20 Jahre Beheimatung und Wiedereingliederung für Menschen mit psychischen Behinderungen in Werdohl

(März 2018)

20 Jahre Beheimatung und Wiedereingliederung für Menschen mit psychischen Behinderungen in Werdohl (März 2018)

„In den ersten Februarwochen 1998 startete Haus WegWende mit der Betreuung psychisch behinderter Menschen“, blickt Jörn Hackbusch zurück. „Zunächst waren es 5 Bewohner aus dem Märkischen Institut für Rehabilitation in Plettenberg. Tage später kamen 8 weitere hinzu, die aus der Hans-Prinzhorn-Klinik in Hemer aufgenommen wurden.“ Vor 20 Jahren eröffnete Haus WegWende in Werdohl als „Wohnheim für psychisch behinderte Menschen“.

Der langjährige Kontakt mit Kliniken und das fehlende Wohnangebot im Südkreis für Menschen mit psychischen Erkrankungen ergaben bei der Trägerin, der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V., die Idee, Haus WegWende als Wohnheim zu konzipieren. 1997 wurde dafür das Gebäude im Haselweg umgebaut. Parallel dazu wurde eine Konzeption vorgelegt und die Personalfragen zügig geklärt. „Da der Bedarf an Wohnheimplätzen sehr hoch war - und immer noch ist - war es nicht überraschend, dass wir im Sommer 1998 mit 19 Bewohnerinnen und Bewohnern voll belegt waren“, unterstreicht der Leiter von Haus WegWende, der seit 2002 im Haus Wegwende tätig ist.

Seit 1963 befindet sich das Gebäude „Haus WegWende“ im Besitz der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen. Damals trug es schon den treffenden Namen „WegWende“. Es hat eine wechselvolle Geschichte erlebt: zunächst wurde es als Mütterkurheim für die Genesung von Frauen genutzt, ein Ort der Erholung und der gesundheitlichen Stabilisierung. Ab 1984 wurde es zum „Übergangswohnheim für psychisch kranke Menschen“ und damit die erste Einrichtung der Trägerin für Menschen mit psychischen Erkrankungen. 1987 kam das ambulant betreute Wohnen hinzu und zwei Jahre später eine Einrichtung, die Arbeit und Beschäftigung anbot. Heute befinden sich in Trägerschaft der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen das Wohnheim Haus WegWende, das Ambulant Betreute Wohnen Frauenhilfe und die Tagesstätte in Werdohl.

In der stationären Einrichtung wohnen heute 19 Menschen, die jüngste ist 29, die meisten im Alter von 40 bis 60 Jahren. In erster Linie wird den zumeist an Psychosen Erkrankten eine Versorgungsstruktur geboten mit kontinuierlicher Motivation und Unterstützung im alltäglichen Bedarf. Eine Außenwohngruppe bietet Platz für 7 weitere Personen. Von Beginn an war die Belegung stabil. „Sie wohnen in Einzelzimmern, werden versorgt durch die eigene Hauswirtschaft, erhalten medizinische Beratung und Begleitung, psycho-soziale Hilfen und alltagspraktische Unterstützungen“, listet der 43-Jährige die Angebote im Haus auf. Den Bewohnern - alle aus der Region des Märkischen Kreises - stehe ein breit gefächertes, hausinternes Therapieangebot zur Verfügung. Dazu zählen unter anderem Ergotherapie, Musik- und Bewegungstherapie, Kreativ- und kognitive Angebote.

„Die Menschen kommen oft am Ende eines langen Weges bei uns an", sagt Hackbusch. Zuvor seien sie beim Versuch, in ihrer eigenen Wohnung zu leben, immer wieder gescheitert und hätten viele Male ambulante und klinische Hilfen durchlaufen. „Gerade unsere Strukturen in ihrer Verlässlichkeit, ihrer Verbindlichkeit und Ritualisierung sind für viele eine ganz große Hilfe. Stationäre Hilfen bieten einen Schutzraum, verlässliche Ansprechpersonen 24 Stunden." Dabei sei der gewachsene gute Kontakt zu Nachbarn, zur Gemeinde und Kommune Werdohl und zur Bürgermeisterin Sylvia Vossloh hilfreich.

Auf Veränderungen in den letzten 20 Jahren angesprochen, macht Hackbusch deutlich, dass die Menschen älter als früher ins Haus kämen, mehr Sekundar-Erkrankungen vorliegen und ein erhöhter Bedarf an Anleitung und Motivation zu pflegerischen Aufgaben da sei. „Sie bleiben zumeist langfristig bei uns“, schildert der in Lüdenscheid wohnende Leiter, „mit der Möglichkeit, in unser stationäres Außenwohnen umzuziehen oder direkt in die ambulante Betreuung zu wechseln.“

Gesellschaftlich habe sich viel im Umgang mit psychischen Erkrankungen getan. Sie seien ein größeres Thema in der öffentlichen Wahrnehmung. Die Hemmschwelle, sich bei psychischen Problemen Hilfe zu holen, sei gesunken. „Gleichzeitig liegt der Schwerpunkt in der Öffentlichkeit für mich vielfach auf den Phänomenen Burnout, Borderline und Depression“, stellt Hackbusch fest. „Kaum jemand hat aber eine Vorstellung davon, was es „in der Praxis“ bedeutet, z.B. an einer Psychose zu leiden.“ Diese fehlende Vorstellung gäbe Raum für Fantasien und wahrscheinlich auch für Unsicherheiten im Umgang mit psychisch kranken Menschen.

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