Beratung von Prostituierten im
Münsterland nimmt zu

(März 2020)

Beratung von Prostituierten im Münsterland nimmt zu (März 2020)

Prostitution ist nicht nur ein Phänomen der Großstädte, sondern auch im ländlichen Bereich und kleineren Städten vertreten. Auch hier besteht das Recht auf den Zugang zu vorurteilsfreier, parteilicher Beratung. Die Zahlen der Beratungsstelle TAMAR MÜNSTERLAND aus dem Jahr 2019 sprechen eine deutliche Sprache: Im Rahmen der aufsuchenden Arbeit fanden 218 Erstkontakte zu Frauen an insgesamt 48 Prostitutionsorten statt. Seit Beginn des Projektes konnte TAMAR während der aufsuchenden Arbeit Kontakt zu 493 Prostituierten aufbauen.

Im Vergleich zum Anfangsjahr der Arbeit im Münsterland gab es im Jahr 2019 deutlich mehr Anfragen nach individueller Beratung und Begleitung. Das zeigt, wie wichtig der Vertrauensaufbau durch die aufsuchende Arbeit ist. Insgesamt wurden im Jahr 2019 59 Frauen aus dem Münsterland intensiv beraten und begleitet. Von den 59 begleiteten Frauen befinden sich 26 im Prozess einer beruflichen Neuorientierung oder haben die Tätigkeit als Sexarbeiterin bereits verlassen. 37 der 59 Frauen haben in Deutschland oder im Herkunftsland Kinder.

Dank einer Förderung durch die AKTION MENSCH kann seit April 2018 die Beratungsstelle TAMAR MÜNSTERLAND mit einem niederschwelligen Beratungsansatz, der mobilen aufsuchenden Beratung, ansetzen und trifft die in der Prostitution tätigen Menschen direkt vor Ort in den Prostitutionsbetrieben. Der Zuständigkeitsbereich von TAMAR umfasst die Kreise Borken, Coesfeld, Steinfurt und Warendorf sowie die Stadt Münster.

TAMAR MÜNSTERLAND setzt sich ein für das Recht der Prostituierten auf ein selbstbestimmtes, vorurteilsfreies Leben und Arbeiten in der Prostitution. TAMAR unterstützt Frauen bei der Entwicklung einer neuen Lebensperspektive außerhalb der Prostitution. Die individuellen Bedarfe der Klientinnen stehen im Mittelpunkt der Beratung und bilden die Grundlage für das gemeinsame Vorgehen. Landes- und bundesweite Netzwerkarbeit sowie kommunale und überregionale Kooperationen sind für die Beratungsstelle von hoher Bedeutung. Im Juni 2019 initiierte z.B. TAMAR den ersten „Runden Tisch Prostitution im Münsterland“ zum Thema „Auswirkungen des Prostituiertenschutzgesetzes“, an dem über 50 Vertreter*innen der unterschiedlichen Behörden, Institutionen und Initiativen beteiligt waren.

Finanziert wird die Beratungsstelle TAMAR im Münsterland durch eine Projektförderung von AKTION MENSCH bis April 2021, durch die Karl Heinz und Hannelore Bösken-Diebels-Stiftung, die Heidehof-Stiftung, Landesmittel zur zielgruppenspezifischen AIDS-Prävention sowie durch nicht unerhebliche Eigenmittel der Trägerin, der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen. Die Bezirksverbände Bocholt-Coesfeld, Münster, Steinfurt-Ahaus und Tecklenburg der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen unterstützen die Arbeit der Beratungsstelle ideell und finanziell und tragen zur Bekanntheit des neuen Beratungsangebots in der Region bei: Sie laden sie als Referentinnen zu Vorträgen ein, setzen sich für Kollekten für die Arbeit von TAMAR MÜNSTERLAND in ihren Kirchengemeinden und Kirchenkreisen ein und sammeln selbst Spenden für diese wichtige Arbeit.

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