Politische Forderungen  für den Bereich Prostitution zur Bundestagswahl  2013 (August 2013)

Politikerinnen und Politiker sind gefordert, sich für eine verbindliche Absicherung und Weiterentwicklung der unverzichtbaren Leistungen für Frauen und Mädchen, die aus der Prostitution aussteigen möchten, einzusetzen.

Forderungen an die Abgeordneten im zukünftigen Bundestag:

Zum Hintergrund:

Obwohl tief in gesellschaftlichen Strukturen verwurzelt, ist Prostitution wohl eine der meist tabuisierten Tätigkeiten. Oft müssen Prostituierte aufgrund dessen ein Doppelleben führen oder haben Schwierigkeiten, eine neue Lebensperspektive zu finden.
Bei der Prostitution wird gesellschaftlich mit unterschiedlichem Maß gemessen: die Sexarbeiterinnen werden verachtet und verurteilt, die Prostitutionskunden entschuldigt. Diese gesellschaftliche Doppelmoral ist zu durchbrechen.

Die besonderen Herausforderungen bei der praktischen sozialen Arbeit zeigen sich in Situationen, in denen es einer akuten Intervention bedarf. Es geht z. B. um schwangere Frauen, die sich am Ende ihrer Schwangerschaft befinden und schnell eine Unterkunftsmöglichkeit oder aber Unterstützung bei der finanziellen Sicherung ihres Lebensunterhalts benötigen. Viele Frauen wohnen an ihrem Arbeitsplatz (z.B. im Bordell oder in der Arbeitswohnung) und müssen schnell eine neue Wohnung für sich und ihr Kind finden. Viele sind zusätzlich nicht krankenversichert, so dass die Finanzierung der medizinischen Versorgung und der bevorstehenden Geburt unklar ist.

Oftmals begegnen den Mitarbeiterinnen Frauen, die von Analphabetismus betroffen sind. In solchen Fällen ist eine niederschwellige Unterstützung notwendig.
Eine grundlegende gesundheitliche Aufklärung ist notwendig. Vereinzelt treten bei den Klientinnen infektiöse Krankheiten auf, welche schnelle und unbürokratische Behandlung nötig machen.
Sexarbeiterinnen bieten sexuelle Dienstleistungen an. Für sie ist es ihre tägliche Arbeit und ähnlich anderer Dienstleistungsbereiche. Prostituierte und Prostitutionsbetriebe zahlen wie andere Unternehmen Einkommens-, und Umsatzsteuern. Daneben zusätzlich und unabhängig vom Gewinn auch Vergnügungssteuer zu erheben, bedeutet eine nicht zu rechtfertigende Sonderbehandlung. Daher ist die Vergnügungssteuer für Sexarbeiterinnen abzuschaffen.

Zu THEODORA:

THEODORA ist eine in Herford angesiedelte Frauenberatungsstelle in Trägerschaft der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. und  bietet Prostituierten- und Ausstiegsberatung für Mädchen und junge Frauen in Ostwestfalen-Lippe an. Die Mitarbeiterinnen sprechen neben Deutsch und Englisch mehrere osteuropäische Sprachen (Polnisch, Russisch, Ukrainisch, Tschechisch, Bulgarisch, Serbisch und Mazedonisch) und beraten und begleiten Mädchen und Frauen, die in Clubs, Bars, Appartements, Wohnungen, Wohnwagen und Kneipen sexuelle Dienste anbieten.

Die Beratungsstelle THEODORA ist an der Umsetzung und Weiterentwicklung des im Jahr 2001 verabschiedeten Prostitutionsgesetzes interessiert. Sie setzt sich für das Recht der Prostituierten auf ein selbstbestimmtes, vorurteilfreies Leben und Arbeiten ein. Sie leistet mit der Beratungsarbeit Hilfe zur Selbsthilfe. Sie unterstützt und begleitet die Klientinnen auf ihrer Suche nach einer neuen Lebensperspektive und bei der Professionalisierung ihrer Arbeit.

Die aufsuchende Arbeit ist ein wichtiger Arbeitsbereich der Beratungsstelle. Die Klientinnen werden an ihrer jeweiligen Arbeitsstelle (in Clubs, Wohnungen oder auf der Straße) aufgesucht und über das Beratungsangebot informiert. Somit findet häufig die Erstberatung direkt am Arbeitsplatz der Frauen statt und beinhaltet auch wichtige Informationen, wie z.B. zu Gesundheitsprävention, Versicherungsschutz, Steuerpflicht, Anmeldepflicht und Arbeitsrecht.
Neben der Sozialarbeit ist ein wichtiger Arbeitsbereich die Vernetzung mit anderen Beratungsstellen und Behörden. Dadurch soll ein Hilfesystem für die spezifischen Probleme von Menschen in der Prostitution in OWL aufgebaut werden.

Um Stigmatisierung von Menschen in Prostitution entgegen zu wirken, leistet THEODORA Öffentlichkeitsarbeit.
Derzeit fließen keine staatlichen Gelder in die Arbeit von THEODORA. Allerdings ist nach Abschluss der Projektförderung durch die Aktion Mensch ab März 2014 eine finanzielle Beteiligung der öffentlichen Hand für die Weiterexistenz des Beratungsangebotes unumgänglich.

 

THEODORA
Prostituierten- und Ausstiegsberatung
für Mädchen und junge Frauen
Bielefelder Str. 25
32051 Herford
Tel. 05221 3427111
Fax 05221 3469483
e-Mail: info@theodora-owl.de
Internet: www.theodora-owl.de

 

 

Fenster schließen