Beratung für Sexarbeitende in Südwestfalen und Hamm

(März 2025)

Beratung für Sexarbeitende in Südwestfalen und Hamm (März 2025)

Im September stand der TAMAR-Beratungsbus vor der Fachhochschule der Polizei in Dortmund – denn auch die Vernetzung mit Behörden gehört zum bunten Blumenstrauß der Aufgaben von TAMAR.
Foto: EFHiW

Individuelle Beratung und Begleitung der Menschen in der Sexarbeit ist ein zentraler Schwerpunkt der Arbeit von TAMAR. Dabei stehen die Anliegen und Wünsche der Klientinnen im Mittelpunkt. Fragen zur gesundheitlichen Versorgung und Krankenversicherung, rund um die Sicherung des Lebensunterhalts und die Kinderversorgung beschäftigen viele Sexarbeiterinnen. Auch Unterstützung bei akuten Krisen, Begleitung bei Behördengängen, oder Beratung zur Besteuerung der Prostitutionstätigkeit sind gefragt.

„Als Beratungsstelle im ländlichen Raum sind für uns verschiedene Zugangswege wichtig: Wir beraten persönlich, aber auch am Telefon“, erläutert Beraterin Sabine Reeh-Bender. Der Fokus liegt dabei auch auf der mobilen aufsuchenden Arbeit, die einen direkten Zugang zu den Sexarbeitenden ermöglicht. "Unsere Erfahrung zeigt, dass Vertrauen der Schlüssel ist. Erst wenn wir vor Ort präsent sind, können wir gezielt helfen", betont Beraterin Jolanta Schmidt. Im Jahr 2024 wurden 327 Sexarbeitende an 42 Prostitutionsorten durch die aufsuchende Arbeit erreicht, davon waren 205 neue Kontakte. 198 Klientinnen wurden intensiv beraten, 32 Frauen befinden sich im Ausstiegsprozess. Die Beraterinnen stellen fest: "Die Nachfrage nach Beratung steigt. Besonders Fragen zur gesundheitlichen Versorgung, Besteuerung und rechtlichen Sicherheit stehen im Mittelpunkt.“

Neben der vielen Arbeit wurde auch ein besonderes Ereignis gefeiert: Zum 10-jährigen Bestehen von TAMAR Südwestfalen begrüßte die Trägerin, die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V. (EFHiW), über 50 Gäste zur Geburtstagsfeier am 01. Oktober. Nach zahlreichen Glückwünschen folgte ein Fachtag, bei dem Expert*innen aus Forschung, Verwaltung und der Sexarbeits-Community über die Herausforderungen und Perspektiven der Branche diskutierten. In diesem Rahmen wurde auch die große Bedeutung der intensiven Vernetzung mit landes- und bundesweiten Kooperations- und Netzwerkpartner*innen deutlich – beispielsweise mit der Initiative Respekt und Schutz für Sexarbeitende oder vor Ort mit Ordnungs- und Gesundheitsämtern.

Zumindest vorläufig sichert die finanzielle Unterstützung durch die Kreise Siegen-Wittgenstein, Olpe, Soest sowie die Stadt Hamm die Zukunft der Beratungsstelle. 10 % der Kosten sind durch die Förderung nicht gedeckt und müssen durch die Trägerin der Beratungsstelle, die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen (EFHiW), aufgebracht werden. Die aktuelle Landesregierung hat im Koalitionsvertrag die Stärkung von Beratungsangeboten für Sexarbeitende im ländlichen Raum als Priorität festgelegt. Dies könnte langfristig zu einer anteiligen Landesförderung führen, die die Arbeit von TAMAR Südwestfalen auf ein stabileres Fundament stellen würde. "Wir setzen darauf, dass die Politik die Bedürfnisse der Menschen in der Sexarbeit ernst nimmt und strukturelle Unterstützung ausbaut", hofft Sabine Reeh-Bender.

 

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