Gegen Stigmatisierung und Diskriminierung von Prostituierten

(Juni 2022)

Gegen Stigmatisierung und Diskriminierung von Prostituierten (Juni 2022)

Gegen Stigmatisierung und Diskriminierung von Prostituierten (Juni 2022)

Jolanta Schmidt und Sabine Reeh gratulieren zum Internationalen Hurentag.

Gegen Stigmatisierung und Diskriminierung von Prostituierten (Juni 2022)

Die Beratungsstelle THEODORA hat Blumen bei der aufsuchenden Arbeit am 2. Juni dabei.

„Noch heute ist Sexarbeit ein stark tabuisiertes Feld trotz liberalisierter Gesetze. Stigmatisierung und Diskriminierung von Sexarbeiter*innen ist Teil gesellschaftlicher Diskurse zu Sexarbeit“, teilt Pfarrerin Birgit Reiche, Geschäftsführerin der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen, mit. Der Frauenverband hat die Trägerverantwortung für die zwei Prostituierten- und Ausstiegsberatungen THEODORA und TAMAR, die in Ostwestfalen-Lippe, in den Kreisen Olpe, Soest und Siegen-Wittgenstein sowie in Borken, Coesfeld und Steinfurt tätig sind.

Für Gleichwertigkeit und Gleichbehandlung

Kein Gewerbe sei so umstritten, wie das der Prostitution, weiß Reiche. Am 2. Juni wird deshalb der Welthurentag zum 47. Mal gefeiert, um der Stigmatisierung entgegenzuwirken. Der Tag soll an den Protest von mehr als 100 Frauen erinnern, die am 2. Juni 1975 in Lyon eine Kirche besetzten, um gegen die Vertreibung von Prostituierten aus der Öffentlichkeit zu demonstrieren. Es ist ein internationaler Gedenktag gegen die Diskriminierung von Prostituierten.

Daher suchen am 02. Juni die Mitarbeiterinnen der Beratungsstellen möglichst viele in Clubs, Bars, Appartements, Wohnungen, Wohnwagen und Kneipen auf, führen Gespräche und verteilen Blumen, ihre Visitenkarten und Flyer. „Es ist ein besonderer Tag, den wir besonders begehen wollen – und zwar mit den Prostituierten“, stellen die Beraterinnen von TAMAR und THEODORA heraus. „Die Beratungsstellen sind häufig die einzigen Räume, in denen ihre gesellschaftlich tabuisierte Tätigkeit akzeptiert wird.“

Den Klient*innen zu helfen, ein gesundes, selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Leben in Sicherheit zu führen, ist das Ziel der Sozialarbeit. Dazu ist auch die Beendigung von Diskriminierung und Kriminalisierung der Prostituierten nötig. „Gleichwertigkeit und Gleichbehandlung lauten die Forderungen, die trotz vieler Gesetzesänderungen noch nicht verwirklicht sind. Das war besonders an den Corona-Maßnahmen für diese Berufsgruppe zu bemerken“, fasst Reiche die aktuelle Situation zusammen.

Als größte Vertretung für Sexarbeitende in Deutschland fordert der „Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen e.V.“ die Einrichtung von und das Mitspracherecht bei einem runden Tisch Sexarbeit auf Bundesebene. Der diesjährige Hurentag steht deshalb unter dem Motto “Redet mit statt über uns”; mit dem Social Media Hashtag #redetMITstattÜBERuns.

Hintergrund zum Internationalen Hurentag

Sexarbeit oder Prostitution bezeichnet die Vornahme sexueller Handlungen gegen Entgelt. Prostitution ist in praktisch jeder Kultur zu finden. Die gesellschaftliche Bewertung der Prostitution ist von kulturellen, ethischen und religiösen Werten abhängig und unterliegt einem starken Wandel.

Der Welthurentag ist ein inoffizieller Gedenktag, der von den Sexworkern und deren Organisationen begründet und ausgerufen wurde. Er erinnert an die Diskriminierung von Prostituierten und deren oftmals ausbeuterische Lebens- und Arbeitsbedingungen.

Anfang der 1970er setzten Strafverfolgungsbehörden Prostituierte in Frankreich zunehmend unter Druck. Die polizeilichen Repressalien zwangen die Frauen, zunehmend im Verborgenen zu arbeiten. Dadurch entfiel deren Schutz durch die Öffentlichkeit und dies führte zu vermehrten Gewalttaten gegen sie. Nach zwei Morden und der fehlenden Bereitschaft der Regierung, die Situation der Prostituierten zu verbessern, besetzten am 02. Juni 1975 etwa 100 Frauen die Kirche Saint-Nizier in Lyon. Sie waren dorthin vor der Polizei geflüchtet. Acht Tage später räumte eine Hundertschaft der Polizei die Kirche auf brutalste Art und Weise. Politische Verantwortliche waren zu keinerlei Gesprächen bereit.

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