Dortmunder Frauenmahl verbindet Genuss mit gesellschaftlichen Frauenbildern

(Februar 2015)

Dortmunder Frauenmahl verbindet Genuss mit gesellschaftlichen Frauenbildern (Februar 2015)

140 Frauen waren im Februar zum 4. Dortmunder Frauenmahl zusammengekommen. Neben einem türkisch-vegetarischem Buffet, das von einer muslimischen Dortmunder Frauengruppe gekocht wurde, hörten die Teilnehmerinnen Tischreden zum Thema „Pinke Mädchen - weise Greisin“ über gesellschaftliche Frauenbilder im Laufe des Lebens. Das der Altar in der St. Petri Kirche Dortmund auch ein Altar der Frauengeschichte ist, wurde den Teilnehmerinnen des 4. Dortmunder Frauenmahls im Febraur besonders bewußt.

In der ersten Tischrede von Pfarrerin Barbara von Bremen erklärte die Theologin die in dem Altar besondere, bildlich dargestellte Ahninnenfolge Jesu. Drei Frauen treten darin besonders in Erscheinung: die Heilige Emerentia, der Urgroßmutter Jesu; Anna, der Großmutter Jesu und Maria, Jesus Mutter. Fast 500 Jahre ist der Altar alt und er zeigt in verschiedenen Bildern die Geburtsgeschichten der biblischen Vorfahrinnen. Ungewöhnlich und doch sehr passend für die Arbeit an der Stadtkirche St. Petri, denn die Pfarrerinnen setzen schon seit Jahren einen Schwerpunkt in der feministischen Theologie.

Seit 2011 finden Frauenmahle in der ganzen Bundesrepublik statt. Sie erinnern an die Tischreden von Martin Luther, der die Tradition des gemeinsamen Essens und des Gedankenaustauschs anregte. Bei Frauenmahlen kommen jedoch ausschließlich Frauen zu Wort und auch der weibliche Austausch steht bei diesem Event im Mittelpunkt. Vier Rednerinnen waren eingeladen unter ihnen u.a. Kerstin Schachtsiek, Diakonin und Referentin für Mädchen- und Genderarbeit der Fachstelle FUMA Gender NRW. „Pink ist mehr als eine Farbe!“, betonte sie in ihrer Rede. Sie kritisierte die Pinkifizierung von Mädchenspielzeug durch die Industrie, die extra für die junge weibliche Zielgruppe pink gestaltete Produkte auf den Markt bringe und damit auch einengende Bilder von Weiblichkeit vermittele. Sie erinnerte aber auch daran, dass die Farbe Pink noch eine sehr junge Farbe sei, die erst in den 80-er Jahren entstand und z.B. von jungen Punkfrauen durchaus positiv und kraftvoll besetzt sei.

Die Wuppertaler Sozialökonomin Dr. Martina Mronga beschäftigt sich wissenschaftlich mit Frauenrollenbildern im Management. In ihrer Rede nahm sie Bezug auf die berühmte Elisabeth von Tudor, auch bekannter als Elisabeth I., die als Frau eine Nation mit ihrer Rede überzeugte. Dr. Mronga coacht Frauen in Führungspositionen und gibt ihnen wertvolle Tipps zum Selbstmarketing.

Als letzte Rednerin des Dortmunder Frauenmahls zeigte Dr. Gisela Notz besondere Frauenbilder im Alter auf. „Alte Frauen wollen mehr als nur auf die Enkel aufpassen!“, lautete ihr Statement. So berichtete sie z.B. von Frauen, die 2014 eine Freizeitstätte in Berlin besetzten und sich für den Erhalt der Einrichtung politisch einsetzten. Sie zeigte Frauen im Alter, die selbstbewusst und sehr politisch engagiert aus der Rolle fallen und machte den Teilnehmerinnen Mut auch im Rentenalter politisch aktiv zu bleiben oder noch zu werden.

Musikalisch umrahmt wurden die Frauenmahl-Reden von der Klangkünstlerin Susanne Strobel, die mit exotischen Percussion-Instrumenten die Vielfalt der Bilder klangvoll umsetzte. Es gibt eine Vielzahl von Bildern in unserer Gesellschaft, an denen sich Mädchen und Frauen orientieren können. Die Kunst ist es jedoch, das eigene Bild zu entdecken und zu leben, so könnte die Botschaft des 4. Dortmunder Frauenmahls zusammengefasst werden. Wer über die Thesen und Impulse der Rednerinnen noch weiter diskutieren wollte, konnte das bei der weiterführenden Tagung am Samstag im Mütterzentrum Dortmund e.V. tun. Die Rednerinnen kamen dort mit den teilnehmenden Frauen noch einmal intensiver ins Gespräch.

Vorbereitet wurden das Frauenmahl und die Tagung von einem breiten Frauenbündnis der Evangelischen Kirche von Westfalen, bestehend aus der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V., dem Amt für Mission Ökumene und Weltverantwortung, der Evangelischen Akademie Villigst, dem Frauenreferat der EKvW und der Stadtkiche St. Petri Dortmund sowie der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Dortmund.

Weitere Informationen

Weitere Informationen über das bundesweite Projekt „Frauenmahl“ finden Sie unter www.frauenmahl.de.

Unter www.kircheundgesellschaft.de/frauenreferat/frauenmahl können auch die Beiträge der vier Rednerinnen nach gelesen werden.

 

Weitere Fotos

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Zum Hintergrund:

Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. hat seit Jahrzehnten einen Schwerpunkt in Theologie und Spiritualität. Näheres hierzu unter:

 

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