Biographische Skizze

 

Gräfin von Plettenberg-Heeren

Ehrengard Freifrau von Bodelschwingh-PlettenbergEhrengard von Bodelschwingh-Plettenberg, spätere Gräfin von Plettenberg-Heeren, geborene Krosigk (02.05.1873 - 31.03.1943) gründete bereits im Jahre 1903 die Frauenhilfe in Unna/Kamen- Heeren („Frauenhülfs-Verein Heeren-Werve“, Kreis Hamm), deren Leitung sie bis zu ihrem Tode innehatte. Regelmäßig fanden alle drei Wochen Versammlungen zum Teil auch in ihrem Haus, dem Haus Heeren, dem Sitz des Vereins, statt. Dort wurden Näh- und Strickarbeiten für das Versorgungshaus in Soest, das Krüppelheim in Volmarstein, das Waisenhaus in Holzwickede und für das Diakonissenhaus in Witten erstellt.

Von 1909 bis zu ihrem Tode war Gräfin von Plettenberg-Heeren im Amt der ersten Vorsitzenden des Provinzialverbandes der Westfälischen Frauenhilfe. Während dieser langen Zeit ihrer Vereinstätigkeit arbeitete sie mit Pastor F. Dreyer (1907 - 1912), Pastor F.A. Johanneswerth (1912 - 1935) und Pastor H. Bastart (ab 1935) zusammen. Die Zeit ihrer Amtstätigkeit als Vorsitzende der Westfälischen Frauenhilfe war geprägt durch Vielzahl von neu geschaffenen Arbeitsfeldern und Einrichtungen. Sie umfassten den Bereich der Mütter- und Kindererholung, der Fachschulung für Hauswirtschaft und Ernährung und der Sozialarbeit an Frauen z.B. obdachlosen, arbeitslosen oder in der Prostitution tätigen Frauen.
Von der Westfälischen Frauenhilfe wurden in der Amtszeit von Ehrengard von Plettenberg-Heeren die ersten drei Müttererholungsheime gegründet:

Concordia bei Siegen (1927), Bad Driburg (1929) und das Heim in Laggenbeck im Kreis Tecklenburg (1929) sowie das erste Kindererholungsheim Windrath bei Gelsenkirchen (1918).
Drei Fachschulen für Frauen gegründet, die staatlich anerkannte Haushaltungsschule in Soest (1912), die Minden-Ravenbergische landwirtschaftliche Haushaltungsschule in Soest (1927) und die Evangelische Wohlfahrtsschule Bielefeld (1927). Im Jahre 1917 wurde das Heim der „nachgehenden Fürsorge“ in Wengern an der Ruhr gegründet.

Gräfin von Plettenberg-Heeren entsprach in ihrer Rolle als „Frauenhilfsmutter“ dem angestrebten Frauen- und Familienbild der Westfälischen Frauenhilfe und galt somit als Vorbild „in ihrer Mütterlichkeit, in ihrem schwesterlichen Sinn und ihrer tragenden Geduld“ für die Frauenhilfe-Frauen und die Gemeinden.

Sie kümmerte sich um Arme und Kranke besonders in de Kriegs- und Nachkriegszeit. Im Kriegsjahr 1916 galt ihre Arbeit v. a. den durch Kriegszerstörung betroffenen Menschen in den Gebieten Ostpreußens, deren miserable Lebenssituation sie auf eine Reise kennen gelernt hatte. Durch ihre Mithilfe und Anregung nahm die Westfälische Frauenhilfe ostpreußische evangelische Gemeinden in Patenschaft und unterstützte sie durch Kleidungs- und Nahrungsmittellieferungen.

Gräfin Plettenberg-Heeren Mitglied des Frauenrates des Frauenwerkes der Deutschen Evangelischen Kirche (gegr. 16.07.1933) und gehörte zur NS- Frauenschaft (NSF).

Gemäß der nationalsozialistischen Gleichschaltungspolitik aller Bereiche des öffentlichen, politischen und kirchlichen Lebens war Doppelmitgliedschaft der Reichsfrauenhilfe im Frauenwerk der Deutschen Evangelischen Kirche und in der NS- Frauenschaft ab Ende 1936 nicht mehr erlaubt. In diesem Zusammenhang äußerte Gräfin Plettenberg-Heeren ihre Position zur Bekennenden Kirche.

„Zur Sache selbst möchte ich bemerken, dass die Frauenhilfe in der Tat das innere Anliegen der Bekennenden Kirche vertritt, weil die Frauenhilfe selbst sich auf Schrift und Bekenntnis stellt, dass aber die Frauenhilfe nicht sich der Bekennenden Kirche unterstellt.“

Die am 24.10.1934 beschlossenen Gründsätze der Soester Erklärung ließ die Gräfin unberücksichtigt.
In ihr war die Verbundenheit zur Bekenntnisssynode der Deutschen Evangelischen Kirche ausdrücklich erklärt und dem ’Deutsche Christen-Partei-Kirchenregiment’ eine Absage erteilt.

Im Januar des Jahres 1938 erlitt Gräfin Plettenberg-Heeren einen Schlaganfall.
Nach fünf Jahren Krankheit starb sie am Alter von siebzig Jahren.

Ihr Lebensmotto soll gelautet haben:

„Das will ich mir schreiben
In Herz und Sinn,
dass nicht für mich auf Erden bin,
dass ich die Liebe, von der ich leb’,
liebend an andere weitergeb’.“

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