Statt Lebensmittel wegwerfen - weitergeben

(September 2022)

Statt Lebensmittel wegwerfen - weitergeben (September 2022)

„Das Wegwerfen von Lebensmitteln sollte teurer sein als das Weitergeben. Das Weitergeben sollte selbstverständlich sein. Doch jede Sekunde landen in Deutschland 571 kg Lebensmittel in der Tonne. Ungefähr ein Drittel davon fällt in der Gastronomie und dem Lebensmittelhandel an. Durch das Wegwerfen von Lebensmitteln verschwenden wir rund 25 Prozent der Erträge der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland. Die Klima- und Umweltschäden sind enorm. Und nicht zuletzt ist es eine humanitäre Katastrophe - gerade jetzt bei der vorhandenen Kostenspirale für alle Menschen.“

Dies stellt der Vorstand der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. (EFHiW) in einem Offenen Brief an verschiedene Bundesministerien fest. Er hat diesen am 5. September 2022 in seiner Sitzung verabschiedet.

Statt Lebensmittel wegzuwerfen fordert der Verband, Lebensmittel weiterzugeben. Für die Erreichung des Ziels 12.3 der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, die Lebensmittelverschwendung bis 2030 zu halbieren, bestehe entlang der gesamten Wertschöpfungskette dringender Handlungsbedarf. Daher fordert die EFHiW von den Bundesministeriendie Umsatzsteuerbefreiung von Lebensmittelspenden, den Abbau bestehender rechtlicher Hürden bei der Spende von Lebensmitteln, Anpassungen des Mindesthaltbarkeitsdatums, die Intensivierung von Aufklärungsmaßnahmen für Verbraucher*innen zur Bedeutung des Mindesthaltbarkeitsdatums, die Verankerung von Ernährungsbildung in den Lehrplänen aller Schulformen in allen Bundesländern sowie die Prüfung, ob eine deutsche Variante der gesetzlichen Regelung in Italien, das „Gute Samariter Gesetz“, zeitnah umsetzbar ist.

Der Offene Brief wurde an Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, Bundesfinanzminister Christian Lindner und Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger verschickt.

Die EFHiW hat diesen Offenen Brief verfasst, da sie viele Nachrichten von Menschen, die derzeit zutiefst enttäuscht und zum Teil verzweifelt sind, erreichen. Mitglieder und Klient*innen berichten aktuell verstärkt, dass sie zum einen regelmäßiger Angebote der Tafeln nutzen (müssen), zum anderen als Neuzugänge z.T. vom „Aufnahmestopp“ der Tafeln betroffen seien. Löhne und Renten reichen aufgrund der Kostenspirale nicht mehr, um Lebensmittel in ausreichender Weise zu finanzieren. Zum anderen stellen Mitglieder fest, dass Forderungen zur Eindämmung der Lebensmittelverschwendung seit langer Zeit auf der Agenda stehen, aber trotz Verschärfung der Situation sich wenig an entscheidenden Stellschrauben geändert habe.

Aus diesen beiden Hauptgründen hat die EFHiW eine eigene Unterschriftenaktion an die zuständigen Bundesministerien initiiert. Den Frauenhilfe-Mitgliedern stellen wir den Offenen Brief, Hintergrundinformationen zu den Forderungen und eine Unterschriftenliste, die Sie an die Bundesregierung bitte schicken, zur Verfügung, um den Forderungen Nachdruck zu verleihen. Nehmen Sie gerne Kontakt vor Ort auf mit Foodsharing-Initiativen, Verbraucherzentralen, der Tafel und anderen Organisationen und Initiativen, um dieser Aktion eine breitere gesellschaftliche Relevanz zu geben.
Wir freuen uns auf Ihre Beteiligung!

RÜCKMELDUNGEN DER BUNDESMINISTERIEN

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat in seinem Antwortschreiben vom 31. Oktober 2022 mitgeteilt, dass die Vermeidung von Lebensmittelabfällen für eine sozial und ökologisch nachhaltige Entwicklung von entscheidener Bedeutung sei und es sich im Rahmen seiner Zuständigkeit gegen Lebensmittelverschwendung einsetze.

Als Beispiel benennt es ein Forschungsprojekt (REFOWAS), in dem Maßnahmen zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen in der Außer-Schul- sowie Schulverpflegung benannt werden. Erkenntnisse fließen ein in www.mehrwert.nrw sowie in Schulungen der Verbraucherzentrale NRW.

Hier finden Sie den gesamten Wortlaut. (pdf-Dokument, 748 KB)

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat in seinem Antwortschreiben vom 10. Oktober zurückgemeldet, dass es ihm ein wichtiges Anliegen sei, Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. Lebensmittelabfälle sollen halbiert werden. Die Nationale Strategie zur Lebensmittelverschwendung werde zurzeit weiterentwickelt. Auch die Weitergabe von nicht verkauften, noch genießbaren Lebensmitteln, z.B. an gemeinnützige Organisationen, werde im Rahmen dieser Prozesse stets adressiert. Gesetzliche Änderungen werden dafür geprüft. Mit „Zu gut für die Tonne!“ www.zugutfuerdietonne.de werden Verbraucher*innen sensibilisiert, Materialien für Schule etc. zur Verfügung gestellt.
Hier finden Sie den gesamten Antwortbrief im Wortlaut (pdf-Dokument, 629 KB).

Materialien

Offener Brief (pdf-Dokument, 91KB)

Hintergrundinfos zu den Forderungen (pdf-Dokument, 119 KB)

Unterschriftenliste (pdf-Dokument, 155 KB)

 

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