11 Jahre Prostituiertenberatung in OWL

(August 2022)

11 Jahre Prostituiertenberatung in OWL (August 2022)

„Es ist es auch in Zukunft notwendig, deutlich zu machen, dass nicht alle Frauen in der Prostitution unter Zwang arbeiten oder Opfer sind. Viele Prostituierte arbeiten selbstbestimmt und benötigen Rechtssicherheit, aber keine Bevormundung“, erklärt Pfarrerin Birgit Reiche. Die heutige Leitende Pfarrerin der Evangelische Frauenhilfe in Westfalen (EFHiW) leitet seit 2011 die Prostituiertenberatungsstelle THEODORA. Diese ist zuständig für die Region Ostwestfalen-Lippe (OWL). Zum Einzugsbereich gehören die Kreise Gütersloh, Herford, Höxter, Lippe, Minden-Lübbecke und Paderborn sowie die kreisfreie Stadt Bielefeld.

Die Menschenwürde aller zu achten und sie nicht zur Projektionsfläche für eigene Interessen zu machen, bleibe auch in Zukunft eine wichtige Aufgabe, unterstrich die Pfarrerin. „Ein Verbot der Prostitution verhindert aus unserer Sicht weder Menschenhandel noch Prostitution, sondern führt zu einer Verschiebung der Prostitution in die Illegalität.“

In der 2011 eröffneten Beratungsstelle THEODORA beraten drei Mitarbeiterinnen Frauen in der Region OWL, die in Clubs, Bars, Appartements oder Wohnwagen sexuelle Dienstleistungen anbieten. Neben der Möglichkeit zum Ausstieg unterstützen sie die Prostituierten auch bei Problemen mit Partnern und Kindern, bei Suchtmittelabhängigkeit, Schuldenregulierung sowie Behördengängen oder einer Wohnungssuche.

Zwischenbilanz nach 11 Jahren

„In den letzten 11 Jahren haben unser Beratungsangebot fast 1.200 Prostituierte wahrgenommen“, führt eine der drei Beraterinnen von THEODORA aus. „Sie wurden intensiv psychosozial und rechtlich beraten und begleitet.“ In den bordellähnlichen Betrieben und Wohnungen nahmen die Mitarbeiterinnen in OWL dabei Kontakt zu mehr als 3.300 Prostituierten auf.

„Ohne die aufsuchende Arbeit wird die Zielgruppe mit Informationen und Hilfeangeboten nicht erreicht, weil viele Frauen aufgrund der geringen Sprachkenntnisse und dem fehlenden Wissen über das deutsche Sozialsystem gar nicht in der Lage sind, aktiv nach einem passgenauen Beratungsangebot zu suchen“, so die Beraterinnen.

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