(Oktober 2025)
Das Organisationsteam freute sich über die gelungene Veranstaltung (von links): Laura Westhues von der Caritasberatungsstelle in Werl, Inga Holt von der Schwangerenberatung Kreis Soest, Silke Kluthe von der kath. Ehe-, Familien- und Lebensberatung, Barbara Batzik und Larissa Braun von der Frauenberatung Soest, Maike Schöne vom Frauenhaus Soest, Alexa Krause, Suchtprävention Kreis Soest, und Britta Thulfaut, Koordination Schulsozialarbeit Kreis Soest.
Foto: Petra Welz
Wie können Frauen und Kinder besser geschützt werden, wenn häusliche Gewalt eskaliert? Diese zentrale Frage stand im Mittelpunkt der diesjährigen Zukunftswerkstatt der Kreiskooperationsrunde „Häusliche Gewalt und Kinderschutz“ im Kreis Soest. Rund 30 Fachkräfte aus Justiz, Beratung, Jugendhilfe, Gesundheitswesen und Verwaltung kamen zusammen, um unter dem Titel „Interdisziplinäre Zusammenarbeit im Kreis Soest im Umgang mit häuslicher Gewalt im Hochrisikobereich“ gemeinsam Lösungen zu erarbeiten.
Organisiert wurde die Veranstaltung von der Arbeitsgruppe Aktionswoche innerhalb der Kreiskooperationsrunde – anlässlich der bevorstehenden Aktionswoche zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November sowie aktueller Femizide im Kreisgebiet. Moderiert wurde die Zukunftswerkstatt von Petra Welz von der Unternehmensberatung Geld & Rosen aus Düsseldorf.
Ziel war es, die Zusammenarbeit der beteiligten Institutionen bei sogenannten Hochrisikofällen häuslicher Gewalt – also Fällen mit konkreter Lebensgefahr – weiter zu verbessern. „Wir erleben in der Praxis, dass eine enge Kooperation zwischen Polizei, Jugendhilfe, Beratungsstellen und Justiz Leben retten kann“, betonte Barbara Batzik von der Frauenberatungsstelle Soest in ihrem Vortrag. Sie stellte unter dem Titel „Von der Risikoerkennung zur Intervention“ die Perspektive der Frauenberatung dar und machte deutlich, dass Hochrisikomanagement ein dringendes Handlungsfeld sei.
Auch Andreas Derks vom Polizeipräsidium Bochum unterstrich die Bedeutung frühzeitiger Einschätzung und Intervention. In seinem Beitrag zur polizeilichen Risikobewertung sagte er: „Der statistisch gefährlichste Mensch ist der männliche Partner.“ Er rief dazu auf, Gewalt nicht zu ignorieren und appellierte: „Männer, setzt ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen!“
Sabrina Rees von der Frauenberatungsstelle Oberhausen stellte die Einführung und Umsetzung von Fallbesprechungen in Hochrisikofällen vor. Sie machte deutlich, wie wichtig strukturierte Verfahren sind, um gefährdete Frauen und Kinder rechtzeitig zu schützen. Ihre Aussage „Hierzulande erhöht die Eheschließung die Wahrscheinlichkeit, ermordet zu werden“ sorgte für nachdenkliche Momente. Laut Bundeskriminalamt wurden allein im Jahr 2024 in Deutschland 360 Frauen und Mädchen getötet – 155 davon durch ihren (Ex-)Partner.
Am Nachmittag arbeiteten die Teilnehmenden in Workshops an einem konkreten Fallbeispiel. Dabei wurde deutlich, wie wichtig klare Zuständigkeiten, abgestimmte Abläufe und ein transparenter Informationsaustausch sind. Gleichzeitig zeigten sich Herausforderungen: Unterschiedliche organisatorische Strukturen, Datenschutzvorgaben und gesetzliche Rahmenbedingungen erschweren oft die Zusammenarbeit.
Die Arbeitsgruppe Zukunftswerkstatt wird die Ergebnisse des Tages nun auswerten und gemeinsam mit der Steuerungsgruppe der Kreiskooperationsrunde die nächsten Schritte zum Hochrisikomanagement im Kreis Soest abstimmen.
FRAUENBERATUNG SOEST und FRAUENHAUS SOEST setzen sich täglich für den Schutz und die Unterstützung von gewaltbetroffenen Frauen und Kindern ein. Die Erkenntnisse aus der Zukunftswerkstatt bestärken die Mitarbeitenden und die Trägerin, die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen, darin, weiterhin konsequent für sichere Strukturen und verlässliche Netzwerke einzutreten.