Zur aktiven Gewaltprävention gehört Wissen

(März 2023)

Zur aktiven Gewaltprävention gehört Wissen (März 2023)

Erst seit einem guten Jahr trauen sich namhafte Schulbuchverlage an eine realistische und vor allem vollständige Abbildung und Benennung der weiblichen Geschlechtsorgane. Anfang März wurde im „LiebesLeben_Museum“ in Soest die Ausstellung zum Thema „Körper 1“, in dem es um weibliche Anatomie geht, eröffnet.
Das Projekt ist eine Kooperation mit der Frauenberatung Soest und will Impulse für einen gesellschaftlichen Diskurs über weibliche Sexualität liefern und gleichzeitig einen wertvollen Beitrag zur Prävention leisten. Mehr als 50 Gäste kamen neugierig, erwartungsvoll und vielleicht auch skeptisch.

Lena Sauerland von der Frauenberatung Soest machte in ihrem Grußwort deutlich, wie wichtig es ist, Vulva, Vulvalippen oder Klitoris beim Namen zu nennen und einen pädagogisch begleiteten, alters- und entwicklungsstandgerechten Zugang zu schaffen. Sie berichtete von Studien, die belegen, dass sexualisierte Gewalt an Kindern oft nicht aufgeklärt werden kann, weil Kinder keine Sprache finden dafür, was passiert ist, ihre Geschlechtsteile oder die des Täters oder der Täterin nicht benennen können. „Jede dritte Frau in Deutschland ist mindestens einmal in ihrem Leben von körperlicher und/oder sexualisierter Gewalt betroffen. Da ist die psychische Gewalt noch nicht berücksichtigt“, zitierte die Beraterin die Statistik. Das Erlebte werde im Nachgang oft mit Scham, mit Schuldgefühlen, mit Selbstekel verknüpft.

Patriarchale Diktate von Schönheits- und Jugendidealen machen auch vor Geschlechtsorganen nicht Halt. Dabei gehe es darum, die Vielfalt zu erkennen, den eigenen Körper zu sehen und die „Normalität“ und Natürlichkeit zu akzeptieren, so Sauerland. Den neuen Raum im Museum sieht sie als wichtigen Beitrag und notwendigen Schritt, Diskurse anzustoßen und damit nachhaltig Strukturen zu verändern, die Gewalt erst möglich machen.

„Die Klitoris aus kulturwissenschaftliche Perspektive“ – so lautete der Titel des Gastvortrags von Louisa Lorenz. Die Darstellung der Klitoris in Bio-Büchern sind teilweise komplett ausgespart, erklärt sie. Die Kulturwissenschaftlerin hat sich auf die Geschlechterforschung spezialisiert und bietet Workshops zu den Themen Sexualität und Gesellschaft an. In Workshop „Clit Night“ und Gastvortrag zur Eröffnung räumte sie mit vorherrschenden Mythen rund um das Organ auf.

Der Raum „Körper 1“ wurde auch von Stadt und Kreis Soest gefördert. Die Umsetzung ist in ehrenamtlicher Arbeit entstanden. Die Künstlerin Isabel Zimbal gestaltete ein Klitoris-Exponat und Illustrationen. Das „LiebesLeben-Museum“ ist mittwochs und freitags von 15 bis 18 Uhr geöffnet.

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