Jahresbericht 2016

(Januar 2017)

Jahresbericht 2016 (Januar 2017)

Verbandliche Frauenhilfearbeit

Zur Jahreseröffnungskonferenz 2016 trafen sich - außer dem Vorstand - Mitglieder des pädagogisch-theologischen Teams und die Einrichtungsleitungen der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. (EFHiW) vom 19. - 20.02.2016 im Hotel Erika Stratmann in Bad Driburg.

Die Themen

beschäftigen mehr oder weniger intensiv alle Arbeitsfelder der Evangelischen Frauenhilfe - sei es in der Altenhilfe, in der Behindertenhilfe, in der Anti-Gewalt-Arbeit oder der Bildungs- und Verbandsarbeit. Jedes Thema wurde in jedem Arbeitsfeld abgebildet und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer tauschten sich darüber aus, hörten Impulsreferate und inspirierten sich gegenseitig.

Die Frühjahrskonferenz fand im April statt. Ihr Thema war: „Mitten unter uns - Flüchtlinge werden Nachbarinnen, Mitschüler, Kolleginnen…“. Dem Forumtheater „inszene“, das Szenen zur Flüchtlingsproblematik spielte, gelang es, die Tagungsteilnehmerinnen in ihre Szenen einzubeziehen und dadurch die Flüchtlingsproblematik den Teilnehmerinnen näher zu bringen. Heinz Drucks von der Flüchtlingsberatungsstelle der Diakonie Ruhr-Hellweg berichtete aus seiner Arbeit.

Mit einer kleinen Gruppe fand am 15.03.2016 ein weiterer Workshop für Werbebotschafterinnen unter der Leitung von Manuela Schunk statt. Einige Frauen wurden durch dieses Seminar motiviert in das Projekt einzusteigen und Werbebotschafterin zu werden. Die Werbebotschafterinnen, die bereits im Jahre 2015 mit der Arbeit begonnen haben, sind in einem vertiefenden Workshop im August intensiv gecoacht worden und hatten Gelegenheit sich über ihre bisherigen Erfahrungen auszutauschen.

Am 21.04.2016 begrüßten Frau Dittrich-Kostädt und Frau Schnittker Frauen, die in den Vorständen der Bezirks-, Stadt- und Synodalverbänden Leitungsfunktionen und damit Verantwortung übernommen hatten. Da sich die kleine Gruppe aus nur vier Verbänden zusammensetzte, konnten intensive und konstruktive Gespräche geführt werden.

Im Juli und August haben - wie in den Vorjahren - vier Regionale Workshops unter der Leitung von Birgit Reiche oder Manuela Schunk stattgefunden. Das Thema „Wer in den Himmel will muss fliegen können“ bestimmte den Workshop 2016. Ziele und Maßnahmen der Vorstände in den nächsten zwei Jahren wurden intensiv besprochen.

Die Herbstkonferenz fand im Oktober statt unter dem Titel „Christlich-muslimisches Zusammenleben“. „Religion ist nicht leichtfertig als Erklärungsmodell für gesellschaftliche und politische Situationen zu nutzen,“ stellten Rabeya Müller, Bildungsreferentin im Zentrum für islamische Frauenforschung und Frauenbildung (ZIF), und Pfarrerin Antje Lütkemeier, Islambeauftragte des Kirchenkreises Paderborn, unabhängig voneinander in einer Konferenz der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. fest. „Bestimmte Themen sind nicht religiös-theologisch, sondern gesellschaftlich-politisch zu diskutieren.“

Bildungsangebote

Die Abgrenzung zwischen verbandlicher Frauenhilfearbeit und Erwachsenen- und Familienbildung ist traditionell schwierig. Kaum ein anderes Arbeitsfeld gehört so eng zu unserem Frauenverband, wie z. B. die Jahresthematagungen.
Kriterium für die Abgrenzung ist ein formales: unter Erwachsenenbildung werden all die Bereiche zusammengefasst, die nach dem Weiterbildungsgesetz des Landes NRW geplant und abgerechnet werden und alle gesetzlichen Erfordernisse eines Weiterbildungsangebotes erfüllen. In 2015 wurden 3.608 Unterrichtsstunden (USt) und 4.825 Teilnehmertage (TT) gemäß dem Weiterbildungsgesetz NRW durchgeführt. Zum Vorjahr ist das Durchführungsvolumen an USt leicht angestiegen, bei den TT zurückgegangen. Der Rückgang an TT ist zum einen durch weniger Teilnehmende bei Tagungen zum Jahresthema begründet, zum anderen durch den Ausfall von Veranstaltungen.

Alle geplanten Bildungsveranstaltungen verdeutlichen die vielfältigen thematischen Interessen.

Die Benotung der Veranstaltung liegt bei sehr gut bis gut. Dies gilt ebenfalls für unser differenziertes Angebot im Bereich der Familienbildung. An insgesamt 32 durchgeführten Seminaren nahmen 486 Erwachsene und 62 Kinder bzw. Jugendliche und neun Betreuerinnen teil. Damit ergaben sich insgesamt 557 Teilnehmende, eine erfreuliche Zunahme um ein Viertel bei den Erwachsenen und um das Doppelte bei den Kindern. Im Hotel Erika Stratmann in Bad Driburg wurden die Kurse zu Aquafitness und Wassergymnastik weitergeführt, um die Öffnung in den Ort Bad Driburg hinein aufrecht zu erhalten.

In 2015 ergaben sich durch dramatisch gestiegene Zahlen geflüchteter Menschen neue Herausforderungen. Da die Familienbildung bereits in den Vorjahren durch die Kooperationen mit Familienzentren und den Einsatz von Familienpatinnen sozialräumlich tätig war, lag es nahe, auch in diesem Bereich eine Aufgabe zu übernehmen. Beginnend mit der zweiten Jahreshälfte wurde ein Sprach-Café für Flüchtlingsfrauen angeboten, das auf sehr gute Resonanz stieß und bis heute lebhaft nachgefragt ist. Von insgesamt 16 nahmen durchschnittlich sechs bis acht Frauen verlässlich teil, weitere sechs bis acht kamen mit größerer oder geringerer Regelmäßigkeit. Das Curriculum des Sprachunterrichts orientiert sich an Alltagssprache und Alltagssituationen; das soziale Ziel des Angebots besteht darin, den Frauen einen frauengeprägten und männerfreien Raum zu bieten, der der Kommunikation und Vernetzung dient.

Das Qualitätsmanagement der Bildungsarbeit wurde weiter fortgeführt. Familien- und Erwachsenenbildung wurde im September erfolgreich rezertifiziert.

Erstmalig wurde ein thematischer Schwerpunkt im Jahresthema in zwei aufeinanderfolgenden Jahren behandelt. Mit dem Thema „Care-Arbeit“ konnten auf diese Weise sowohl die gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen der Pflege und Sorgen um Menschen in besonderen Lebenssituationen bedacht werden, als auch persönliche Erfahrungen von Pflege- und Sorgearbeit ausgetauscht werden. Auch die Frage der Weltsorge hat ihren Raum gehabt. Viele Teilnehmerinnen empfanden es als angenehm, dass für die einzelnen Arbeitseinheiten mehr Zeit zur Verfügung stand und die Tagungen einen ruhigeren und dadurch intensiveren Verlauf nahmen.

Der diesjährige Weltgebetstag stand unter dem Thema „Nehmt Kinder auf und ihr nehmt mich auf“. Frauen aus Kuba hatten dazu die Gottesdienstordnung gestaltet. In den Mittelpunkt ihrer Ordnung hatten die 20 kubanischen Frauen unterschiedlicher christlicher Konfessionen das Zusammenleben der Generationen in ihrem Land und in ihren Gemeinden in den Mittelpunkt gestellt. Die Anregung, den Weltgebetstag in diesem Jahr auch in unserem Land generationenübergreifend zu feiern, ist in vielen Gemeinden und Frauengruppen aufgenommen worden.

Neben den regionalen und zentralen mehrtägigen Vorbereitungsveranstaltungen spielt für den Landesverband der EFHiW auch der Vertrieb des Weltgebetstagsmaterials eine große Rolle. So wurden für den Weltgebetstag 2016 z. B. 42.000 Gebetsordnungen versandt, 29.000 einfache Postkarten sowie Plakate, Segensbändchen und zahlreiche andere Materialien.

Zwischen Februar und Mai fanden auch in diesem Jahr die Evangelischen Landfrauentage in zehn Verbänden statt, die meisten unter Beteiligung der Landfrauenbeauftragten der EFHiW, Birgit Reiche. In vier Verbänden hielt sie den Vortrag: „Organspende, Pflicht eines Christenmenschen?“, in einem Verband den Vortrag „Toleranz ist gut, aber nicht gegenüber den Intoleranten“ (W. Busch), in einem Verband referierte Lindtraut Belthle-Drury über „Familienbeziehungen in der Bibel“. Nach wie vor erfreut sich der Evangelische Landfrauentag in den veranstaltenden Verbänden großer Beliebtheit. Zwischen 50 und 250 Frauen haben an den Veranstaltungen teilgenommen.

Mut zur Strategie - Fortbildung für Presbyterinnen in Zusammenarbeit mit dem Frauenreferat der EKvW ist seit Jahren ein gut angenommenes Bildungsangebot: Im Juli 2016 fand nach der Presbyteriumswahl wieder Teil 1 mit 25 Teilnehmerinnen statt. Wegen der großen Nachfrage gab es einen zweiten Termin Ende Oktober.

Seit September 2016 wird in Westfalen das Fernstudium Theologie Geschlechterbewusst durchgeführt unter der Federführung des Frauenreferates im Institut für Kirche und Gesellschaft (IKG) der EKvW und für Frauen und Männer. Die EFHiW ist - wie die Männerarbeit der EKvW und der Kirchenkreis Unna (mit Frauenreferat und Männerarbeit) - Kooperationspartnerin. Birgit Reiche wirkt bei der Konzeption und Durchführung mit und einige Mitglieder der Frauenhilfe sind unter den Teilnehmerinnen. Innerhalb weniger Wochen war der Kurs ausgebucht! Das Fernstudium Theologie geschlechterbewusst ist die überarbeitete Fassung des Fernstudiums feministische Theologie.

Das Reiseprogramm hat einen stabilen, ständig wachsenden Interessentinnen- und Teilnehmerinnenkreis. An den Reisen in die WGT-Länder nehmen Frauen aus dem ganzen Bundesgebiet teil. Mit den Sommerlichen Soest-Tagen, den „Märchen und mehr am Meer“ sowie den Bildungstagungen im Harz (2016) wird das Reiseprogramm um Angebote für Frauen, die die Fernreisen nicht wahrnehmen können oder wollen, ergänzt.

Alle Seminarangebote, die zu einer qualifizierten Begleitung und Betreuung demenziell erkrankter Menschen beitragen, wurden gut angenommen. Besonders angesprochen wurden Pflegefachkräfte, Betreuungs- und Pflegehilfskräfte sowie pflegende Angehörige und ehrenamtlich tätige Menschen.

Frauenhaus Soest

Im Jahr 2015 fanden 41 Frauen mit 63 Kindern im Soester Frauenhaus Zuflucht und umfassende professionelle Unterstützung. Die durchschnittliche Auslastung lag bei ca. 70 % und bewegt sich somit in etwa im Bereich der vergangenen Jahre.
2015 gab es monatlich größere Schwankungen in der Auslastung. Im Laufe des Jahres bewegte sich die Auslastung zwischen 42 % und 100 %, wobei in den ersten Monaten des Jahres kontinuierlich mit Wartelisten gearbeitet bzw. Frauen in andere Frauenhäuser weitervermittelt werden mussten. 49 Frauen mussten u.a. wegen Überbelegung abgelehnt werden.
Inwiefern in Zukunft die Form der Selbstorganisation aufrechterhalten werden kann, muss in den nächsten Jahren vertiefend diskutiert werden.

Wie auch in den vergangenen Jahren war der überwiegende Teil der Frauenhausbewohnerinnen 2015 unter 30 Jahre.
Im Jahr 2015 hatten 42 % der Frauen keinen deutschen Pass. Die sozialpädagogische Beratung und Begleitung der Ausländerinnen mit ganz differenzierten Aufenthaltsstatier fordert von den Mitarbeiterinnen im Haus eine hohe interkulturelle Kompetenz, ein Vielfaches an Zeit und Kooperationsarbeit.

Die Entwicklung der vergangenen Jahre zeigt, dass die Migrantinnen, die im Frauenhaus lebten, in Deutschland zunehmend wenig integriert waren. Gleichzeitig lebte ein relativ hoher Anteil von jungen Frauen mit Migrationshintergrund im Haus, die vor drohender Zwangsheirat flüchten, jedoch in zweiter Generation mit einem unbefristeten Aufenthalt in Deutschland leben.

Ungefähr 30 % der Frauen mit Migrationshintergrund hatten mangelnde oder gar keine Kenntnisse der deutschen Sprache und fast keine Informationen über das deutsche Rechts- und Sozialsystem. Einige der Frauen befürchten, infolge der Trennung von ihrem gewalttätigen Partner mittel- und rechtlos zu sein und in ihr Herkunftsland abgeschoben zu werden. Somit geht es in der Arbeit mit diesen Klientinnen anfangs in erster Linie um den Aufbau einer tragfähigen Beziehung. Erst auf dieser Basis kann die Frau der fachlichen Erfahrung der Beraterin vertrauen und sich in einem gemeinsamen Prozess zum Aufbau einer neuen Lebensperspektive einlassen.

Viele der Frauen haben weder einen Schulabschluss noch eine abgeschlossene Berufsausbildung. Es mangelt ihnen an finanziellen Ressourcen und sozialen Kompetenzen. Frauen, die mit ihren Kindern in das Frauenhaus kommen, fehlen Erziehungskompetenzen. Selbst oft in ihrer Kindheit emotional vernachlässigt, mit Alkoholkonsum und Gewalt der eigenen Eltern konfrontiert, scheinen sie in ihrer Selbstwirksamkeit erheblich eingeschränkt und psychisch auffällig. Einige der jungen Frauen haben mehrmalige stationäre Aufenthalte in psychiatrischen Einrichtungen hinter sich und sind kaum in der Lage ein selbstbestimmtes Leben zu führen, geschweige denn, ihren Kindern die nötige Versorgung und Zuwendung zu geben.

Die Altersgruppe der über 60-jährigen sucht erfahrungsgemäß selten den Schutz des Frauenhauses auf. Für ältere Betroffene ist häufig die Hürde bei der Suche nach Unterstützung besonders hoch. Auch die räumlichen Bedingungen des Frauenhauses, die einer Wohngemeinschaft ähnlich sind, scheinen aufgrund der Lebensvorstellungen älterer Frauen nicht optimal. Die Frauen dieses Alters finden sich eher in der ambulanten Beratung wieder. Dennoch bietet das Frauenhaus auch positive Aspekte für diese Altersgruppe. Die Frauen erweitern ihre sozialen Kontakte, fühlen sich oftmals gebraucht (gerade von den sehr jungen Frauen und ihren Kindern) und erfahren Anerkennung bei speziellen Fähigkeiten.

Über 90 % der Frauenhausbewohnerinnen leben von SGBII-Leistungen und, wenn Kinder vorhanden sind, Kindergeld und Unterhaltsvorschuss vom Amt für Jugend und Soziales.

Beratungsstelle Nadeschda in Herford

Die Belastung der Klientinnen der Beratungsstelle NADESCHDA hat in den vergangenen Jahren weiter zugenommen. Im Jahr 2015 sind insgesamt 48 Frauen mit ihren 24 Kindern durch die Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle betreut und begleitet worden. Der Trend, dass immer mehr Afrikanerinnen in die Betreuung aufgenommen worden sind, hat sich fortgesetzt. 40 % der Klientinnen kamen aus Nigeria.

Seit 2015 sind mehrere möblierte Wohnungen in einem Haus angemietet worden. Die Klientinnen, die hier mit ihren kleinen Kindern wohnen, unterstützen sich gegenseitig und in der Betreuung kann Zeit eingespart werden, weil immer mehrere Klientinnen gleichzeitig erreicht werden.

Seit Mai 2015 wurden wieder Ausländer in Büren untergebracht, die Deutschland verlassen müssen. Nun heißt die Einrichtung aber nicht mehr Haftanstalt, sondern Unterbringungseinrichtung für Ausreisepflichtige (UfA) und statt des Justizministeriums ist das Innenministerium NRW zuständig. Der Vertrag über die Sozialberatung ist mit der Bezirksregierung Detmold geschlossen worden.
Ab Februar 2016 waren keine Frauen mehr in Büren, weil die Kapazitäten für Männer aufgestockt werden sollten und die weiblichen Ausreisepflichtigen aus NRW nun in Rheinland-Pfalz untergebracht werden.

Im April 2016 ist das Projekt „Flüchtlingsberatung für Frauen, die von Menschenhandel betroffen sind“ gestartet. In der Erstaufnahme in Bielefeld beteiligt sich die Beratungsstelle an wöchentlichen Sprechstunden. Ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeitende in der Flüchtlingsarbeit in Ostwestfalen-Lippe sollen für das Problem Menschenhandel sensibilisiert werden. Für das Projekt konnte eine zusätzliche Stelle eingerichtet werden. Bis zum Jahresende wird das Projekt durch Mittel der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung finanziert. Sondermittel für die Flüchtlingsarbeit der Evangelischen Kirche von Westfalen ermöglichen eine Verlängerung bis Juli 2017.

Beratungsstelle Theodora in Herford

Ende Oktober 2015 wurde entschieden, dass das Projekt Hilfe-Lotsinnen der Beratungsstelle THEODORA für die Jahre 2016 bis 2018 durch Mittel des Europäischen Hilfsfonds für am stärksten benachteiligte Menschen in Deutschland (EHAP) gefördert wird. Diese Projektförderung sichert den Fortbestand der Arbeit von THEODORA. Insgesamt 2,5 Personalstellen bei THEODORA, eine halbe Personalstelle der Bildungs-Lotsin beim Projektpartner Regionale Personalentwicklungsgesellschaft mbH (REGE) in Bielefeld und eine viertel Personalstelle in der Verwaltung werden im Rahmen dieses Projektes gefördert. Das Projekt brachte einige Veränderungen in den Arbeitsalltag der Beratungsstelle: Zunächst konnte eine neue Mitarbeiterin gefunden werden, die als Sozialarbeiterin und Psychologin in Bulgarien schon viele Jahre Erfahrung mit der Zielgruppe gesammelt hat.

In der Praxis ist die Vermittlung an andere Stellen nicht reibungslos, weil es dort häufig keine Mitarbeitenden gibt, die die Sprachen der Klientinnen (zumeist Rumänisch und Bulgarisch) sprechen. So wird immer noch viel Arbeitszeit für die Übersetzung bei Behörden und Beratungsstellen benötigt.

Trotzdem bleibt viel mehr Zeit für die aufsuchende Arbeit in den Prostitutionsbetrieben und die primäre Gesundheitsaufklärung. Diese ist auch dringend nötig, weil viele der jungen Prostituierten kein Wissen über Gesundheitsschutz und Übertragungswege haben. Durch vermehrte aufsuchende Arbeit in ganz OWL wenden sich auch mehr Klientinnen mit der Bitte um Unterstützung direkt an THEODORA. Über 90 Frauen und über 100 Kinder sind im Jahr 2015 durch die Beratungsstelle THEODORA intensiv beraten und begleitet worden. Nach jetzigem Stand sind die Zahlen für 2016 voraussichtlich noch höher. Vor allem junge Prostituierte aus Bulgarien, Polen, Rumänien und Deutschland wenden sich mit ganz unterschiedlichen Problemen an die Beratungsstelle. Über 75 % der Klientinnen möchte Unterstützung im Ausstieg aus der Prostitution bekommen. Sie prostituieren sich nur, weil sie keine andere Möglichkeit sehen, für sich und ihre Kinder Geld zu verdienen. Die Sozialarbeit von THEODORA unterstützt häufig ganze Familien, weil die Klientinnen mehrere Kinder haben.
Es gibt in der Region über 330 Prostitutionsbetriebe und über 2.200 Prostituierte.

Am 29. April 2016 wurde das fünfjährige Jubiläum der Beratungsstelle THEODORA und gleichzeitig der Beginn des Projektes Hilfe-Lotsinnen im Haus der kirchlichen Dienste in Herford gefeiert. Das gelungene Fest hat alle Mitarbeiterinnen für die weitere Arbeit gestärkt.

Beratungsstelle TAMAR in Soest

Seit 1. Oktober 2014 bietet die Beratungsstelle TAMAR Prostituierten- und Ausstiegsberatung in der Region Südwestfalen (das sind die kommunalen Kreise Soest, Hochsauerlandkreis, Siegen-Wittgenstein, Märkischer Kreis und Olpe) an. Seit Sommer 2015 suchen sie auf Bitte von Prostituierten auch Betriebe in der kreisfreien Stadt Hamm auf, die zwar nicht zur Region Südwestfalen gehört, aber als kreisfreie Stadt eine hohe Dichte an Prostitutionsbetrieben und kein Beratungsangebot hat.

Die beiden Mitarbeiterinnen haben bis Sommer 2016 fast 1.000 Prostituierte bei der aufsuchenden Arbeit in der Region besucht und auf das Beratungsangebot aufmerksam gemacht. Sie haben sich bei Behörden und anderen Beratungsstellen vorgestellt und das mehrsprachige Informationsmaterial verteilt. Der neue Beratungs-Bulli kommt mehrmals in der Woche zum Einsatz.

Die Suche nach nebenberuflichen Mitarbeiterinnen, die als Sprachmittlerinnen eingesetzt werden können, gestaltet sich in Südwestfalen viel schwieriger als in Herford. Noch immer muss das Team ausgebaut werden, damit die Mitarbeiterinnen nicht immer gemeinsam zur aufsuchenden Arbeit unterwegs sein müssen, sondern bei Bedarf zeitgleich aufsuchen und Klientinnen zu Behörden, Beratungsstellen und Ärzten begleiten können.
Die Zahl der Frauen, die intensiv begleitet werden wollen, nimmt kontinuierlich zu.
Wie THEODORA wird auch TAMAR durch eine Projekt-Förderung von Aktion Mensch gefördert. Die Förderung läuft Ende September 2017 aus und schon jetzt werden Gespräche in den Kommunen, mit der Regierungspräsidentin und dem Land geführt, um eine Anschlussfinanzierung zu finden.

Behindertenhilfe im Ennepe-Ruhr-Kreis - Frauenheim Wengern

Auch das Jahr 2016 steht im Zeichen des Neubaus in Alt-Wetter, Schöntaler Straße 18 - 20. Das Wohnheim mit 24 Plätzen und zwei Plätzen zur Krisenintervention und das Haus der „Tagesstruktur“ wurden im November 2015 bezogen. Im „Schöntal“ wird ein barrierefreies inklusives Wohnen ausschließlich in Einzelzimmern angeboten. Am „Böllberg“ und in den stationären Wohnangeboten in Wengern wird nun eine Einzelzimmerquote von 96,15 % erreicht. Um dieses Ziel zu erreichen, waren auch auf dem Kerngelände am „Böllberg“ Veränderungen notwendig.
Wohnbereiche wurden aufgegeben, weil sie nicht mehr den Vorschriften des Wohn- und Teilhabegesetzes entsprachen. Die Auflösung der Wohngruppen war auch mit der Versetzung von Mitarbeitenden verbunden.

Werkstatt für Menschen mit Behinderungen

Im Gewerbegebiet Schöntal wird vom nächsten Jahr an eine große Halle in unmittelbarer Nähe des neuen Wohnbereiches in Wetter zur Verfügung stehen. Hier werden Arbeitsplätze für Kommissionierungsarbeiten eingerichtet werden sowie der Berufsbildungsbereich. Die für die WfbM angemieteten Räumlichkeiten in Albringhausen und am Bahnhof in Wengern werden gekündigt werden. Auf diese Weise können Synergien erzielt werden, es können neue Aufträge akquiriert werden, die größere Maschinen er-fordern und die Mitarbeitenden der WfbM können sich in Zukunft besser austauschen und ergänzen als an den bislang vier unterschiedlichen Standorten.
Rund um den Bioladen der Werkstatt sind neue Konzepte und Angebote entwickelt worden. Anstelle der Großveranstaltungen fanden punktuell gezielte Aktionen rund um den Bioladen und den Gartenbereich der WfbM statt. So wurde z. B. die Grillsaison 2016 im April mit einer Grillaktion vor dem Laden eröffnet. Die Kundinnen konnten auf diese Weise einen Vorgeschmack auf die Grillspezialitäten der Fleischerei erhalten. Außerdem wurden im weiteren Verlauf des Frühjahrs und Sommers Möglichkeiten angeboten, Erdbeeren, Johannisbeeren oder auch Blumen selbst zu ernten bzw. zu pflücken. Im Herbst gab es rund um Kartoffeln und Grünkohl weitere Aktionen. Ziel der Aktivitäten ist, die Kundinnen und Kunden stärker an den Laden und das Gelände in Wengern zu bin-den.
Außerdem ist die Produktpalette erweitert worden. Der Gartenbaubetrieb hat ein neues Folien-Gewächshaus errichtet, in dem auch Wasser- und Honigmelonen sowie Auberginen und Paprika angebaut werden können. Durch die Kooperation mit einer Bio-Safterei sind Rhabarber, Erdbeeren und Äpfel zu Saft verarbeitet worden bzw. Johannisbeeren und andere Beeren zu Gelees. Alle Produkte sowie die Termine der Aktionen werden über die Internetseite des Frauenheims Wengern veröffentlicht.

Psychiatrische Dienste im Märkischen Kreis

Tagesstätte Werdohl

Die Besucherinnen und Besucher sind begeistert von den gemeinsam zubereiteten Mahlzeiten und dem umfangreichen Kreativ- und Freizeitangebot. Die Tagesstätte sucht zudem Gelegenheiten in der Innenstadt Werdohls präsent zu sein. So gab es eine Beteiligung bei Ausstellungen und Märkten mit Produkten der Tagesstätte. Neben den gemeinsamen Mahlzeiten, den Freizeit- und Kreativangeboten spielen auch Ausflüge, ein Tauschbasar und das Projekt „Tanz-Therapie“ eine wichtige Rolle. Diese zusätzlichen Angebote können nur aus Spendenmitteln finanziert werden.

Ambulant Betreutes Wohnen Frauenhilfe

Die Klientinnen- bzw. Klientenzahlen sind weiter gestiegen. Deutlich nimmt die Zahl der jungen Klientinnen und Klienten zu, die direkt aus der Jugendhilfe in das Betreute Wohnen Frauenhilfe vermittelt werden. Um die wachsende Zahl der Klientinnen und Klienten angemessen belgeiten und betreuen zu können, sind drei neue Fachkräfte und zwei Assistenzkräfte eingestellt worden. Es werden neue Räumlichkeiten, nach Möglichkeit in der Innenstadt Werdohls, gesucht. Ideal wäre ein Ladenlokal, in dem auch ein „Beratungs-Café“ untergebracht werden könnte. So könnte in der Beratungsstelle ein Treffpunkt entstehen und das Angebot „Betreutes Wohnen Frauenhilfe“ könnte in der öffentlichen Wahrnehmung deutlicher präsent werden. Im November wurde die Leiterin Ruthild Lindemann verabschiedet.

Haus Wegwende

Das Haus Wegwende war mit 19 Plätzen im zentralen Gebäude Haselweg in Werdohl und sechs Plätzen im stationären Einzelwohnen während des gesamten Berichtszeitraumes voll belegt.
Besonders geprägt waren die Jahre 2015/2016 durch den Wechsel in der Leitung. Herr Hackbusch hat die Gesamtleitung des Verbundsystems im Märkischen Kreis - Haus Wegwende, Betreutes Wohnen Frauenhilfe und Tagesstätte - übernommen.
Die Bemühungen um die Planung eines Ersatzneubaus für Haus Wegwende sind fortgesetzt worden. Die Suche nach einem geeigneten Grundstück in Stadtnähe Werdohls gestaltet sich allerdings als ausgesprochen schwierig.
Der kleine Montagebereich im Keller des Hauses Wegwende erfreut sich weiterhin großer Beliebtheit und die Produktivität der bis zu 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern konnte im Vergleich zum Vorjahr noch gesteigert werden.

Alten- und Pflegeheime

Die Leitungsverantwortlichen aller drei Einrichtungen ebenso wie die Verwaltung der Evangelischen Frauenhilfe beschäftigen sich intensiv mit den Auswirkungen des Pflegestärkungsgesetzes II. Das Gesetz sieht unter anderem vor, dass die bisherigen Pflege-stufen (Pflegestufen 0 – 3) in fünf Pflege-grade umgewandelt werden. Außerdem muss die gesamte Dokumentation verändert werden. Es besteht großer Informations- und Schulungsbedarf und außerdem eine erhebliche Unsicherheit, was das Pflegestärkungsgesetz II für die Finanzierung der stationären Altenpflegeeinrichtungen bedeuten wird.

Lina-Oberbäumer-Haus, Soest

Die Belegung war überdurchschnittlich gut.
Der geschützte Demenzbereich erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit und wird nicht nur von Angehörigen von desorientierten Bewohnerinnen gern nachgefragt. Auch palliativ zu versorgende Bewohnerinnen schätzen die private Atmosphäre des kleinen Bereichs und die Intensität der Betreuung dort.

Haus Phöbe, Warburg

Die Belegung des Alten- und Pflegeheims in Scherfede-Rimbeck war wesentlich stabiler als in den Jahren zuvor. Zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit wurden und werden kontinuierlich Renovierungsarbeiten in den Zimmern und Bädern durchgeführt. Außerdem gibt es im Haus große Probleme mit den technischen Anlagen und dem gesamten Leitungssystem.

Hanse-Zentrum, Soest

Die Belegung war mit 98,1 % erneut überdurchschnittlich gut. Auffallend hoch ist nach wie vor die Quote der zu pflegenden Männer, die über dem Durchschnitt anderer Altenheime liegt. Im Jahre 2015 wurden 134 männliche Bewohner aufgenommen und von Januar - Juni 2016 waren es 116. Damit leben im Hanse-Zentrum bis zu 50 % Männer.

Nach den Sommerferien 2015 erklärten sich zum zweiten Mal in Folge insgesamt 40 Mädchen und Jungen der Hansa-Realschule in Soest bereit, sich im Rahmen eines Ehrenamtsprojekts für die Bewohnerinnen und Bewohner zu engagieren. Für jeweils zwei Stunden über 20 Wochen des Schuljahres verteilt, gehen die Neuntklässlerinnen und Neuntklässler mit den Bewohnerinnen und Bewohner spazieren, gestalten gemeinsam mit dem Sozialen Dienst gesellige Nachmittage oder setzen sich mit den älteren Menschen in individueller Einzelbetreuung zusammen. Die Aktion ist freiwillig. Zum Abschluss erhalten die Jungen und Mädchen im Rahmen einer kleinen Feierstunde im Hanse-Zentrum eine Urkunde ausgehändigt. Die Auszeichnung bescheinigt den jungen Leuten nicht nur Engagement, sondern auch soziale Kompetenz, die sich bei zukünftigen Bewerbungen sicherlich als wertvoll erweist.

Der 1. September 2015 stand unter dem Motto „3 Jahre Hanse-Zentrum - wir sind den Kinderschuhen entwachsen“ und wurde entsprechend mit den Bewohnerinnen und Bewohnern, ihren Angehörigen und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gefeiert.

Fachseminare für Altenpflege in Hamm und Soest

Die Fachseminare stehen vor einer strategischen und personellen Neuausrichtung.
Die einjährige Altenpflegehilfeausbildung ist seit 2016 ganz in das Fachseminar nach Hamm verlagert worden. Dadurch konnte erreicht werden, dass nicht wie 2015 an jeder der beiden Schulen nur um die zehn Teilnehmenden für jeden der Kurse, sondern ein Kurs mit 17 Teilnehmenden in Hamm starten konnte. Der Kurs kann damit kostendeckend durchgeführt werden.

Alle 26 Schulplätze für den am 1.Oktober beginnenden neuen Ausbildungskurs in der Altenpflege in Hamm waren schon Anfang Juli besetzt. Diese Entwicklung ist darauf zurückzuführen, dass starke kooperierende Einrichtungen für das Fachseminar gewonnen werden konnten.

Auch am Fachseminar in Soest hat ein neuer Kurs in der Altenpflege mit 28 Teilnehmenden begonnen.
Zusätzlich wurden an beiden Schulen in der Vergangenheit Wechsler von anderen Schulen aufgenommen. Aus diesem Grunde sind alle Kurse der dreijährigen Ausbildung in beiden Schulen maximal ausgelastet.
Die Schulen der Evangelischen Frauenhilfe genießen bei den Ausbildungsbetrieben einen guten Ruf.

Im Fachseminar in Soest soll das Kursprogramm im Bereich der Pflege ausgeweitet werden. Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen sind im Gegensatz zu den Ausbildungsgängen wesentlich lukrativer. Eine neue Fortbildungsmöglichkeit könnte eine Betreuungsassistenten-Ausbildung sein, die die bisherige Betreuungskräfteausbildung mit pflegerischen Anteilen verbindet. Ein weiterer Schwerpunkt soll auf die Integration von Migrantinnen und Migranten sowie Geflüchtete durch das Angebot einer berufsbezogenen Sprachförderung gesetzt werden. Diese Sprachkurse können als Vorbereitung für die einjährige Altenpflegehilfe-Ausbildung angesehen werden.

Die Einführung einer gemeinsamen Pflegeausbildung - Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege - ist ins Stocken gekommen. Die Fachseminare begrüßen die Einführung einer generalistischen Ausbildung und hoffen auf eine schnelle Umsetzung des Gesetzentwurfs. Wir glauben, dass mit einer neuen Ausbildungsordnung das Ansehen des Pflegeberufs verbessert wird und so qualifiziertere Bewerberinnen und Bewerber für den Beruf gewonnen werden können. Andererseits gibt es aber auch Bedenken, dass wichtige Inhalte der bisherigen Altenpflegeausbildung in einer generalistischen Pflegeausbildung nicht angemessen berücksichtigt werden. Aus diesem Grunde ist es wichtig, dass die Vertreterinnen und Vertreter der Träger der bisherigen Altenpflegeausbildung Einfluss auf die Ausgestaltung des Gesetzentwurfs nehmen.

Die Fachseminare  in Soest und Hamm sind auf die Herausforderungen einer generalistischen Ausbildung durch die bereits bestehenden Kooperationen mit der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege am Klinikum der Stadt Soest und der Fachhochschule der Diakonie in Bielefeld gut vorbereitet.

Die Zusammenstellung des Jahres 2016 wurde aus unterschiedlichen Meldungen und Berichten und durch unterschiedlichen Mitwirkenden vorgenommen von Manuela Schunk. Dezember 2016

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