Hilfe für Flüchtlingsfrauen im Sprach-Café

(September 2015)

Hilfe für Flüchtlingsfrauen im Sprach-Café (September 2015)

Dem Erzählen sind Grenzen gesetzt. Oft fehlen die Worte, um die eigene Geschichte zu schildern. Das wollen die meisten der Frauen, die in der Tagungsstätte Soest am Tisch sitzen, auch gar nicht. Sie lernen die Sprache des für sie noch fremden Landes, doch bei manchen Vokabeln werden Erinnerungen an entsetzliche Erlebnisse wach. Als vom Wasser die Rede war, musste eine der Teilnehmerinnen weinen, weil sie an die Schrecken ihrer Flucht mit dem Schlauchboot denken musste. Was können wir für sie tun? Eine Frage, die sich die Mitarbeiterinnen der Frauenhilfe stellten, als immer mehr Menschen, die ihre Heimat aus Angst verlassen haben, in Soest ankamen.

"Wir sind dann im Asylheim von Tür zu Tür gegangen und haben die Bewohnerinnen zum Sprach-Café eingeladen", sagt Regina Sybert-Goldstein, die im evangelischen Verband für die Familienbildung zuständig ist. Dieses Treffen - immer montags und mittwochs - stelle für die Frauen viel mehr, als eine Möglichkeit dar, allmählich Verständigungsprobleme zu überwinden, weiß sie.

"Wir schaffen auch eine gemütliche Atmosphäre, es gibt Kaffee, Tee und Plätzchen." Sie merkt, wie sehr die Frauen diese Stunden außerhalb der beengten Verhältnisse in der Unterkunft genießen. Eine der anwesenden Frauen hörte herzliche Glückwünsche. Sie feierte Geburtstag und hatte eine Torte mitgebracht. "Heute ist der 21.9.15", stand an der Tafel. Lehrerin Silvia Wahl notierte Begriffe und Sätze, die sie mit den Frauen übte.

"Die Themen ergeben sich häufig aus der Situation", erläutert Regina Sybert-Goldstein. So liefert der Kursus oft auch wichtige Hilfen im Alltag. Eine Frau muss zum Arzt, doch sie weiß nicht, wie sie ihre Beschwerden beschreiben soll. Eine andere hat ein Formular bekommen, dessen Inhalt sie nicht entschlüsseln kann. Mitgenommen berichtete eine junge Mutter gestern vom Unfall ihres Sohnes. Der Junge sei von einem Auto angefahren und verletzt worden, doch der Fahrer habe das Weite gesucht. Silvia Wahl unterstützte sie und machte einen Termin bei einem Rechtsanwalt aus. Dann bereitete sie die Frau auf das Gespräch mit ihm vor und erklärte ihr sowie allen anderen in der Runde die wichtigsten Bezeichnungen.

Zahlen, Wochentage, Monate, die Namen für Lebensmittel, Geschirr, Besteck, Möbelstücke - damit befassen sich die Frauen meistens am praktischen Beispiel oder anhand von Karten. Sie werden von ehrenamtlichen Fahrern abgeholt und zurückgebracht. Die Bürgerstiftung Hellweg unterstützt diese Arbeit, die, so Regina Sybert-Goldstein "spannend und sehr lebendig ist".

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