Biographische Skizze

 

Ingeborg Beer

Ingeborg BeerEines Tages fragte mich eine unserer Enkeltöchter: „Oma, was machst Du in Soest bei der Frauenhilfe? Was ist das Frauenhilfe?“
Ich habe nicht nachfragt, was sich die Kleine wohl unter dem Wort Frauenhilfe vorstellte. Ich habe versucht, ihr deutlich zu machen, dass die Bezeichnung kirchlicher Frauenarbeit durchaus mit Frauen und mit Hilfe zu tun hat: Frauen helfen Frauen, ihren Ort und Platz sowohl in der Kirche wie in der Welt zu finden.

Und das hat zwei Seiten: Einerseits erhalten Frauen ein Bewusstsein, wer sie sind und was sie vermögen; andererseits wird vielen Frauen, jungen und alten, geholfen in ihren Schwierigkeiten und Bedrückungen mit privaten wie gesamtgesellschaftlichen Ursachen.

Meine Enkeltochter war zunächst zufrieden mit dieser Antwort.
Ich selbst aber kam erneut zum Nachdenken: Was ist für mich Frauenhilfe, was ist mir an dieser Arbeit wichtig, besonders so wichtig, dass ich dafür viel Zeit und Kraft einsetze.

Als erstes habe ich mich immer daran orientiert, was vor vielen Jahren bei der Gründung der Evangelischen Frauenhilfe formuliert wurde und in der Präambel der Satzung des Landesverbandes fest verankert ist: „Grundlage aller Frauenhilfearbeit ist die Botschaft der Bibel und das Vertrauen auf die Verheißungen des Evangeliums von Jesus Christus.“

Dabei bleibt zu bedenken, dass es sehr viele Arbeitsbereiche der Frauenhilfe gibt und die Weise, sie zu erfüllen auch sehr vielfältig ist und sein muss. Darum ist es wichtig, dass der eigenständige Verband eine Satzung und geordnete Strukturen hat mit jährlicher Mitgliederversammlung und einen auf Zeit von der Mitgliederversammlung gewählten Vorstand.
In diesem Zusammenhag erscheinen Fort- und Weiterbildung für angestellte und ehrenamtliche Mitarbeiter besonders dringlich.

Arbeitsfelder der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V., die mir immer besonders wichtig erschienen, waren:

  • Die Familienförderung im Fachseminar Familienpflege.
  • Die Arbeit der Mütterkurhäuser.
  • Der Beitritt zur „Kampagne gegen Kinderprostitution“, für die die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen die Geschäftsführung übernahm.
  • Die Arbeit des Frauenhauses und der Beratungsstelle für von Menschenhandel betroffene Frauen, Nadeschda, in Herford.
    Den Mitarbeitenden in dieser schwierigen Arbeit gebührt besonderer Dank!
  • Die Werkstatt für Menschen mit Behinderungen in Wengern.
  • Die Selbsthilfefirma für gestaltende Arbeit psychisch Kranker, SIGA, in Werdohl.

Landesverband und örtliche Frauenhilfen sind aufeinander bezogen. „Nur gemeinsam sind wir stark.“
Darum wurden die Kontakte zu den Bezirksverbänden bei deren Verbandsfesten und anderen Gelegenheiten gepflegt, aber auch örtliche Frauenhilfen besucht und in Vortragsangeboten Verbindungen geknüpft und vertieft.

Die Zusammenarbeit von Männern und Frauen in der Kirche darf nicht unbeachtet bleiben:

  • Die selbstverständliche Mitgliedschaft von Männern in den verschiedensten Gremien der Evangelischen Frauenhilfe von Westfalen sowie
  • die Kontakte und Zusammenarbeit mit dem Männerwerk der Evangelischen Kirche von Westfalen.

Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e. V. versteht sich als Partnerin der Evangelischen Kirche von Westfalen und wird von dieser als freies Werk der Kirche anerkannt und gefördert. So war ich berufenes Mitglied in der Landessynode der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW). Und die Landessynode wählte mich für einige Legislaturperioden in die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Beide Berufungen brachten mir weitreichende Erfahrungen im kirchlichen Raum und die Möglichkeit für die Belange der Frauen auf gesamtkirchlicher Ebene einzutreten. So gehörte ich dem Europa-Ausschuss mit seiner Perspektive für die Beziehung zum politischen Bereich, dem Nominierungsausschuss und dem Ratswahlausschuss an.

Wichtige Kontakte und Begleitung der Frauenarbeit in der DDR konnten wahrgenommen werden

  • zum Schwesternheimathaus in Stralsund,
  • zum Müttererholungsheim in Werningerode,
  • und der Zentrale der Partnerschaftsfrauenhilfe in der Kirchenprovinz Sachsen,
  • so wie der jährlichen Treffen der Frauenhilfe in Deutschland auf dem Gebiet der DDR.

Ich bin dankbar, dass ich diese Verbindungen mit wahrnehmen und schließlich auch die „Wende“ hautnah erleben konnte.

Unübersehbar sind die Verbindungen zur Ökumene:

  • Vorbereitungen zum Weltgebetstag der Frauen, z.B. in Prag.
  • Besuch der ökumenischen Zentrale in Genf.
  • Die „Ökumenische Dekade der Kirchen in Solidarität mit den Frauen“. Sie wurde 1988 ausgerufen. Sie ist aber noch keineswegs erledigt. Das haben die Evangelische Frauenhilfe mit den katholischen Frauengemeinschaften auch öffentlich erklärt.
  • Verbindung zu den Frauengemeinschaften der katholischen Bistümer.
  • Verbindung zur United Church of Christ in den USA.

In allem war mir immer wichtig, das Verhältnis von Ehrenamtlichen zu den Hauptamtlichen und damit die Zuwendung zu den einzelnen Menschen, die mitarbeiten und Verantwortung tragen.

Ingeborg Beer, 2004

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