Politische Forderungen für den Bereich Prostitution
zur Landtagswahl 2012 im Land Nordrhein-Westfalen
(April 2012)

Politikerinnen und Politiker in unserem Land sind gefordert, sich für eine verbindliche Absicherung und Weiterentwicklung der unverzichtbaren Leistungen für Frauen und Mädchen, die aus der Prostitution aussteigen möchten, einzusetzen.

Unsere Forderungen an die Fraktionen im zukünftigen Landtag sind:

Zum Hintergrund

Die Tätigkeit Prostitution und die Menschen, die diese ausüben, werden häufig mit Vorurteilen und Stigmatisierung konfrontiert. Obwohl tief in gesellschaftlichen Strukturen verwurzelt, ist Prostitution wohl eine der meist tabuisierten Tätigkeiten. Oft müssen Prostituierte aufgrund dieser Tatsache ein Doppelleben führen oder haben Schwierigkeiten, eine neue Lebensperspektive zu finden.
Bei der Prostitution wird gesellschaftlich mit unterschiedlichem Maß gemessen: die Sexarbeiterinnen werden vielfach verachtet und verurteilt, die Prostitutionskunden entschuldigt. Diese gesellschaftliche Doppelmoral ist zu durchbrechen.

Theodora ist eine in Herford angesiedelte Frauenberatungsstelle in Trägerschaft der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. und  bietet Prostituierten- und Ausstiegsberatung für Mädchen und junge Frauen in Ostwestfalen-Lippe an. Die Mitarbeiterinnen sprechen neben deutsch mehrere osteuropäische Sprachen (Polnisch, Russisch, Ukrainisch, Tschechisch, Bulgarisch, Serbisch, Mazedonisch und Englisch) und beraten und begleiten Mädchen und Frauen, die in Clubs, Bars, Appartements, Wohnungen, Wohnwagen und Kneipen sexuelle Dienste anbieten.

Die Beratungsstelle Theodora ist an der Umsetzung und Weiterentwicklung des im Jahr 2001 verabschiedeten Prostitutionsgesetzes interessiert und setzt sich für das Recht der Prostituierten auf ein selbstbestimmtes, vorurteilfreies Leben und Arbeiten ein. Daher lautet die oberste Priorität der Beratungsarbeit, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Im Einzelnen bedeutet dies, dass die Klientinnen auf ihrer Suche nach einer neuen Lebensperspektive unterstützt und begleitet werden, aber auch Unterstützung bei der Professionalisierung ihrer Arbeit erhalten können.

Die aufsuchende Arbeit ist ein wichtiger Arbeitsbereich der Beratungsstelle. Die Klientinnen werden an ihrer jeweiligen Arbeitsstelle (in Clubs, Wohnungen oder auf der Straße) aufgesucht und über das Beratungsangebot informiert. Somit findet häufig die Erstberatung direkt am Arbeitsplatz der Frauen statt und beinhaltet nicht nur Informationen über das Beratungsangebot von Theodora, sondern auch wichtige Informationen wie z.B. Gesundheitsprävention, die Rechtslage in Deutschland und Versicherungsschutz.

Die besonderen Herausforderungen bei der praktischen sozialen Arbeit zeigen sich in Situationen, in denen es einer akuten Intervention bedarf, z.B. wenn es um schwangere Frauen geht, welche sich am Ende ihrer Schwangerschaft befinden und schnell eine Unterkunftsmöglichkeit oder aber Unterstützung bei der finanziellen Sicherung ihres Lebensunterhalts bedürfen. Viele Frauen wohnen an ihrem Arbeitsplatz (z.B. im Bordell oder in der Arbeitswohnung) und müssen schnell eine neue Wohnung für sich und ihr Kind finden. Viele sind zusätzlich nicht krankenversichert, so dass die Finanzierung der medizinischen Versorgung und der bevorstehenden Geburt unklar ist.

Oftmals begegnen die Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle Frauen, welche von Analphabetismus betroffen sind. In solchen Fällen ist eine niederschwellige Unterstützung notwendig.
Auch eine grundlegende gesundheitliche Aufklärung ist notwendig. Vereinzelt treten bei den Klientinnen infektiöse Krankheiten auf, welche schnelle und unbürokratische Behandlung nötig machen. Leider bieten die Gesundheitsämter nicht mehr flächendeckend ein (freiwillig wahrzunehmendes) Aufklärungs- und Untersuchungsangebot an.

Neben der direkten Sozialarbeit ist ein wichtiger Arbeitsbereich die Vernetzung mit anderen Beratungsangeboten und Behörden, um ein Hilfesystem für die spezifischen Belange von Menschen in der Prostitution in Ostwestfalen-Lippe aufzubauen. Außerdem gehört zum Selbstverständnis von Theodora die Öffentlichkeitsarbeit, um der Stigmatisierung von Menschen in der Prostitution in unserer Gesellschaft entgegen zu wirken.
Die Existenz der Beratungsstelle Theodora verdankt sich einer Projektförderung durch die Aktion Mensch. Daneben wird die Arbeit durch weitere Förderungen, Spenden und einen Eigenanteil der Trägerin finanziert. Derzeit fließen noch keine staatlichen Gelder in die Arbeit von Theodora, allerdings ist nach Abschluss der Projektphase ab März 2014 eine finanzielle Beteiligung der öffentlichen Hand für die Weiterexistenz des Beratungsangebotes unumgänglich.

Weitere Informationen

Die Antworten der Parteien finden Sie hier:

Die Grünen im Landtag NRW >> lesen
Verena Schäffer, Landtagsabgeordnete Bündnis 90/Die Grünen >> lesen
NRW SPD >> lesen
CDU Bielefeld >> lesen

 

 

Theodora Prostituierten- und Ausstiegsberatung für Mädchen
und junge Frauen
Bielefelder Str. 25
32051 Herford
Tel.: 05221 3427111
Fax: 05221 3469483
e-Mail: info@theodora-owl.de
Internet: www.theodora-owl.de

Theodora ist in Trägerschaft: 
Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
Feldmühlenweg 19
59494 Soest

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