Im Austausch mit der Politik

(März 2023)

Im Austausch mit der Politik (März 2023)

Lisa Dockhorn, Pfarrerin Birgit Reiche und Stefan Schwartze (v.l.) im regen Austausch über Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung in OWL.
Foto: EFHiW

Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung war Thema am diesjährigen Internationalen Frauentag von Bundestagsabgeordneten Stefan Schwartze und seinem Mitarbeiter Karsten Dogar (beide SPD) in der Fachberatungsstelle NADESCHDA. Informationen zur Arbeit und insbesondere über das so genannte Empowerment-Projekt führten zu regem Austausch mit der Beraterin Lisa Dockhorn und Pfarrerin Birgit Reiche, Leiterin der Beratungsstelle.

Die Frauenberatungsstelle für Betroffene von Menschenhandel, NADESCHDA, hat ihren Sitz in Herford und ist für den Raum Ostwestfalen-Lippe zuständig. Die Fachberatungsstelle der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. sorgt für eine engmaschige psychosoziale Beratung, Begleitung und - nach Bedarf - für eine geschützte Unterbringung der gefährdeten Frauen.

Seit 2016 beteiligt sich die Beratungsstelle NADESCHDA an dem Projekt „Flüchtlingsberatung für Frauen, die von Menschenhandel betroffen sind“, später umbenannt in „Empowerment für geflüchtete Frauen“. Dieses wird aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration gefördert und durch die Diakonie Deutschland koordiniert. Das Empowerment-Projekt wird bis 2024 auf Grund einer Weiterfinanzierung fortgeführt.

Im Rahmen des Projektes konnte NADESCHDA in den vergangenen Jahren die psychosoziale Beratung und Begleitung erweitern. So konnte die Beratung und Begleitung in Geflüchteten-Unterkunft, die Schulung von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen im Kontext der Geflüchtetenhilfe, psychologische Beratung und Krisenintervention, das Projekt Alltagslotsinnen, Computerschulungen sowie Sensibilisierungs-Workshops aufgebaut werden.

Die hinzugenommenen Arbeitsbereiche waren Gegenstand eines regen Austausches zwischen Stefan Schwartze, Karsten Dogar, Birgit Reiche und Lisa Dockhorn. Schwartze, der nicht nur durch seine Arbeit im Bundestag im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (FSFJ) die Arbeit von NADESCHDA seit Jahren politisch unterstützt, sieht die Notwendigkeit der fortgesetzten Förderung: „Das Projekt richtet sich in erster Linie an Frauen, die vom Menschenhandel betroffen oder akut bedroht sind. Für viele Betroffene ist NADESCHDA ein Weg, die Gefahr zu verlassen, psychologische Hilfe zu bekommen und eine dauerhafte Perspektive für ihren sicheren Alltag zu finden. Danke Birgit Reiche, Lisa Dockhorn und ihrem Team für dieses unermüdliche Engagement!“, so Schwartze.

Weitere Informationen unter www.nadeschda-owl.de

Hintergrundinformationen:

Beratung und Begleitung in Geflüchteten-Unterkunft
Seit 2016 bietet NADESCHDA eine wöchentliche Sprechstunde in einer Erstaufnahmeeinrichtung in Bielefeld an. Durch das niederschwellige Beratungsangebot für alle Bewohnerinnen der Einrichtungen können mögliche Betroffene von Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung identifiziert und nach Bedarf und Wunsch in die Beratung aufgenommen werden.

Schulung von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen im Kontext der Geflüchtetenhilfe
NADESCHDA entwickelte ein Konzept zur Schulung von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden, die im Regierungsbezirk Detmold in der Flüchtlingsarbeit tätig sind und/oder Schnittstellen mit Betroffene von Menschenhandel haben, und führt diese auch durch. Zu den Schnittstellen gehören z.B. Strafverfolgungsbehörden und Dolmetscher*innen. Im Zuge der Pandemie konnte das Konzept um ein digitales Format erweitert werden, sodass auch bundesweite Seminare zum Thema „Flucht und Menschenhandel“ durchgeführt werden.

Psychologische Beratung und Krisenintervention
Viele der Frauen, die mit der Zwangsprostitution traumatisierende Erfahrungen machen mussten, leiden langwierig unter Schlafstörungen, körperlichen Beschwerden, starken Stimmungsschwankungen, Angstattacken und depressiven Phasen. Durch eine erfahrene Psychologin werden nach Wunsch der Klientinnen psychologische Beratungen in deutscher, englischer und französischer Sprache durchgeführt. Diese tragen zur Stabilisierung und zum Aufbau eines Vertrauensverhältnisses bei. Die psychologischen Gespräche können auch die Wartezeit bis zu einer notwendigen Traumatherapie bei niedergelassenen Psychotherapeuten helfen zu überbrücken.

Alltagslotsinnen
NADESCHDA konnte insgesamt 11 ehemalige Klientinnen zu so genannten Alltagslotsinnen ausbilden. Diese unterstützen aktuelle Klientinnen der Beratungsstelle im Sinne des Peer-to-Peer Konzeptes im Alltag niederschwellig und muttersprachlich. Sie begleiten zum Beispiel zu Ärzten, unterstützen bei der Orientierung im neuen Wohnort, oder helfen bei der Freizeitgestaltung der Klientinnen und deren Kindern. Für ihre Arbeit bekommen die Alltagslotsinnen eine Aufwandsentschädigung. Sowohl die Klientinnen als auch die Alltagslotsinnen berichten sehr positiv über die Umsetzung des Konzeptes.

Computerschulungen
Die Corona-Pandemie hat die Digitalisierung in der Gesellschaft beschleunigt. Das stellte viele Klientinnen vor Herausforderungen. Daher bieten die Beraterinnen von NADESCHDA seit 2022 auf die Klientinnen angepasste Computerschulungen an, um die Frauen für eine adäquate Teilhabe an der Gesellschaft zu befähigen und auszubilden. In den Computer-Schulungen werden zielgruppenorientierte Themen behandelt und trainiert.
Sensibilisierungs-Workshops
Viele der Klientinnen kommen aus Ländern, in denen z.B. der weibliche Körper und Sexualität Tabuthemen sind. Viele der Frauen sind genitalverstümmelt oder sollen erneut beschnitten werden. Auslöser für die Konzipierung von Aufklärungs- und Sensibilisierungs-Workshops war die Tatsache, dass NADESCHDA organisiert zu verschiedenen Themen Workshops, die solcher Tabuthemen ansprechen und einen sicheren Raum zum Austausch bieten.

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