„Eine kraftvolle Bewegung, die Frauen auf den Bahamas mit der Welt verbindet“

(März 2015)

„Eine kraftvolle Bewegung, die Frauen auf den Bahamas mit der Welt verbindet“(März 2015)
Motiv Weltgebetstag 2015 Bahamas (Ausschnitt)
Bildtitel: "Blessed", Chantal Bethel / Bahamas
Bildrechte bei: Weltgebetstag der Frauen - Deutsches Komitee e.V.

Von Samoa bis Chile beten Menschen am Freitag, den 6. März 2015, in ökumenischen Gottesdiensten zur Liturgie von Frauen der Bahamas. Jene, die an die 700 Inseln der Bahamas denken, sehen zumeist vor sich: Traumstrände, Korallenriffe, Lebensfreude sowie eine ethnische und konfessionelle Vielfalt. Der Inselstaat zwischen den USA, Kuba und Haiti ist ein wirtschaftlich erfolgreiches, touristisches Sehnsuchtsziel. Aber das vermeintliche Paradies hat mit Problemen zu kämpfen: extreme Abhängigkeit vom Ausland, Arbeitslosigkeit und eine erschreckend hohe Gewalt gegen Frauen und Kinder. Diese Sonnen- und Schattenseiten beleuchten Christinnen der Bahamas in ihrem Gottesdienst zum Weltgebetstag 2015. Rund um den Erdball wird dieser am Freitag, den 6. März 2015, in ökumenischen Gottesdiensten gefeiert.

„Die riesige Lebens- und Glaubensfreude, die tiefe Verbundenheit mit der Schöpfung!" So erzählt Pfarrerin Katja Jochum von den Menschen auf den Bahamas, dann geht sie auf die enge Verflechtung der Inselbewohner mit ihrer großartigen Natur ein. Diese innige Liebe zu einem „gesegneten Land" drück e sich in den Texten zum Weltgebetstag aus - „eine wunderschöne, bildreiche Sprache", sagt die Verbandspfarrerin der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen - mit Sitz in Soest. Sie wirkt als Koordinatorin für die Weltgebetstag-Arbeit in Westfalen. Immer am ersten Freitag im März laden Frauen aller Konfessionen auf der ganzen Erde zu Gottesdiensten ein, die jedes Jahr vom Vorbereitungskreis eines anderen Landes geplant werden. Die Frauen lenken den Blick auf ihren Alltag, auf ihr Leben, ihre Hoffnungen oder auch ihre Sorgen. Diesmal steht die karibische Inselgruppe - Ziel manchen Traumurlaubs am weißen Strand und unter Palmen - im Mittelpunkt. Es gibt aber auch die andere Seite des Tropenparadieses: Aids sei dort ein großes Problem, schildert Katja Jochum. Außerdem werden viele Mädchen schon in jungen Jahren schwanger. Mutter zu werden, das bedeute häufig, die Schule abbrechen zu müssen. Auch das ist Anliegen des Weltgebetstages: Menschen sollen Verantwortung füreinander übernehmen, Frauen und Männer gleichberechtigt miteinander umgehen.

Das Schwerpunktland des Weltgebetstages 2015 weist eine der höchsten Vergewaltigungsraten weltweit auf. Häusliche Gewalt gegen Frauen und Kinder ist auf den Bahamas an der Tagesordnung. In kaum einem anderen Land der Welt haben Teenager so früh Sex; jede vierte Mutter ist jünger als 18 Jahre. Die christlichen Frauen der bahamaischen Weltgebetstags-Bewegung benennen mutig all diese Schattenseiten ihrer Heimat. Ihr Gottesdienst „Begreift ihr meine Liebe?“ macht zugleich Hoffnung auf Gerechtigkeit in Kirche und Gesellschaft und ermutigt zum Einsatz gegen geschlechterspezifische Gewalt. Im Zentrum des Gottesdienstes zum Weltgebetstag 2015 steht die Bibelstelle aus dem Johannesevangelium (13,1-17), in der Jesus seinen Jüngern die Füße wäscht. Hier wird für die bahamaischen Weltgebetstags-Frauen Gottes Liebe erfahrbar. Gerade in einem von Armut und Gewalt geprägten Alltag braucht es tatkräftige Nächstenliebe auf den Spuren Jesu Christi.

Katja Jochum begeistert sich für das diesjährige Titelbild mit dem Motto „Begreift ihr meine Liebe?" Wer Motiv und Details in den prächtigen, sonnendurchfluteten Farben der Bahamas betrachte, gehe sofort gedanklich auf Erkundungsreise, vertiefe sich, entdecke ständig Neues, stelle sich Fragen, spüre nach Antworten. „Den Frauen auf den Bahamas liegt der Lebensraum, der sie umgibt, am Herzen", betont sie. In Werkstätten im Vorfeld des Weltgebetstages informierten sich Gruppen aus Westfalen über die Situation vor Ort. Eine Reise des Landesverbandes bot Gelegenheit, mit den Frauen ins Gespräch zu kommen und sich mit eigenen Augen ein Bild zu machen. Die Teilnehmerinnen sammelten Eindrücke - und sie geben weiter, was sie erlebten und was sie beeindruckte. Unvergessen dürfte die Frömmigkeit und Fröhlichkeit bleiben, auch die große Freude, die in den Gottesdiensten zum Ausdruck kommt. Die Gläubigen feiern ein Fest, sie tanzen Calypso, sie singen und beten. Katja Jochum sieht den Weltgebetstag als große, kraftvolle Bewegung, die die Frauen weltweit verbindet. Sie alle seien aufgerufen, die ökumenische Gemeinschaft zu erleben, Gemeindeleben zu gestalten - und den Rhythmus der Bahamas aufzunehmen.

Wie und wo setzen sich Menschen für andere ein? Welche Gaben bringen sie ein? Aus welchen Kraftquellen schöpfen sie? Fragen, denen die Gottesdienstbesuchenden nachgehen. In der auf den Bahamas geschriebenen Gebetsordnung steht: „Gott, wir kommen so, wie wir sind. Mach unser Denken frei, damit wir zu dir beten können, mach unsere Hände und Füße rein, dass wir dir dienen können, und öffne unsere Herzen, damit wir dich vollkommen lieben und loben können."

Zur Weltgebetstagsarbeit der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V.

Das ökumenisch zusammengesetzte Team des Weltgebetstages in Westfalen führt jährlich fünf zentrale mehrtägige Tagungen zur Vorbereitung in Soest mit mehr als 130 Teilnehmerinnen durch. Hinzu kommt in diesem Jahr eine Veranstaltung für den Weltgebetstag für Kinder mit 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Mehrere eintägige Veranstaltungen auf regionaler Ebene erreichen ca. 360 Teilnehmende. Seit vielen Jahren wird mindestens eine Reise in das jeweilige Land, aus dem aktuell die Weltgebetstagsordnung kommt, durchgeführt. Ungezählt bleiben die zahlreichen Vorträge und Veranstaltungen vor Ort, die sich das Team des Weltgebetstages für Westfalen bis Anfang März aufteilt. Somit werden jährlich ca. 6 00 Menschen über Land, Leute und Gebetsordnung informiert.

Als regionale Versandstelle des Weltgebetstages bearbeitet die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. jährlich ca. 8 00 Material-Bestellungen aus ganz Westfalen.
Die Gottesdienste am 1. Freitag im März finden zumeist nicht zentral, sondern in den katholischen oder evangelischen Kirchengemeinden statt. Fast 550 Gottesdienste jährlich mit mehr als 55.000 Kinder, Männer und Frauen sind der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen allein für Westfalen bekannt.

Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. sammelt die WGT-Kollekte - zumeist aus den evangelischen Gemeinden -, um dem Deutschen Weltgebetstags-Komitee Einzelbuchungen - und damit Kosten - abzunehmen und leitet diese dann weiter. Jährlich wird so eine Kollektenhöhe von mehr als 150.000 € für den WGT weitergeleitet.

Die Mitglieder und Mitgliedsorganisationen der Evangelischen Frauenhilfe sind zum Teil seit den 1950er Jahren aktiv in der Weltgebetstagsarbeit und bis heute hoch engagiert in der Weltgebetstagsarbeit.

 

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