen, dass sie nach dem Ausstieg aus der Prostitution einen ungehinderten Zugang zum Arbeitsmarkt bekommen. Viele ausländische Frauen hätten zwar eine Berufsausbildung absolviert, sie werde aber in Deutschland nicht anerkannt. Auch könnten die Frauen wegen ihres Aufenthaltsstatus - zum Beispiel Duldung - oft keine Arbeit außerhalb der Region suchen.

Die Beratungsstelle Nadeschda hilft Opfern von Menschenhandel. Die Finanzierung der Beratungsstelle durch das Land und die Kommunen ist zwar gesicherter als die von Theodora, aber ebenfalls nicht kostendeckend. Wichtig ist Reiche daher eine langfristige finanzielle Sicherung. Zudem fordern die Mitarbeiterinnen eine Entkriminalisierung von Frauen, die Opfer von Menschenhandel geworden sind: Überwiegend würden sie als Täterinnen behandelt, weil sie gegen Aufenthaltsgesetze verstoßen haben. Das führe dazu, dass die illegal aus anderen als den EU-Ländern eingeschleusten Frauen ausreisen müssen, sobald den Menschenhändlern der Prozess gemacht ist. Vorausgesetzt, sie sind bereit, als Zeugen auszusagen, was gerade für Nigerianerinnen und ihre Familien lebensbedrohlich sein kann. Frauen, die dazu nicht bereit sind, müssen das Land sogar innerhalb von drei Monaten verlassen.

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