(Juni 2021)
Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. ruft ihre Mitglieder sowie alle Bürgerinnen und Bürger auf, ihr Stimmrecht bei der diesjährigen Bundestagswahl am 26. September zu nutzen. Demokratie lebt von der Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger.
Die Errungenschaft, in ganz Deutschland an demokratischen Wahlen teilzunehmen, sollte jede und jeder wahrnehmen. Freie und geheime Wahlen, denen ein fairer, sachorientierter Wahlkampf vorausgeht, sind Ausdruck einer demokratischen Bürgergesellschaft.
Das Wahlrecht ist das fundamentale Recht auf Teilhabe an der politischen Willensbildung und zugleich die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen. Mit dem Gang ins Wahllokal oder durch die Beteiligung an der Briefwahl zeigen Bürgerinnen und Bürger, dass sie bereit sind, dieser Verantwortung gerecht zu werden. Eine niedrige Wahlbeteiligung begünstigt den Einzug extremer Parteien in den Bundestag und befördert die Spaltung der Gesellschaft.
Die Covid-19-Pandemie und deren Bekämpfung haben Folgen für alle Menschen. Doch die Situation ohnehin schon benachteiligter oder besonders verletzlicher Menschen hat sich zusätzlich verschärft. Fehlender Zugang zu Bildung für Kinder aus Familien in prekären Lebenssituationen, häusliche Gewalt, erhöhte Infektionsgefahr in beengten Unterkünften für Geflüchtete oder die gefährdete physische und psychische Gesundheit vor allem älterer und behinderter Menschen in Folge der Kontaktbeschränkungen sind nur einige Aspekte der menschenrechtlich höchst problematischen Folgen der Pandemie.
Die durch die Pandemie ausgelösten vielfältigen Krisen - im Gesundheitssystem, auf dem Arbeitsmarkt, in der Wirtschaft, bei der Bildung und Digitalisierung - betreffen Frauen in besonderem Maße. Sei es die ungleiche Verteilung von Sorgearbeit, die mangelnde Wertschätzung systemrelevanter Berufe, die ungleiche Verteilung von Finanzmitteln des Bundes zwischen Frauen und Männern, die mangelnde Repräsentanz von Frauen in Entscheidungsgremien oder das Thema häusliche Gewalt - alle Schieflagen in Sachen Gleichstellung, die es schon vor Corona gab, werden aktuell durch die Krise verstärkt.
Zu einer lange unterschätzten, fundamentalen Gefahr für die rechtsstaatliche Demokratie und Gesellschaft sind Rassismus, Hasskriminalität, Rechtsextremismus, Homo- und Transsexuellenfeindlichkeit, Antisemitismus, Antifeminismus und Diskriminierung von Menschen geworden.
Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen ist davon überzeugt, dass rechtsextreme und rechtspopulistische Parteien für Christ*innen nicht wählbar sind. Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit wie Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit oder Antifeminismus sind mit dem christlichen Glauben nicht vereinbar. Sie widersprechen der biblischen Botschaft von Gott dem Schöpfer aller Menschen; sie stehen im Widerspruch zum Versöhnungshandeln Jesu Christi und missachten die jüdischen Wurzeln des christlichen Glaubens.
Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen bittet alle Wahlberechtigten, Parteien zu wählen, die für Geschlechtergerechtigkeit und Vielfalt, für Respekt, Toleranz und Mitmenschlichkeit und für eine demokratische Gesellschaft eintreten, in der alle ohne Angst leben können. Es gilt, gemeinsam die politischen Kräfte zu stärken, die sich dafür einsetzen, dass Frauen und Männer die gleichen Chancen haben auf ein selbstbestimmtes und diskriminierungsfreies Leben in wirtschaftlicher Unabhängigkeit; Parteien zu wählen, die ein Familienverständnis haben, das Männern die Teilhabe an der Erziehung ihrer Kinder und der Pflege ihrer Eltern ermöglicht und die Verantwortung für Haus- und Familienarbeit nicht vorenthält; Parteien die Stimme zu geben, die sich für Gewaltfreiheit einsetzen und für einen Rechtsstaat, der Frauen und Kindern Schutz vor physischer und psychischer Gewalt garantiert.
Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. bittet alle Bürgerinnen und Bürger, alle Parteien und Gruppen, die Gesellschaft im Wahlkampf nicht zu spalten, sondern sachlich und fair miteinander umzugehen. Alle Versuche, um politischer Macht willen Vorurteile und Hass gegen einzelne Menschen oder Gruppen zu säen, sind zu verurteilen.
Alle Mitglieder der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen sind dazu aufgerufen, sich an den Wahlen zu beteiligen sowie ihre Familien und ihre Nachbarschaft zu motivieren, ihr Wahlrecht auszuüben. Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. bittet alle Bürgerinnen und Bürger, wählen zu gehen und mit ihrer Stimme diejenigen Parteien und Kandidatinnen und Kandidaten zu stärken, die für die Menschenrechte und die freiheitliche demokratische Grundordnung eintreten.