Frauenberatung in Zeiten von Corona

(Dezember 2021)

Frauenberatung in Zeiten von Corona (Dezember 2021)

„Durch Corona wurde die Situation für Frauen, die von Gewalt betroffen sind, oft noch gefährlicher und belastender und der Weg zu den Unterstützungsangeboten deutlich erschwert.“ Lena Sauerland und Barbara Batzik wissen, wovon sie reden. Sie sind als Beraterinnen in der Allgemeinen Frauenberatungsstelle im Kreis Soest tätig, die seit Dezember 2020 eine notwendige Ergänzung im Netz der Hilfen darstellt.

„Wir haben neben der telefonischen Beratung auch in Lockdownzeiten jeder Zeit persönliche Beratungsgespräche anbieten können“, erläutert Sauerland. „170 Frauen konnten wir persönlich in vertraulichen Einzelgesprächen beraten, sie bei Anträgen unterstützen oder zu Vernehmungen, Arztterminen oder Gerichtsverhandlungen begleiten“, erzählt Batzik. Ein großes Thema seien Scham- und Schuldgefühle, Gewalterfahrungen, aber auch Einsamkeit und Zukunftsängste in Coronazeiten oder andere psychische Schwierigkeiten. Manchmal reiche eine Einmalberatung, um mit einem neuen Impuls eine persönliche Entscheidung zu treffen. In anderen Situationen werden die Frauen über einen längeren Zeitraum begleitet. Es werde dabei immer wieder deutlich, wie langwierig, schwer und belastend der Weg heraus aus einer Gewaltbeziehung sei. Die Folgen der (psychischen) Gewalt sind häufig jahrelang, manchmal auch ein ganzes Leben und manchmal auch in den Nachfolge-Generationen sichtbar. Es sei daher nicht verwunderlich, dass sich auch Frauen an die Beratungsstelle wenden, bei denen die Gewalterfahrung schon Jahre zurück liegt.

Die Beratungen finden in den Räumen der Beratungsstelle am Markt 12 in Soest statt. Ein stundenweises Beratungsangebot in anderen Gemeinden im Kreisgebiet wurde in Zusammenarbeit mit den örtlichen Gleichstellungsstellen in Lippstadt und in Warstein nach und nach aufgebaut. „Insgesamt kommen die Frauen, die das Angebot nutzen, eher aus den Städten im Kreis Soest als aus den ländlichen Gemeinden“, stellt Barbara Batzik fest: „Gemeinsam mit den Gleichstellungsstellen und anderen werden wir daran mitwirken, Aufklärungsarbeit zu leisten und gegen Stigmatisierung anzugehen.“ Eine Verbesserung der Versorgungslage in der Breite - besonders in ländlichen Regionen wie dem Kreis Soest - sei unbedingt notwendig. „Netzwerke müssen erweitert und Zusammenarbeit optimiert und intensiviert werden.“

In der Beratung ist vor allem die Zahl der betroffenen Frauen von sexualisierter Gewalt auffällig. Der Bedarf mache deutlich, dass Angebote in diesem Bereich noch ausgebaut werden müssen. In Zusammenarbeit mit der Frauenberatungsstelle wird die Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen des Kreises (KISS) ab Dezember eine Selbsthilfegruppe für Frauen anbieten, die sexualisierte Gewalt erlebt haben. „Es braucht dringend ein Angebot der vertraulichen Spurensicherung für den Kreis Soest, damit Frauen und Mädchen die Möglichkeit haben, Spuren nach einer solchen Tat sichern zu lassen und sich auch nach Jahren noch für eine Anzeige entscheiden zu können“, ist sich Lena Sauerland sicher.

Die Allgemeine Frauenberatungsstelle im Kreis Soest füllt mit ihren niedrigschwelligen und sozialraumnahen Hilfe- und Beratungsangeboten eine bestehende Lücke. Sie arbeitet eng mit dem Frauenhaus Soest zusammen. Die Beratungsstelle ist in Trägerschaft der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen.

Weitere Informationen

Weitere Informationen unter www.frauenberatung-soest.de

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