(Juli 2024)
Birgit Reiche und Minister Laumann nahmen das für ein Frauenhaus in Frage kommende Gebäude näher in Augenschein.
Beim Rundgang mit Landwirt Tobias Weishaupt (v.l.) konnten Nadine Somer, Minister Laumann, Kerstin Stich, Birgit Reiche, Barbara Lützenbürger, Sabine Kelm-Schmidt, Werner Günther und Frank Hasenberg kurzzeitig anderes in den Fokus ihres Gespräches stellen.
Fotos: Bernd Henkel
Es war heiß an diesem Julitag und trotzdem waren alle gekommen: Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, Landtagsabgeordnete Kirsten Stich, die Stellvertretende Landrätin Sabine Kelm-Schmidt, die Vorsitzende des Sozialausschusses im EN-Kreis und Mitglied in der Landschaftsversammlung LWL Barbara Lützenbürger sowie der Bürgermeister der Stadt Wetter (Ruhr) Frank Hasenberg.
Sie ließen sich von Pfarrerin Birgit Reiche, Geschäftsführung der Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e. V., und Gesamtleitung des FRAUENHEIM WENGERN Nadine Somer ein spannendes Projekt vorstellen: die Errichtung eines Schutzhauses für Frauen mit psychischen und geistigen Behinderungen, die von Gewalt betroffen sind. Das Gebäude, welches für das Frauenhaus umgebaut werden soll, wurde anschließend - nach einem Rundgang auf dem Gelände des FRAUENHEIM -besichtigt. Am Schluss war klar, dass bei weiteren Fördermittelgebern angefragt und Anträge gestellt werden müssen, um zu prüfen, ob und wie das Frauenhaus künftig finanziert werden könnte.
Birgit Reiche stellte zunächst vor, warum dieses Projekt so wichtig ist. „Frauen mit Beeinträchtigungen sind häufiger Betroffene von häuslicher Gewalt und sexualisierter Gewalt“, erklärte sie. „46 % der Frauen im ambulanten Bereich haben Gewalterfahrungen,“ unterstrich Nadine Somer. Herkömmliche Frauenhäuser sind für diese Zielgruppe aufgrund ihrer Konzeption, der Fachlichkeit der Mitarbeitenden und der personellen Ausstattung in der Regel nicht barrierefrei. Bis durch gesetzliche Vorgaben und staatliche Refinanzierung alle Frauenhäuser für alle Frauen* barrierefrei sind, werden auf die Zielgruppe der Frauen* mit geistigen und psychischen Behinderungen dringend spezialisierte Hilfeangebote benötigt. In Deutschland lebten 2021 rund 5,1 Millionen Frauen und Mädchen mit Behinderungen. Dies entspricht etwa 15 Prozent der weiblichen Bevölkerung.
Die Frauenhilfe plane ein Frauenhaus auf dem Gelände „Am Böllberg“ in der Charlottenhöhe, schilderte Reiche weiter. Das Leistungsangebot umfasst als Akut-Einrichtung ein Frauenhaus mit Kapazität für bis zu acht Frauen*, davon zwei Frauen* mit einem oder mehreren Kindern. Frauen mit Kindern können über die Akuthilfe hinaus im Frauenhaus Charlottenhöhe nicht begleitet werden. Für sie muss zeitnah nach einer anderen adäquaten Unterstützungsmöglichkeit gesucht werden.
Einen Stabilisierungsort kann Frauen ohne Kinder im Anschluss an die Akutaufnahme im Frauenhaus angeboten werden. Es ist ein weiteres Wohn- und Begleitungsangebot zur Stabilisierung nach erfahrener Traumatisierung durch häusliche Gewalt. Hierzu müssen sie in das erste OG umziehen. Es ist ein Wohnangebot für bis zu acht Frauen* für eine weitere Stabilisierungsphase.
Nach mehr als einer Stunde Gespräch erklärte Minister Laumann, er habe in seinem Inklusions-Ministerium dafür keine Mittel und riet: „Zunächst muss eine Förderungszusage aus dem Frauenministerium kommen. Dann muss der LWL einsteigen und auf Dauer müsse es eine Mischfinanzierung aus LWL, Europäischen Sozialfonds, der Stiftung Wohlfahrtspflege und der LWL Sozialstiftung geben.“ Birgit Reiche hatte zuvor deutlich gemacht „Ich trete hier nicht an, um mit Fördermitteln die ersten drei Jahre zu überstehen, um dann das Projekt aufgeben zu müssen, da es nicht finanziert werden kann.“