Provozierende Fragen nach Gerechtigkeit von Philippinas beim Weltgebetstag

(Februar 2017)

Provozierende Fragen  nach Gerechtigkeit von Philippinas beim Weltgebetstag (Februar 2017)

Verbandspfarrerin Lindtraut Belthle-Drury macht deutlich, dass es den Filippinas bei Gerechtigkeit darum geht, nicht Leistung, sondern Bedürfnisse der Menschen ins Zentrum zu stellen.

Provozierende Fragen  nach Gerechtigkeit von Philippinas beim Weltgebetstag (Februar 2017)

In den Werkstätten zum Weltgebetstag geht es auch immer um die Umsetzung der diesjährigen Anliegen im Gottesdienst.

Philippinische Frauen stellen die Frage nach Gerechtigkeit. Unter dem Motto „Was ist denn fair?“ kommen Christinnen und Christen aller Konfessionen am 3. März zusammen, um mit Liedern, Gebeten und Aktionen für globale Gerechtigkeit einzutreten. Der Alltag von Arbeiterinnen, Bäuerinnen, Betroffenen des Klimawandels und Alleinerzieherinnen ist geprägt von Abhängigkeiten, Mangelernährung und Ausbeutung.

Der Weltgebetstag der philippinischen Christinnen ermutigt zum Einsatz für eine gerechte Welt, zu einem Gegenmodell zur profit-orientierten Konsumgesellschaft. Beeindruckende und bewegende Gottesdienste können am 3. März erwartet werden. Allein in Deutschland werden hunderttausende Besucherinnen und Besucher erwartet.
Mabuhay! Komm in die Mitte und erzähl deine Geschichte! So beginnt diesmal die Liturgie des Weltgebetstages, der wieder am ersten Freitag im März in über 100 Ländern gefeiert wird. Verfasst wurde sie von einem alters- und konfessionsgemischten Team aus über 20 christlichen philippinischen Frauen.

Filipinas erzählen

Die Geschichten in der Liturgie von drei fiktiven Frauen - Merlyn, Celia und Editha - stehen für das Leben vieler Philippinas, die Opfer von häuslicher Gewalt oder des Sexhandels sind; sie arbeiten als Haushaltshilfen ohne Rechte oder notgedrungen im Ausland oder werden als Indigene von ihrem Land vertrieben zugunsten reicher Bergwerkbesitzer. Es sind Frauen mit tiefen Wunden, nicht zuletzt von Umweltkatastrophen verursacht. Sie alle stellen Fragen nach Gerechtigkeit. Das Titelmotiv des Weltgebetstages von Rowena „Apol“ Laxamana-Sta Rosa zeigt die Gegensätze in vielen kleinen Szenen. Über allem steht eine Frau im Zentrum des Bildes in rot-weiß gekleidet mit dem Gerechtigkeitssymbol, der Waage, in der Hand.

Im Mittelpunkt der Liturgie steht die Bibelstelle Mt 20,1-16, von den Arbeitern im Weinberg. Die Arbeiter, die den ganzen Tag gearbeitet haben, sehen es als ihr gutes Recht mehr zu bekommen underheben lauten Protest und fragen „Was ist denn fair?“. Jesus hingegen will deutlich machen: Fair ist nicht, wenn Leistung zum Maßstab der Bezahlung oder Entlohnung wird. Fair ist, wenn jeder bekommt, was er oder sie braucht.
Dagyaw, eine traditionelle, kulturelle Praxis aus der philippinischen Landwirtschaft mancher Inseln, könnte eine Antwort sein. Dagyaw ist ein gemeinsames Bearbeiten der Felder ohne Lohnzahlungen, um aus der Ernte auch den gemeinsamen Nutzen zu ziehen. „Es ist eine gute Methode, um eine Gemeinschaft aufzubauen und zu erhalten, eine Verwirklichung des Mitleidens und der Sorge füreinander“, so die Verfasserinnen der Liturgie.

Land der Gegensätze

Die 7.107 Inseln des bevölkerungsreichsten christlichen Landes Asiens liegen im Pazifischen Ozean. Nur etwa 1.000 sind bewohnt. Sie beherbergen artenreiche Ökosysteme, eine Vielfalt an Völkern, Kulturen und Sprachen. Mit Taifunen, Vulkanausbrüchen und Erdbeben gehören die Philippinen zu den Ländern, die am stärksten von Naturkatastrophen betroffen sind. Trotz des Reichtums an natürlichen Ressourcen und Bodenschätzen profitieren die meisten der rund 100 Millionen Einwohner des katholisch geprägten Landes nicht vom wirtschaftlichen Wachstum. Auf dem Land haben wenige Großgrundbesitzer das Sagen, während die Masse der Kleinbauern kein eigenes Land besitzt.

Viele Filipinas und Filipinos zieht es in die 17-Millionen-Metropolregion Manila. Dort leben 2 Millionen Menschen in Slums, auf Müllhalden oder Friedhöfen. Rund 1,6 Millionen wandern Jahr für Jahr ins Ausland ab und arbeiten als Hausangestellte, Krankenschwestern oder Schiffspersonal in Saudi-Arabien, den USA, Europa, Hongkong oder Singapur. Ihre Überweisungen sichern den Familien das Überleben, doch viele der Frauen erleben ausbeuterische Arbeitsverhältnisse, körperliche und sexuelle Gewalt.

 

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