(Oktober 2024)
Anlässlich des runden Geburtstags der Prostituierten-Beratung TAMAR erinnerte Nathalie Eleyth von der Ruhr-Universität Bochum: „Wir dürfen nicht so tun, als sei Gewalt ein Charakteristikum der Sexarbeit.“
Die Mitarbeiterinnen von TAMAR beraten seit zehn Jahren Sexarbeiterinnen in Teilen Südwestfalens, später auch in Teilen des Münsterlandes. Anlässlich dieser vollen zehn Jahre begrüßte die Trägerin, die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. (EFHiW), über 50 Gäste zum Fachtag am 01. Oktober. In diesem feierlichen Rahmen hielten drei Expertinnen aufschlussreiche Vorträge.
Maia Ceres, Sexarbeiterin und Mitglied im Berufsverband für erotische und sexuelle Dienstleistungen, äußerte sich besorgt zur bundesweit kontrovers debattierten Einführung eines Sexkaufverbots: „Es bringt uns in Lebensgefahr, egal, ob wir privilegiert sind oder bereits unter prekären Bedingungen arbeiten.“ Sabine Saatmann, Abteilungsleiterin Ordnungsangelegenheiten im Kreis Soest, berichtete über die Erfahrungen mit Sexarbeit über das Kreisordnungsamt hinaus: „Wir machen keinen Hehl daraus, dass wir Teil eines Netzwerks sind – mit unterschiedlichen Perspektiven.“ Mit „Menschenwürde in der Sexarbeit?!“ überschrieb Nathalie Eleyth von der Ruhr-Universität Bochum ihren Vortrag. „Menschenwürde bedeutet in der heutigen Zeit, die Fähigkeit zur Selbstbestimmung von Menschen anzuerkennen“, stellte Eleyth klar.
Auch die EFHiW plädierte für einen sachlichen Diskurs über Sexarbeit und ihre Legitimität. „Ein Verbot der Prostitution verschiebt diese in die Illegalität. Die Frauen sind dann Gewalt und Ausbeutung schutzlos ausgeliefert und verlieren die Möglichkeit, sozial- und krankenversichert zu sein“, betonte Anne Heckel, theologische Referentin und Geschäftsfeldleitung der Anti-Gewalt-Arbeit der EFHiW.
Mit einem prickelnden Getränk wurde schließlich angestoßen – auf zehn Jahre TAMAR und auf zehn Jahre Selbstbestimmung für Frauen in der Sexarbeit.
Über 3.150 Frauen erreichte TAMAR in der Region Südwestfalen seit der Gründung in 2014. Die Themen der Frauen waren und sind sehr vielfältig: Da geht es mal um Unterstützung bei Behördengängen, mal um die Beratung bei der Entwicklung einer anderen Berufsperspektive oder auch um akute Krisen.