Dokumentation

Verabschiedung von Angelika Weigt-Blätgen aus dem Amt der Leitenden Pfarrerin der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. | 01.05.2021

Dr. Irmgard Schwätzer
© epd-bild/Jürgen Blume

Grußwort
Dr. Irmgard Schwätzer

Präses der Synode der EKD

Liebe Angelika Weigt-Blätgen,

nach 22-jähriger Amtszeit bei der Evangelischen Frauenhilfe Westfalen beenden Sie ihren aktiven Dienst und scheiden aus dem Amt der Leitenden Pfarrerin. Über viele Jahre haben Sie diesen besonderen Frauenverband mit seiner langen Tradition und seinem breiten sozialdiakonischen wie frauenpolitischen Aufgabenspektrum umsichtig geführt und weiterentwickelt. Über viele Jahre haben Sie sich aber auch über Westfalen und die Evangelische Frauenhilfe hinaus im EKD-weiten Kontext mit Leidenschaft in die Gestaltung der Kirche eingebracht.

"Gott liebt Gerechtigkeit und Recht". Dieser Satz aus Psalm 33 (5) fällt mir ein, wenn ich auf Ihr Wirken schaue, das ich besonders in den letzten sieben Jahren in der Synode der EKD kennengelernt habe. Nach Gerechtigkeit und Recht zu streben, das war und ist Ihnen eine Herzensangelegenheit und prägt Ihr Engagement. Sie haben mit Ihrem Wirken immer deutlich gemacht, dass Gerechtigkeit eine zentrale Kategorie unseres Glaubens ist und dass wir gefordert sind, uns einzumischen in gesellschaftspolitische Fragen und einzutreten für die Würde von Menschen, wenn sie missachtet und durch Machtmissbrauch und Ungerechtigkeit gefährdet ist.

Auch für die Kirche selbst, ihren Aufbau und ihre Strukturen, ist Gerechtigkeit ein zentrales, aber nicht immer rühmliches Thema. Was die Würde und die Rolle von Frauen angeht, hat die Kirche lange Zeit selbst äußert ungerecht (und unbiblisch!) agiert, indem sie die Ungleichwertigkeit von Frauen und ihre Unterordnung unter die Männer religiös zu legitimieren versuchte. Sich einzusetzen für die Würde und die Rechte von Frauen in Gesellschaft wie Kirche, das ist das Anliegen der Evangelischen Frauenhilfe. Die Frauenhilfe entstand, als Frauen in Deutschland zu Beginn des 20. Jahrhunderts gegen Rechtlosigkeit und Unmündigkeit aufbegehrten. Damals noch zögerlich, heute selbstbewusst und unmissverständlich setzt sich die Frauenhilfe für Geschlechtergerechtigkeit in Gesellschaft und Kirche ein. Als leitende Pfarrerin haben Sie dieses Engagement in Westfalen maßgeblich mitgeprägt.

Auf diesem Feld ist auch heute noch viel zu tun – überall in der evangelischen Kirche. Darin sind wir uns einig. Und der Einsatz für Geschlechtergerechtigkeit wird uns auch in Zukunft verbinden, auch wenn wir über den Weg, der heute zu gehen ist, gerade nicht einig sind.

In der Synode der EKD sind wir uns seit 2009 immer wieder begegnet. Besonders Ihr umsichtiges Wirken als stellvertretende Vorsitzende des Haushaltsauschusses habe ich sehr geschätzt. Besonders wichtig in dieser Zeit war die Begleitung der Finanzierung der EKD-Aktivitäten zum Reformationsjubiläum 2017. Da der Vorsitzende des Haushaltsausschusses direkt involviert war, waren Sie als stellvertretende Vorsitzende in der Verantwortung, den Finanzrahmen zu gestalten. Es war eine Freude mitzuerleben, mit welcher Umsicht und Weitsicht Sie diese Herausforderung gemanagt haben!

Gott liebt Gerechtigkeit und Recht. Dieses Motto kennzeichnet auch weitere Felder Ihres EKD-weiten Engagements, sei es im Präsidium der Evangelischen Frauen in Deutschland, sei es als stellvertretende Vorsitzende der Konferenz für Diakonie und Entwicklung, dem höchsten Beschlussgremium des Evangelischen Werks für Diakonie und Entwicklung. Stets geht es Ihnen darum, aus dem Glauben heraus für eine bessere Welt zu streiten, in der Unrecht und Ungerechtigkeit keinen Platz mehr haben.

Ihre heutige Entpflichtung ist für Sie – nach den langen Jahren intensiven Wirkens für die evangelische Kirche – vielleicht auch ein Schritt zu mehr persönlicher Freiheit. Mögen Sie diese Freiheit genießen können mit allem, was Ihr Leben neben dem Beruf reich macht. Gottes Segen sei mit Ihnen und bleibe bei Ihnen auf all Ihren Wegen!

Dr. Irmgard Schwaetzer