Dokumentation

Verabschiedung von Angelika Weigt-Blätgen aus dem Amt der Leitenden Pfarrerin der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. | 01.05.2021

Angelika Waldheuer

Laudatio
Angelika Waldheuer

Vorsitzende der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V.

Liebe Gäste, hier in der Kapelle und an den Bildschirmen,
Liebe Frau Weigt-Blätgen,

zu ihrer Verabschiedung aus dem aktiven Dienst der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen (EFHiW) nach 37 jähriger Tätigkeit, in und für diesen unseren Verband, sage ich Danke und überbringe die herzlichsten Segenswünsche für den nun beginnenden Ruhestand

  • vom Vorstand
  • unseren Einrichtungen mit ihren Leitungen, Mitarbeitenden, Bewohner*innen, Klient*innen
  • den Vorständen der Bezirks-, Stadt- und Synodalverbänden
  • den Gemeindegruppen.

Sie haben in ihrer langjährigen Tätigkeit das Bild der Frauenhilfe nachhaltig geprägt und kontinuierlich weiterentwickelt.
Schon im Vikariat in Dortmund war einer ihrer Schwerpunkte die Frauenarbeit und selbst im Studium befassten sie sich neben der Praktischen Theologie und Politischen Ethik mit der feministischen Theologie, damals noch in den Anfängen. Die Arbeit mit und für Frauen begeisterte sie und forderte sie gleichermaßen heraus, so war der Eintritt am 01.04.1984 als Verbandspfarrerin für die gemeindebezogene Frauenarbeit nur ein weiterer Schritt.
Die Frauenhilfe suchte eine Frau mit einem ökumenischen, politischen, feministischen Profil und gewann mit ihnen eine Frau, die motiviert, engagiert, mit großer Offenheit und viel Phantasie in die Arbeit einstieg. Zunächst war der Schwerpunkt ihrer Tätigkeit die  Bildungsarbeit, die sie mit interessanten Vorträgen, lehrreichen Seminaren und Fortbildungen zu aktuellen Themen bereicherten und weiter entwickelten. Ihre fundierten Bibelarbeiten und die der Zeit entsprechenden Predigten fanden im Laufe der Jahre eine immer größer werdene Fangemeinde. In den Frauenhilfegruppen waren sie ein gerngesehener Gast bei Verbandsfesten und Jubiläen. Und derer waren es viele -schaut doch die EFHiW in diesem Jahr auf eine 115 jährige Geschichte.

Die Offenheit der Frauenhilfe für die weltweiten ökumenischen Fragen zeigt sich in vielerlei Aktivitäten und Kontakten, der intensiven WGT-Arbeit, den Reisen in die WGT-Länder, weiteren Kontakten zu Frauen in der DDR, nach Polen und in die Tschechoslowakei. Nicht zuletzt die Mitgliedschaft im „Ökumenischen Forum Christlicher Frauen in Europa“ , das alles zollt von der großen Kompetenz, die Frauenhilfe in dieser Thematik auszeichnet.
Die Einrichtung der Westfälischen Arbeitsstelle „Ökumenische Dekade- Kirchen in Solidarität mit den Frauen“, die von 1990 bis 1998 ihren Sitz beim Landesverband hatte unterstrich diese Arbeit  und förderte und belebte das produktive Miteinander zwischen Verbandsarbeit, Fraueninitiativen und dem Frauenreferat unserer Landeskirche und machte es sichtbarer.

20 Jahre später zogen sie bei der Mitgliederversammlung in ihrem mündlichen Bericht  - Bilanz. Der Vortrag endete und hier zitiere ich: „was von der Dekade bleibt: Uns von den Steinen, die zu erwarten sind, nicht von unserem Weg und von unserem Ziel abhalten lassen. Und immer wieder (von dem Aufstand gegen den Tod, )von der lebensverändernden Wirklichkeit erzählen, sie weiterverbreiten und zu feiern.“

Ja, das zeichnet sie aus, liebe Frau Weigt-Blätgen, Zielstrebigkeit, Optimismus und Voraussicht.

Angelika Weigt-Blätgen
Zum 01.07.1999 berief sie der Vorstand zur „Pfarrerin in der Geschäftsführung“, dem dann die Berufung zum 01.04.2003 als „Leitende Pfarrerin“ folgte.
Sie trugen in dieser Position nun die Verantwortung für den gesamten Verband mit den sozial-diakonischen Einrichtungen und deren Mitarbeitenden, der Bildungsarbeit und den vielen Ehrenamtlichen an der Basis. Vieles haben sie in diesen Jahren auf den Weg gebracht. Die stationäre Altenhilfe wurde ausgeweitet und kontinuierlich weiterentwickelt, durch die Übernahme von Haus Phöbe in Warburg, die Eröffnung des Alten- und Pflegeheimes Hanse-Zentrum in Soest und durch den nun entstehenden Ersatzneubau in Warburg. Die Angebote in der Behindertenarbeit in Wengern und Werdohl wurden ergänzt und erweitert und den Standards angepasst. Ein Ziel von ihnen, die Einrichtungen zukunftsfähig halten und das ist ihnen umfänglich gelungen. Die Fortführung und Weiterentwicklung der Anti-Gewalt-Arbeit mit dem Frauenhaus in Soest und den Beratungsstellen Nadeschda, Theodora, Tamar und seit Dezember mit einer Allgemeinen Frauenberatungsstelle im Kreis Soest. Oft wurde die Arbeit erschwert durch Vorgaben des Gesetzgebers und es musste neu überlegt und geplant werden. „Flexibel bleiben“ lautete die Devise. Zuletzt betraf es auch unsere Altenpflegeschulen, die es hieß umzurüsten und den neuen Gegebenheiten anzupassen. Das Ergebnis: ein Bildungsinstitut für Pflegeberufe.
Immer nahmen sie  alle Herausforderungen an und suchten nach tragfähigen Lösungen, wenn es auf dem Weg auch schmerzliche Erfahrungen gab, und die Trennung von Liebgewordenem sein musste, so geschah das nie überhastet, sondern war stets wohl durchdacht und wurde leidenschaftlich diskutiert. So zum Beispiel die Aufgabe der Müttergenesungsheime und zuletzt auch die Einstellung der Vermittlungsstellenarbeit für Müttergenesung. 

Eine oft gestellte Frage: Ist die Frauenhilfe überlebensfähig? Diesen immerwährenden gleichen Diskussionen traten sie jedes Mal aufs Neue mit einer positiven Haltung gegenüber. Diese Auseinandersetzungen, die häufig bestimmt sind von einer starken Beharrung auf völlig überholten Positionen, tradierten Vorstellungen von Frauenhilfearbeit und inhaltlicher Inkompetenz lassen eine schon mal laut werden. Da beharrlich und wertschätzend bei der Sache zu bleiben, spricht für sie und ehrt sie ganz besonders.

Angelika Waldheuer
Liebe Frau Weigt-Blätgen,
Sie sind immer offensiv mit ihrem Engagement für die Frauenarbeit in der Kirche und der Frauenhilfearbeit insbesondere umgegangen. Und so blieb es nicht aus, dass sie eine gefragte Frau in der kirchlichen, frauenpolitischen Landschaft sind.
Während ihrer Tätigkeit waren sie gewähltes oder berufenes Mitglied in vielerlei Gremien

  • in der Landessynode der EKvW
  • in der Synode der EKD
  • im Verwaltungsrat des Diakonischen Werkes Rheinland-Westfalen-Lippe
  • im Leitungskreis der Ämter, Werke und Einrichtungen der EKvW
  • in der Fachverbandskonferenz und der Diakonischen Konferenz des DW/EKD für die EFiD
  • Stellvertretende Vorsitzende der EFiD
  • von Mai 2004 bis Dezember 2017 waren sie als Vertreterin der Union Evangelischer Kirchen in der EKD, Vorsitzende des Kuratoriums der Schwesternschaft.

Im Schwesternbrief war dazu folgendes zu lesen: In den 13 Jahren war sie eine kompetente, fachkundige, seelsorgerliche und schwesterliche Begleiterin.
Wer möchte da noch widersprechen?

Ein enormes Arbeitspensum haben sie in den vergangenen Jahren für die Frauenhilfe absolviert. Und wie viele Kilometer sind sie dafür durch das Land gefahren? Wer mal in den Genuss einer gemeinsamen Autofahrt kam, lernte sie nicht nur als brillante Fahrerin, sondern auch als gute Zuhörerin und unterhaltsame Erzählerin von so manchen Frauenhilfe-Erlebnissen kennen.

Bei all den Aufgaben: Den Blick für die Basis, die Liebe zu den Frauenhilfefrauen und den Menschen* haben sie nie verloren. Die Weiterbildung und Stärkung der vielen Verbandsfrauen, die sich in ihren Gemeinden ehrenamtlich engagieren, war ihnen sehr wichtig. Das Wohl dieser Frauen lag ihnen am Herzen. Denken wir an das 100jährige in der Dortmunder Westfalenhalle, den Oasentagen, den Konferenzen und, und...
Das haben sie geschafft, weil sie es verstanden haben, Mitarbeitende zu motivieren und mit auf den Weg zu nehmen.

Nun geben sie die Verantwortung zurück und sie wird in anderen Händen liegen.
In ihrer Predigt zu ihrer Amtsübernahme am 27. August 1999 sagten sie: „Die Räume werden enger. Mit diesem kurzen Satz läßt sich das Lebensgefühl in Kirche, Diakonie, Politik und Gesellschaft beschreiben.“ Sie haben in all den Jahren mit diesen immer knapper werdenden Mitteln gut Haus gehalten und verlassen die Frauenhilfe gut aufgestellt, solide und durchaus zukunftsfähig.

Wir danken ihnen und wünschen ihnen für die nun beginnende Lebensphase alles Gute, Gottes reichen Segen und - bleiben sie uns verbunden.

Angelika Waldheuer          
Vorsitzende der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V.